Der Rennbericht ist noch ein Relikt aus alten Zeiten, aber ich bin jetzt erst dazu gekommen die Bilder dafür vernünftig zu suchen. In einer Woche kommt er an seine chronologische Stelle.

Einer der "großen Tage" der Reise ist gekommen. Endlich wieder ein Rennen, endlich wieder ein Zielbogen und eine Startnummer. 
Am Vortag gibt es noch eine Pastaparty. Sie findet in einem relativ schicken Restaurant statt. Von den Besuchern werden alle triathletischen Stereotypen bedient: Finisher Tshirts diverser Rennen, Oakley Sonnenbrillen, augelatschte (teilweise aber auch brandneue wirklich teure) Wettkampfschuhe und Ironman Logo Tatoos auf den Waden (mein persönliches Highlight aber ein Bild von sich selbst auf dem Rennrad auf dem Arm). Mit meiner Wanderhose und Laufschuhen falle ich also gar nicht weiter auf.
Heute stehe ich um 5 Uhr früh auf. Ich will noch halbwegs in Ruhe frühstücken und muss danach noch 9 km den Berg herauf zum künstlichen See fahren. Mir wurde gesagt ich soll um spätestens 6 halb 7 dort sein um mein Rad einzuchecken. Das habe ich extra nicht gestern bei der Startunterlagen-Abholung gemacht um nicht den ganzen Weg zurück laufen zu müssen. Ich bin um halb 7 dort und einer der ersten in der Wechselzone. Außerdem fehlen quasi noch alle Räder. Die Regeln scheinen nicht so fix zu sein wie angekündigt. Ich habe in ruhe Zeit um mich vorzubereiten, aus Paracord improvisiere ich mir ein Startnummernband. Statt einem Gel lege ich mir ein Snickers neben dem Rad bereit. Es gibt verschieden farbige Beutel, wofür genau und wann sie benutzt werden sollen ist mir aber nicht klar. Ich lasse meine Schuhe einfach am Rad, packe nur mein Tshirt alibimäßig in eine Tüte. Dies ist mein erstes Rennen ohne Einteiler, ich starte stilecht in einer hellblauen Badeshorts mit Palmen. Dann geht es runter zum See. Das Wasser ist eigentlich ziemlich warm, Messungen bezüglich Neo Verbot gibt es nicht. Mit meiner Badehose steche ich ziemlich hervor.
Der Start wäre um 8 Uhr gewesen, wirklich los geht es erst um zwanzig vor 9. Das Schwimmen fühlt sich gut an, deutlich besser als bei meinem Probedurchlauf gestern. Ich weiß meine genaue Platzierung nicht, aber ich komme relativ weit vorne aus dem Wasser, es stehen noch eine Menge Räder in der Wechselzone. Ich fahre los das Rad fühlt sich ohne Gepäck komplett anders an. Ich kann noch auf ein paar andere Fahrer aufrollen, durch den bergigen Charakter der Strecke spielt Aerodynamik kaum eine Rolle. Nur ein paar andere Athleten überholen mich bergab, dort fehlen mir einfach die Gänge.
Ich bin erstaunt über die fehlenden Regeln beim Rennen. Leute fahren ohne Helm, es wird verbotenerweise Windschatten gefahren, aber es gibt gar keine Kampfrichter um irgendetwas zu ahnden. Stattdessen fahren Polizei Motorräder und Autos auf der Strecke.
Die Unterlagen zum Rennen waren wirklich kurz und nicht wirklich aussagekräftig. Ich habe übersehen, dass zwei Runden gefahren werden müssen. Zusätzlich werde ich von einem Freiwilligen weiter geradeaus gewunken und biege nicht in die zweite Runde ab. Nach hügeligen 2,5 km stehe ich in der Wechselzone, man sagt mir ich wäre auf Platz 3. Irgendetwas stimmt nicht. Direkt danach wird gefragt ob ich zwei Runden gefahren wäre. Bin ich natürlich nicht. In meiner Triathleten Ehre gekränkt schwinge ich mich wieder auf mein Rad fahre mit etwas Unmut die zweite Runde. Meine gute Position im Feld habe ich damit verloren. Das ist alles nur zum Spaß versuche ich mir einzureden, der Wettkämpfer in mir ist aber enttäuscht. Der Lauf geht prompt mit Magenschmerzen und Seitenkrämpfen los. Ich kämpfe mich durch, probiere noch so viele andere Athleten wie möglich zu überholen. Das funktioniert ganz gut. Am Ende komme ich auf Position 22 ins Ziel. Rechnet man die Viertel Stunde heraus, die mich mein Verfahrer gekostet hat, wäre es ein Platz in den Top 10 bei 52 Startern gewesen. Nicht schlecht dafür, dass ich dieses Jahr noch gar nicht geschwommen und nur wenig gelaufen bin. Das Radreisen scheint wohl trotzdem ein gutes Training zu sein.
Ich vernichte das Essen im Zielbereich, schaue mir die Siegerehrung inklusive Nationalhymnen an und genieße die Atmosphäre. Wenn ich könnte würde ich direkt nochmal starten.

Zurück zum Anfang