Etwas unruhig war meine Nacht, irgendwie klingelte einer meiner Wecker um halb 7. Aufstehen wollte ich erst um 8. Eigentlich war er aus, meine Uhr wollte mich wohl nur beim schlafen stören. Beim Blick aus dem Fenster ein ganz ungewohntes Bild. Der Himmel ist blau und die Sonne scheint. Ich bleibe skeptisch, traue dem ganzen noch nicht. Zu oft hat es dann doch noch geregnet. Marin und ich brechen auf, der erste Teil der Strecke hat alle Höhenmeter, danach soll es flach weiter gehen. Wir müssen allerdings nicht nur über 900 Höhenmeter überwinden, auch der Wind ist ziemlich stark und kommt natürlich von vorne. Nach zwei Stunden haben wir gerade mal 26 km geschafft. Die Natur und der Ausblick auf die Landschaft um uns herum lässt uns aber vieles verzeihen. Marin fährt ein umgebautes altes Rennrad. Ich mag den Ansatz, sein einziger Schwachpunkt ist die Übersetzung. Er hat nur ein großes Kettenblatt und dadurch keinen kleinen Berggang. Er fährt immer vor da er schnell fahren muss um treten zu können und wartet dann wieder auf mich. Auch eine interessante Art einen Berg hoch zu fahren.
Später treffen wir zwei weitere Radfahrer, beide fahren ähnliche Räder wie ich: Mountainbikes mit möglichst wenig Gepäck um auch abseits der Straßen gut voran zu kommen. Aber auch sie sind vom Wetter der letzten Zeit frustriert. Ihr persönlicher Tiefpunkt war die Überflutung ihres Hotels, bei der sie schon ausgepackte Sachen und Taschen aus dem Wasser in ihrem Zimmer retten mussten. Die anschließende Suche nach einer neuen Bleibe um 11 Uhr Nachts gestaltete sich als sehr schwierig, endete aber mit einem Dach, etwas zu Essen und Schnaps der Gastgeber. Wir fahren zusammen weiter unser aller Ziel heute ist Split. 
Obwohl die Räder ähnlich sind werde ich bergauf wieder fast abgehangen. Mein Rad scheint nochmal schwerer zu sein als die der anderen. Ich werde immer müder, meine einzige kurzzeitige Rettung sind saure Gummibärchen Würmer. Irgendwann fahren wir auf einer größeren Straße nach Split. Den Namen Straße hat sie allerdings nicht lange verdient. Plötzlich fahren wir durch eine Baustelle. Keine Beschilderung oder Absperrung, nur eine Fräßkante. Der Untergrund ist sehr steinig, Marin kommt nur noch in Schrittgeschwindigkeit voran. Für unsere Mountainbikes ist der Untergrund kein Problem, sein Rad droht aber fast zu kollabieren, er musste schon einmal in einen Radladen um das Hinterrad neu zentrieren zu lassen. Nicht nur der Untergrund macht uns zu schaffen, auch werden komplett unbeeindruckt von uns Bauarbeiten vorgenommen. Ein Bagger schwingt herum und verteilt Erde während wir vorbei fahren. An einer Engstelle fängt ein Radlader vor uns an rückwärts zu fahren. Es sieht aus als würde uns ein Bauarbeiter vorbei winken, eigentlich weist er aber den Radlader an weiter rückwärts zu fahren. Unsere Gegenwart ist beiden egal. Außerdem fahren immer wieder Autos aus beiden Richtungen über den Weg. Mir wird klar, dass ich das organisierte und reglementierte Deutschland schon länger verlassen habe.
Eigentlich wollte ich ins selbe Hostel wie Marin gehen, hatte aber noch kein Bett gebucht, da sich zu oft in den letzten Tagen kurzfristige Änderungen der Pläne ergeben haben. Diesmal ist nichts passiert, außer dass plötzlich alle Betten belegt sind. Etwas Frustration macht sich breit, so war das alles nicht geplant. Zu allem Überfluss fängt es auch noch an zu regnen. Meine Laune wird dadurch nicht besser. Die weitere Suche nach einem Hostel wird nicht einfacher, schlechte Bewertungen oder hohe Preise bei allen Alternativen machen die Auswahl kompliziert. Irgendwann finde ich ein Hostel, allerdings nur für zwei Nächte. Da ich aber eh total kaputt bin, ist das in Ordnung. Ich trinke eine Cola und will das Hostel buchen, auf einmal ist der Preis angestiegen. Vielleicht lässt sich an der Rezeption etwas aushandeln, ich fahre zum Hostel welches in einer nicht ganz so schönen Wohnsiedlung ist. Dort erfahre ich, das Fahrrad kann nur draußen stehen. Wirklich wohl fühle ich mich damit aber nicht. Nach langem hin und her im Regen entschließe ich mich zu einem teureren aber schönen Hostel mit einem indoor Platz für mein Rad zu fahren. Die Anstrengungen des Tages spüre ich inzwischen deutlich. Etwas lethargisch sitze ich herum und kann mich nicht aufraffen mein Abendessen zu bersorgen. Irgendwann komme ich los, bis ich esse dauert es aber. Die XXL Packung Tortellini sättigt mich so gerade, danach gibt es aber noch einen Joghurt als Nachtisch. Danach geht es später als geplant ins Bett, durch die Vorhänge vor dem Bett hat man aber sehr viel Privatsphäre. Einer erholsamen Nacht steht also nichts mehr im Weg.
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