​​​​​​​Heute morgen schlafen alle länger. Ich bin froh über fast zehn Stunden Schlaf, mein Körper braucht die Erholung. Der Rest ist gestern noch ein bisschen durch Bars gezogen, ich wollte einfach nur schlafen. Schon beim Abendessen hatten wir einen Trend beobachtet, der wohl später in den Bars noch stärker war. Manche Frauen gehen nur voll verschleiert nach draußen, andere sind ziemlich knapp bekleidet. Teilweise noch extremer als man das aus Deutschland gewohnt ist. Vielleicht eine Gegenbewegung und Form des immer stärkeren Einfluss der Religion auf die Politik, vielleicht aber auch einfach nur persönlicher Geschmack. Mir ist es eigentlich auch egal, in unseren leicht dreckigen Outdoor Klamotten haben wir eh wenig Mitspracherecht was Mode angeht.
Nachdem wir zum zweiten mal die Hotel-Lobby mit unseren Rädern eingesaut haben fahren wir los. Ich dachte heute kommen wir früher los, da kein Zelt trocken muss. Die Annehmlichkeiten des Bettes, haben unsere Abfahrt aber doch stark verzögert. Es ist aber nicht schlimm, die ersten 80 km des Tages gehen leicht bergab und wir haben auch noch Rückenwind. Nur etwas Eile ist geboten, gegen 17 Uhr soll es wieder gewittern. Wir machen gute Fortschritte Basil macht wie immer vorne Tempo, die Kilometer fliegen nur so vorbei.
Unseren Mittagsstopp machen wir nach 70 km, wir suchen nach einem Restaurant dass die veganen Cig Köfte anbietet. Unsere Aussprache ist so falsch, dass uns nur ein Cafe mit Kaffe beschrieben wird. Basil findet ein Restaurant mit einem Schild davor, wir haben also Glück und bekommen doch unser Essen. Wir werden von ein paar Einheimischen an einen Tisch eingeladen und die übliche halb englisch halb Google Übersetzer Unterhaltung geht los. Alle Parteien haben ihren Spaß, trotzdem fahren wir relativ früh weiter zu groß ist die Angst vor dem Gewitter. Dazu kommt, dass noch ein 10 km langer Anstieg auf uns wartet.
Als wir losfahren ist es bereits leicht grau am Himmel. Pünktlich zum Anstieg ist es richtig schwarz und die Wolken nicht mehr weit entfernt. Den Rest spornt es zu noch höherem Tempo am Anstieg an, bei Gewitter möchte ich aber nur ungerne abgehangen werden, eine unangenehme Kombination. Aber wir haben Glück und bekommen nur ein paar Tropfen ab. Unsere Route verläuft auf einer sehr breiten Schotterstraße. Ein Gewitter wie gestern wäre hier sehr sehr unangenehm.
Unser Plan für die Nacht war im Hinblick auf angesagte Gewitter, in einer kleinen Stadt an der Moschee zu fragen ob uns dort Obdach gewährt wird. Aus Erzählungen anderer Radreisende soll das möglich sein. Als wir in dem ausgewählten Dorf ankommen sind wir uns aber nicht mehr so sicher. Es gibt keinen Minimarkt, unsere Essensvorräte sind ziemlich erschöpft und das ganze Dorf wirkt ziemlich verlassen und verfallen. Es gibt eine Moschee, wir treffen dort aber niemanden an. Lieber fahren wir weitere acht Kilometer ins nächste Dorf.
Dort angekommen treffen wir zwar auf Menschen, eine Möglichkeit Essen zu kaufen gibt es aber trotzdem nicht. Ein mobiler Handelswagen verspricht kurzfristige Rettung, jedenfalls bis wir das Angebot sehen. Der ganze Kofferraum des Wagens ist voll mit Knoblauch. Drei hungrige Radfahrer bekommt man damit nicht satt und aufnehmen würde uns auch niemand mehr danach. Wir unterhalten uns mit einem Mann, er will uns helfen und zeigt uns eine Tankstelle in weiteren fünf Kilometern wo wir Essen kaufen können. Inzwischen ist unsere größere Sorge aber das Wetter in der Nacht. Erneut treffen wir an der Moschee niemanden an. Ich habe schon für den Imam eine Nachricht vorübersetzen lassen, wir finden ihn jedoch nicht. Ein Anwohner hilft uns weiter und lädt uns kurzerhand in die Garage des Imams direkt neben der Moschee ein. Sie sieht nicht wirklich vertrauenserweckend aus, aber es ist ein Dach und mehr wollten wir gar nicht. Wir bedanken uns, er verschwindet nur um kurz drauf mit einer riesen Plastikfolie wieder zu kehren und diese an der Garage festzuschrauben. Jetzt sind wir noch besser vor dem Wetter geschützt. Neben der Moschee ist immer ein Waschhaus, dort können wir die Sonnencreme und den Dreck des Tages abwaschen. Neben der Stehtoilette steht immer ein Eimer mit Wasser, 
eigentlich nur zur partiellen Reinigung des Körpers gedacht, kann man sich auch sehr gut damit abduschen. Der Imam taucht den restlichen Abend nicht mehr auf um die Vorgänge in seiner Garage zu entdecken. Von einer netten alten Dame bekommen wir noch einen Kanister Wasser. Wir kochen unser Essen, erschrecken ziemlich als der Ruf zum Gebet über die Lautsprecher ertönt. Das ganze werden wir in der Nacht noch zweimal haben, die Nacht wird also unruhig. Unsere Zelte passen gerade so in die Garage, um zum hintersten zu kommen muss man sich an rostigen Nägeln vorbei schlängeln, aber wir sind zufrieden.
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