​​​​​​​
Am Morgen packe ich schnell meine Sachen ein, immerhin muss ich das Zelt nicht abbauen und auch Isomatte und Schlafsack sind bereits verpackt. Ein bisschen dauert es aber trotzdem alles. Danach gibt es schnell eine Nudelsuppe, diesmal die größte Portion, die geht. Aus Gestern habe ich gelernt, und da der Tag noch länger und anstrengender wird, will ich lieber zu viel als zu wenig ins System packen. Meine Radhose ist leider immer noch etwas nass nach der Wäsche am Abend, mit dem Fön bekomme ich sie aber doch relativ trocken. Rund um das Hotel herum kaufe ich bei verschiedenen Ständen Verpflegung für den Tag unter anderem vier Bananen. Eine davon werde ich später noch überfahren.
Ich probiere so viel Essen wie möglich an meinem Rad unterzubringen. Der Tag wird lang und hat vor allem eine Menge Höhenmeter. Außerdem sind auf der Karte kaum bis keine Städte zu sehen. Ob ich die Möglichkeit habe, unterwegs Essen zu bekommen, ist nicht wirklich klar. In der Realität sind aber regelmäßig kleine Ansiedlungen, die Versorgung mit Essen wäre also nicht so schwierig gewesen. Trotzdem ist es angenehmer und zeitsparender, nur Kleinigkeiten (davon aber viele) auf dem Rad während der Fahrt zu essen.
Die Route führt mich wieder an (diesmal aber kleineren) Flüssen entlang. Das Ganze erinnert mich sehr an Georgien, nur größer und nebeliger. Ähnlich wie die letzten Tage ist alles mit einem grauen Dunst überzogen. Ich fahre lange bergauf. Irgendwann muss ich über einen Pass, hier ist dann auch der Fluss verschwunden. Dafür fängt es oben an zu regnen. Erst halte ich es lediglich für die ohnehin immens hohe Luftfeuchtigkeit. Da aber eine Abfahrt von 27 Kilometern ansteht, ziehe ich meine Regenjacke an. Dabei bemerke ich, dass es jetzt richtig ordentlich angefangen hat zu regnen, also gibt es die volle Montur. Jetzt erfüllt sie auch wieder ihren primären Zweck. In Tadjikistan hatte ich sowohl Regenhose als auch –jacke nur zum Kälteschutz an. Auf der nassen Straße rutscht mir einmal das Vorderrad weg. Zum Glück kann ich das Rad wieder fangen und einen Sturz verhindern. Kurz darauf bin ich auch genug abgefahren, dass der Regen wieder aufgehört hat und die Straße trocken ist. In einer kleinen Stadt will ich nur einen Snack für auf die Hand kaufen. Lange sitzen will ich nicht, da ich wenig Zeit habe und auch nicht vom Regen eingeholt werden will. An einem Stand an der Straße gibt es etwas, was aussieht wie Pfannekuchen oder Crepe. Ich will ein paar haben, aber anscheinend werden sie mit Würstchen belegt. Am Ende nehme ich nur einen, hinein kommen ein Salatblatt und süß-saure Soße. Eine interessante Kombination, aber auf einer langen Tour geht alles rein.
Nach der Abfahrt geht es mehr oder weniger direkt wieder bergauf. Obwohl ich schon über 1200 Höhenmeter bewältigt habe, muss ich nochmal 600 hinauf fahren. Es läuft alles gut, die Motivation ist hoch. Nur der allerletzte Teil ist ein Reinfall. Ich hatte mich mehr nach dem Routing der chinesischen Navigationsapp gerichtet als nach Komoot und durfte mein Rad einen Kilometer sehr steil bergauf schieben. Das hätte ich nicht mehr gebraucht heute. Als ich am geplanten Hotel ankomme, ist alles dunkel. Ein paar Gäste gehen ein und aus, aber niemand kann mir helfen. Nach etwas Wartezeit suche ich mir ein anderes. Erst will man mich dort weiterschicken. Ein Ausländer muss immer bei der Polizei registriert werden. Ich erkläre, dass ich nicht in ein großes und teures Hotel gehen möchte, und am Ende darf ich bleiben. Der Besitzer nimmt Kontakt mit der Polizei auf, es dauert alles. Inzwischen ist es sieben Uhr, ich bin total geschafft und will nur essen und ins Bett. Erst füllen wir aber noch gemeinsam einen Zettel für die Polizei aus. Darin, eigentlich nur Fragen nach Dingen, die ich bereits im Visum, an der Grenze und auch sonst schon öfter angegeben habe. Ich frage mich, was das ganze Gehampel soll, aber so ist wohl die chinesische Bürokratie. Endlich kann ich ins Zimmer, dort die nächste Enttäuschung, die Toilette ist eine Hocktoilette. Nach dem langen Tag wäre etwas zum Sitzen angenehmer gewesen. Das Abendessen nebenan hebt aber die Laune und auch das Bett ist bequem. Draußen regnet es. Ich habe alles richtig gemacht, nicht vorher zu zelten, sondern bis hier hin durchzufahren.

Zurück zum Anfang