Diese Nacht habe ich vorgesorgt und meinen Schlafsack direkt noch als zusätzliche Decke über mir ausgebreitet. Beim Aufwachen ist mir also nicht kalt, ich bin trotzdem noch ziemlich müde. Aber es hilft nichts, ich muss aufstehen. Heute werden Ruderer beobachtet. Ich habe versucht bereits so viel wie möglich am Vorabend zu packen, am Ende brauche ich trotzdem länger als erwartet (wie immer). Marco und ich liegen trotzdem gut in der Zeit bei der Abfahrt. Wir wollen die Route, die Evina auf ihrer Ruder Regatta nimmt, mit den Rädern nachfahren und sie am Ausstieg treffen. Gesagt getan, wir treffen auf ihre Rudergruppe während sie gerade an der letzten Schleuse vor dem Ziel warten. Aus der ganzen Region inklusive Venedig, kommen Ruderer zu diesem Event, das nur einmal im Jahr statt findet. Alle haben dabei das traditionelle venezianische Rudern gemeinsam. Das Ziel ist dabei für alle gleich: Spaß haben und die Villa Badoer Fattoretto. Diese wird nur speziell zu dieser Veranstaltung für die geöffnet und ist sonst immer geschlossen. In der Villa ist außerdem eine riesige Sammlung alter Kutschen, Werkzeuge und Alltagsgegenstände ausgestellt. Zusätzlich gibt es noch ein großes Essen. Schnell wird entschlossen mich einfach mit auf das event zu schmuggeln, auch wenn ich gar nicht eingeladen bin. Dort lerne ich den Rest der Ruder Vereinigung Evinas kennen, von denen alle sehr fasziniert von meiner Reise sind, jedoch kaum jemand Englisch spricht. Einzelne Ausnahmen gibt es, jedoch besonders willkommen sind Giacomo und Barbara. Beide sprechen deutsch. Barbara hat sogar ihr Lehramtsreferendariat in Duisburg gemacht. Die Welt ist klein. Alle geben sich unglaublich Mühe und kümmern sich um mich. Beim Essen werden extra Nudeln ohne Fleisch Soße für much organisiert. Die ganzen Feierlichkeiten lassen mich permanent mit einem Lächeln im Gesicht, ich muss niemanden verstehen um die gute Stimmung zu genießen. Es werden traditionelle Lieder gesungen oder gegröhlt und ein schrulliger älterer Herr spielt zum Playback Gitarre. Irgendwann setzt er zum Solo an und spielt. Kurz darauf kommt ein Kollege auf die Bühne, er hilft ihm dabei und hört auf zu spielen, die Musik läuft jedoch komplett weiter. Seltsamerweise lehnt er den Applaus nach dem Stück wohlwollend ab. Nach dem Essen gibt es eine Tombola. Die Lose scheinen reichlich zu sein, immer mehr Zahlen werden aufgerufen, aber kaum jemand meldet sich. Nach einer Stunde es ist bereits vier Uhr entschließe ich mich aufzubrechen um immerhin noch ein paar Kilometer zu fahren heute. Währenddessen gehen immer mehr Leute. Abends frage ich mich ob die Tombola überhaupt abgeschlossen oder am Ende die restlichen Preise einfach verschenkt wurden. Ich verabschiede mich von meinen Gastgebern und fahre noch ca 45 Kilometer zum nächsten Host Vania. Sie ist eine Freundin von Diego, meinem Host am Gardasee. Als ich komme, weiß sie schon ausgiebig über mich Bescheid. Wir essen zum Abend, plaudern und spielen zum Abschluss noch eine runde indisches Billiard, bei dem münzgroße Plättchen mit dem Fingern auf einem Holzspielfeld herumgeschnippst werden. Irgendwann verabschiede ich mich, ich bin wieder ziemlich müde und in meinem Kopf schwirren noch die ganzen Erlebnisse des Tages herum.
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