Heute Morgen will ich die Postkarten vom Vorabend abschicken. In der Nacht hat mein Magen noch ziemlich Probleme gemacht. Ich dachte zuerst, ich müsste mich übergeben. Glücklicherweise ist außer verlorenem Schlaf nichts weiter passiert. Bevor ich mich um meine Postkarten kümmere, gehe ich frühstücken. Auf der Karte habe ich etwas von einer französischen Bäckerei in der Nähe des Hostels gelesen. Heute ist aber Laotischer Nationalfeiertag und diese ist daher geschlossen. Eine Alternative gibt es aber direkt daneben. Ein Café bietet angeblich sehr gute Falafelpitas an, und nach meinem Test kann ich das bestätigen. Leider ist die Bäckerei nicht das einzige, was heute geschlossen hat, auch das Postbüro ist zu. Für die Hälfte meiner Postkarten habe ich Stempel, jedoch nur für eine Hälfte. Ich kann die frankierten Karten einwerfen, die anderen aber natürlich nicht. Also begebe ich mich auf die Suche nach Stempeln. Zuerst werde ich an ein Hotel verwiesen, dort versteht man aber gar nicht, was ich von ihnen will. Das Hostel gegenüber ist meine Rettung. Ich bekomme doch noch Stempel und kann die Karten einwerfen. Danach fahre ich auf der erst noch etwas geschäftigen Hauptstraße los.
Relativ schnell wird der Verkehr aber weniger. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass dies die Hauptstraße in Richtung der kambodschianischen Grenze ist. Meine Tadjikistan Assoziationen treffen hier wieder voll zu. Je weiter ich komme, desto weniger wird auch die Bebauung neben der Straße. Ich esse noch einen dicken Teller mit Reis und einem Omlett. Es ist gut, dass ich mir das nicht aufgehoben habe, später gibt es keine Restaurants mehr. Selbst die kleinen Garagenmärkte werden ziemlich rar und sind irgendwann gar nicht mehr vorhanden. Nur ein paar Frauen verkaufen tote Eichhörnchen und Mäuse auf einem Tisch neben der Straße. Aus der Ferne sehe ich, wie sie mit den flauschigen Schwänzen spielen. Als ich vorbeifahre, probieren sie mir aufgeregt etwas von ihren Waren zu verkaufen. Ich fahre lieber schnell weiter. Mein Interesse an einem Eis und einem kühlen Getränk ist deutlich größer. Erst acht Kilometer vor meinem Ziel werde ich fündig. Ich schicke ein Selfie nach Hause und sehe darauf ziemlich fertig aus. So fühle ich mich auch, obwohl ich mit 102 Kilometern heute einen vergleichsweise kurzen Tag habe, bin ich ziemlich kaputt.
Mein Ziel heute ist nicht irgendein mehr oder weniger heruntergekommenes Hotel im Nichts. Stattdessen habe ich über Warmshowers entfernt von den Touristenströmen eine Insel im Mekongfluss gefunden, wo ein Mann ein kleines Projekt betreibt. Er lädt Ausländer ein, sie können umsonst Zelten. Dafür sprechen sie mit den Kindern der Insel Englisch. Ein sehr faires Angebot wie ich finde. Um dort hinzukommen, bezahle ich einem Mann ca. 2 € und er fährt mich und mein Fahrrad mit seinem kleinen Holzboot in die Mitte des Flusses auf die Insel. Die Straße, auf der ich angeradelt kam, geht nahtlos in einen kleinen Sandstrand über. Die Fähren sind alles kleine Privatboote, ausgerichtet auf Motorroller. Noch während ich auf dem Boot sitze, schaue ich mir die Wolken an und bin etwas beunruhigt über drohenden Regen. Schon davor habe ich außerdem gemerkt, dass mein Hinterrad Luft verliert. Auf der Insel angekommen, schiebe ich mein Rad vom Sand auf den Feldweg und will gerade losfahren, da setzt der Regen ein. Pünktlich dazu ist der Luftdruck in meinem Hinterrad auf ein sehr unangenehmes Niveau abgesunken. Ich eiere dahin, probiere meine Kamera vor dem Regen zu schützen, und frage mich, wo ich überhaupt hin muss. Um mich herum auf der kleinen Landzunge sind nur Felder.
Die Kamera wird schlussendlich doch wasserdicht verpackt und Google Maps zeigt mir zwar nicht an, wie ich zum Ziel komme – es gibt keine Straßen, aber immerhin, wo ich genau hin muss. Vor Ort ist der Regen auch schon fast wieder vorbei. Ich warte unter einem Dach und unterhalte mich mit einem anderen jungen Paar. Wir sind die einzigen Gäste hier. Irgendwann kommt Phonephet der Besitzer. Er ist ein lustiger junger Kerl, wir verstehen uns gut. Ich entscheide mich gegen das Zelt und beziehe für kleines Geld eine kleine Hütte auf Stelzen.
Bis zum Abendessen verbringe ich die Zeit in einer Hängematte und genieße die Ruhe und Entspannung. Das Abendessen ist etwas klein für einen hungrigen Radfahrer. Der Rest ist gut unterhalten, als ich auf meinem Kocher anfange, meine übrigen Reisnudeln aus China zu kochen. Aber so werde ich immerhin satt. Mit dem ungarischen Paar sitze ich noch lange zusammen. Es sind genau diese Momente, nach denen ich mich seit dem Pamir Highway gesehnt hatte. Ich liege wieder in meiner Hängematte, als es ordentlich anfängt zu regnen. Ich holen schnell mein Rad auf die Terasse unter das Dach und bin froh, mich für eine Hütte entschieden zu haben. Der Wind kühlt langsam ab und es wird sehr angenehm. Ich freue mich auf den Tag morgen, die Ruhe und Entspannung.

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