Wir schlafen bis 7 Uhr aus, danach heißt es seit langem mal wieder Zelt abbauen. Die Nacht war kühler als erwartet, wahrscheinlich knapp unter 10 Grad. Wir waren bei weitem noch nicht so hoch wie wir später auf dem Pamir Highway sein werden, dort wird es sicher noch deutlich kühler. Der Bauer lädt uns wieder zu Tee ein, erst machen wir uns aber Porridge. Er steht dabei und schaut gespannt zu. Da das Abendessen etwas kleiner ausgefallen ist, fülle ich meinen Topf ordentlich mit Haferflocken. Endlich ist so auch die erste ein Kilogramm Packung aus Kasachstan leer.
Das gesamte Porridge aufzuessen war ein Kampf. Wir gehen noch für einen Tee zu der Hütte des Bauerns. Neben dem Tee werden aber auch noch Brot, flüssige Butter und andere Sachen auf den Tisch gestellt. Wir haben eigentlich beide absolut keinen Hunger mehr, essen aber etwas aus Höflichkeit. Wir bekommen auch jeder eine Schale mit warmer Flüssigkeit vorgesetzt. Nach sem Probieren stellt sich heraus, es ist Milch. Der Bauer mischt etwas hinein, das aussieht wie Teig, sich aber auflöst wie Zucker. Die braune Bestandteile verbleiben in Klumpen, die weißen werden zu gelben Fettaugen auf der Milch. Jack und ich haben beide nicht verstanden was es ist. Wir schaffen es gerade so die Milch zu Löffeln, einen Nachschlag lehnen wir dann aber doch lieber ab, zu voll sind unsere Mägen. Zum Abschied bekommem wir jeder noch fünf weiße Kugeln. Was genau das ist wissen wir nicht, der Bauer beißt von einer ein Stück ab und isst es. Ich probiere das Selbe, aber die Kugel ist so hart, ich habe das Gefühl auf einen Stein zu beißen. Der Geschmack ist dabei eher süßlich und ich halte es für Zucker für einen Tee. Der Bauer sieht unser Problem und holt zwei Hämmer. Nach ein paar Schlägen, ist die Kugel in kleinere Stücke zerteilt. Ich probiere eines davon und bin überrascht, ein weiteres Milchprodukt, diesmal in ganz fester Form. Das Stück schmeckt säuerlich, wie die überall bekiebte fermentierte Milch, nicht mein Lieblingsgeschmack. Ablehnen können wir natürlich nicht, also packen wir die Kugeln ein und hoffen später jemanden zu finden an den wir sie Weiterschenken können.
Wir fahren los, sehen unterwegs den eigentlichen Weg den wir hätten nehmen müssen. An einer Weggabelung verabschiede ich mich noch einmal in eins der hier üblichen Plumpsklos. Dem netten Bauern und seinem Feld wollte ich es nicht antun. Die Weggabelung führt uns herunter von der Hauptstraße, welche uns direkt in Richtung Duschanbe bringt. Stattdessen fahren wir über raue Schotterstraßen auf der abgelegeneren Seite des Flusses. Momentan scheint Getreide Ernte zu sein, auf den Straßen liegt massig Stroh und viele Frauen binden dieses zu Büscheln zusammen. Kommt ein Auto oder zwei Radfahrer vorbei, wird die Arbeit kurz unterbrochen, alle verlassen die Straße und die Fahrzeuge fahren einfach über das Heu drüber. Ein interessantes Spektakel.
Irgendwann bin ich aber doch froh wieder auf die Straße zu kommen, der Weg vorher raubte einfach zu viel Energie und ich wurde langsam echt müde. Wir kommen an einen kleinen Supermarkt, es gibt keine richtige Cola, aber eine Packung mit kleinen Muffins. Ich kaufe sie mit dem Plan später während der Fahrt noch etwas zu essen zu haben, wenig später sind alle Muffins verschwunden. Es ist zwar schon bereits fast 2 Uhr, wir wollen aber noch ein gutes Stück weiter kommen, bevor wir eine richtige Mittagspause machen. Also geht es weiter, heute ist die Strecke deutlich bergiger.
Trotzdem kommen wir an unserem geplanten Mittagsziel an, an der Straße befinden sich viele kleine Geschäfte, das Wasser aus den Bergwänden wird zum kühlen der Getränke benutzt. Die erste Cola geht ziemlich schnell runter, danach mache ich mich auf die Suche nach etwas zu Essen. Jack hat mehr Glück es gibt gefüllte Teigtaschen mit Fleisch, ich verzichte muss aber herum fragen wo ich etwas Vegetarisches bekomme. Am Ende verweist man mich an ein anderes Restaurant, dort bekomme ich eine Gemüse Suppe, die ziemlich nach Lamm schmeckt, Brot und eine Cola für umgerechnet 1,70€. Ich bin zufrieden, der Bauch ist voll und wir nehmen das letzte Stück bis zum Camp in Angriff.
Der Wind kommt ordentlich von hinten und wir entscheiden, dass wir definitiv einen geschützen Platz für die Nacht brauchen. Immer wieder kommen wir an kleinen angepflanzten mini Wäldern vorbei. Vor einem sitzt ein Bauer und bietet uns Tee an. Wir haben zwar erst 75 km statt der geplanten 80, dafür bietet der Wald auf seinem Grundstück Sichtschutz vor der Straße und Schutz vor dem Wind. Außerdem fühlt es sich besser an offiziell geduldet zu campen. Sein Sohn spricht sogar etwas Englisch und so bauen wir bald unsere Zelte auf. Ich bekomme noch Hilfe vom Sohn dabei, die anderen Kinder stehen interessiert dabei. Außerdem zeigt er uns sein Englisch Schulbuch. Für die siebte Klasse ist das geforderte Englisch ziemlich hoch, auch Sätze wie: Es ist besser stehend zu sterben, als kniend zu leben. Muten etwas seltsam in einem Schulbuch für Siebtklässler an. Alle sind jedoch sehr nett zu uns, wir bekommen noch einen Teller mit Äpfeln und ein paar Tomaten für unsere Linsensuppe. Der Abend ist deutlich milder als gestern und so liege ich ohne Schlafsack und Liner auf meiner Isomatte, wo ich gestern schon tief in selbige eingepackt war.
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