Am Morgen geht doch nicht so schnell voran wie geplant, aber ich habe auch irgendwie nicht mehr so viel Lust, mich zu hetzen. Ich verabschiede mich schweren Herzens von den beiden, dann gibt es noch ein letztes Nasi Lemak. Ich radel zum Bahnhof und steige in den Zug, um aus der größten Stadt herauszukommen. Ich spare auch eine Menge Zeit, aber die Straßen hier sind wirklich verrückt, eine Menge Tunnel und Brücken überall. Das macht mit dem Rad keinen Spaß. Außerdem möchte ich heute nochmal meine Universität vom Auslandssemester anschauen. Praktischerweise kann ich dort mit dem Zug vorbeifahren und es ist kein Umweg. Vom Bahnhof sind es nur ein paar Kilometer bis zum Campus und dann kann ich ihn nochmal mit dem Rad erkunden. Ich sehe die Mensa und die alten Gebäude mit den Hörsaalen. Manches sieht noch gleich aus, andere Gebäude wurden immerhin von außen etwas aufgehübscht, was dem Erscheinungsbild gut tut. Alte Erinnerungen kommen wieder hoch und ich habe ein dickes Grinsen im Gesicht. Eine Menge Fotos gehen nach Hause zu meinen ehemaligen Kommilitonen.
Eigentlich wollte ich von hier weiterfahren und hätte dann noch etwa 140 Kilometer bis nach Melaka, aber nach den Erkundungen ist es zu spät. Ich steige also wieder in den Zug und fahre bis zur Endhaltestelle. Von dort sind es noch etwas über 70 Kilometer. Insgesamt komme ich am Ende auf knapp 90 Kilometer. Wirklich angenehm ist es heute nicht zu fahren. Die Straßen sind nicht groß, aber mit ordentlich Verkehr. Dazu kommt, dass mein vorderes Kettenblatt doch deutlich weiter verschlissen ist, als ich dachte. Ich habe es in KL nicht ausgetauscht, weil ich nicht noch einen halben Tag für die Suche nach Radläden opfern wollte, aber jetzt während der Fahrt bereue ich es etwas. Ich muss aufpassen. Vor allem beim Anfahren nach einer Ampel wäre ich ein paar Mal fast gestürzt, weil plötzlich die Kette durchgerutscht ist.  Das nächste Problem folgt kurz darauf, ich kann das Ventil am Hinterrad nicht mehr öffnen. Beides keine tourbeendenden Probleme, aber trotzdem nervig.
Aber der Tag sollte noch eine weitere Überraschung für mich bereit halten. Relativ spät komme ich in Melaka an, auf dem Weg sehe ich aber einen Radladen. Die Tür ist voll mit Stickern, es scheint also ein guter Laden zu sein. Ich werde sehr freundlich empfangen und unterhalte mich mit einer anderen Kundin über meine Reise. Der Besitzer sucht ein Kettenblatt, aber hat leider kein Neues. Ich sage, dass ich kein Neues brauche und auch ein Gebrauchtes nehme, solange es in besserer Verfassung als mein jetziges ist, was nicht schwierig sein sollte. Ich habe Glück und er hat noch eine alte Kurbel herumliegen. Er baut mir das Kettenblatt und sogar noch einen neuen Ventileinsatz ein. Als er mein aufgespleistes Kabelende vom Schaltzug sieht, lässt er es sich nicht nehmen, auch dieses noch zu verbessern. Als ich am Ende zahlen will, lehnt er ab. Ich bin sehr dankbar. Das Ganze ist wieder eine typische Geschichte, die nur diese Reise schreibt. Sehr glücklich und mit einem besser funktionierenden Rad fahre ich zu meinem Hostel.
Es war ein langer Tag, ich wollte nur schnell essen und ins Bett, aber auf dem Weg zurück treffe ich wieder die Franzosen aus Usbekistan. Eigentlich dachte ich, sie wären noch in Singapur, aber sie sind früher weiter. Von weitem erkenne ich sie auf der Straße, ein lustiger Zufall. Wir verbringen noch den Abend zusammen und verabreden uns für den nächsten Tag.
Zurück zum Anfang