Die Nacht war gut. Der Schlaf ist erholsamer, wenn die Matratze nicht ständig nachgepumpt werden muss. Nur einmal habe ich etwas neue Luft hineingepustet, es ist ziemlich kalt geworden und dadurch hat das Volumen der Matratze abgenommen. Am Morgen riecht es in der Hütte immernoch nach Rauch, am Vorabend haben unsere Gastgeber permanent darin geraucht. Wir sind etwas traurig um unsere frisch gewaschenen Anziehsachen und den Schlafsack, die jetzt nicht mehr so gut riechen.
Am Morgen sind wir bei unserem Gastgeber Emir Polland zur Feier des Opferfests eingeladen. Wir kommen zu spät am Treffpunkt an, eine genaue Zeitangabe hatten wir auch nicht. Er ist nicht mehr da, wir setzen uns auf die Bänke vor den Mini-Märkten und essen erstmal unser Müsli. Irgendwann erreichen wir ihn doch und er holt uns ab. Ich wäre nicht ganz so traurig gewesen das Fest zu verpassen, der Hauptinhalt ist die Opferung und dann Zubereitung eines Tieres. Noch während wir vor den Läden sitzen, wird eine Kuh hinter einem Traktor her getrieben, ein Junge hält ihren Kopf, nicht wirklich sanft mit einem Stock, vom Hinterrad des Traktors fern. Die Kette um den Hals der Kuh zum Traktor könnte etwas länger sein. Kurze Zeit später hören wir zwei Schüsse. Für die Leute hier ist es ganz normal, für uns aber sehr gewöhnungsbedürftig. Auf dem Weg zum Haus unseres Hosts kommen wir an einem Haus vorbei, in der Mitte des Hofs liegt eine tote Kuh und wird zerlegt. Zum Glück ist die Schlachtung am Hof von Emir schon vorbei. Auf dem Brunnen liegt immernoch der Kopf des Lamms. Etwas weiter hinten wird der Kadaver zerlegt. Die Mutter bricht ein Bein ab, beim Knacken der Knochen zucken wir alle zusammen. Mich bestärkt das ganze noch mehr in meiner vegetarischen Ernährung. Natürlich werden die ersten Teile direkt zubereitet. Wir probieren davor zu gehen, der Großvater will uns nicht gehen lassen bevor wir nicht etwas vom Fleisch probiert haben. Widerwillig nehme ich das kleinste Stück das ich finden kann, danach halte ich mich an meinem Tee fest. Die Mutter versucht uns zu überzeugen ihren Sohn mit auf unsere Tour zu nehmen, wir drei glauben, dass das keine gute Idee ist. Sie sind aber überzeugt.
Kurz darauf machen wir uns aber auf den Weg. Der Tag sollte lang werden und wir wollen 120 Kilometer bis zu einer größeren Stadt fahren. Der Tag verläuft unauffällig, eine Stadt haben wir zum Kaufen von Vorräten. Dort werden wir dafür direkt wieder umringt, immerhin spricht ein junger Student Englisch. Wir bekommen Wasser umsonst und kaufen leckeres Brot. Abends gibt es wieder Linsensuppe, bis dahin fahre ich das Brot spazieren.
Am Ende schaffen wir die Distanz doch nicht mehr ganz. An einem Brunnen waschen wir uns halb, ganz nackt machen wollen wir uns an der Hauptstraße nicht. Die T-Shirts werden auch gewaschen, die Sonne steht noch relativ hoch. Nach einem Platz für unser Zelt suchen wir oberkörperfrei. Dort angekommen, haben wir endlich Zeit und Ruhe etwas zu entspannen, nach mehreren Tagen umringt von Menschen ist es sehr angenehm etwas herunter zu kommen.
Der Rest will ohne Außenzelt schlafen, ich spanne meines lieber direkt ab. Kurz darauf hören wir Schüsse. Wir sind alle etwas beunruhigt und gehen irgendwann mit Stirnlampen vorsichtiger nachsehen, zum Glück findet das ganze irgendwo auf der anderen Seite der Straße statt. Während wir zurück zu den Zelten laufen sehen wir Blitze am Horizont. So ganz entspannt ist der Abend also doch nicht. Trotzdem fühle ich mich gut freue mich sogar auf die Nacht im Zelt, nur Regnen sollte es lieber nicht.
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