Unsere Nacht ist unruhig, der Hund der Familie scheint mit unserer Anwesenheit nicht zufrieden zu sein und bellt jede Stunde aufs neue unsere Zelte an. Wirklich erholsamen schlaf bekommt man so nicht. Außerdem sind auch andere Tiere unterwegs, eins läuft gegen mein Zelt, als ich mich bewege und etwas rufe ergreift es die Flucht. Trotzdem mehr es Spaß wieder im Zelt zu schlafen.
Etwas früher als gestern stehen wir auf, es gibt wie immer Porridge zum Frühstück. Ich muss in Duschanbe neues Kakao Pulver besorgen, ohne schmeckt das Wasser Porridge doch nach nicht so viel. Unser Freund der Junge der Familie ist auch wieder dabei und schaut zu was wir machen. Außerdem bekommen wir von der Familie Brot und getrocknete Aprikosen, da sind wir aber schon komplett voll mit Porridge. Es ist eine eher ländliche Gegend, die Familie scheint nicht besonders viel Geld zu haben, deshalb geben wir ihnen die Sachen wieder zurück. Außerdem geben sie uns noch jeweils eine Schale mit warmer frischer Milch, diese trinken wir, der Geschmack ist ganz anders als von der behandelten Milch Zuhause. Bisher vertragen unsere Mägen die Milchprodukte aber noch ziemlich gut. Wir probieren ihnen unsere Milchkugeln vom Vortag zu schenken, aber auch sie wollen diese nicht haben. Wir bekommen noch großzügig getrocknete Aprikosen und Wasser aus dem Gartenschlauch. Erstere sind zwar ziemlich hart, aber in Ordnung. Nach den vielen Schauergeschichten von verdorbenen Mägen benutzen wir das Wasser aber nur zum spülen und kaufen bei der nächsten Möglichkeit Neues ein.
Die Strecke heute hat eine Menge Höhenmeter und geht permanent auf und abwärts. Komoot zeigt uns ein paar ziemlich steile Stücke an, die für eine Menge Höhenmeter sorgen. In der Realität sind diese zum Glück nicht vorhanden und wir fahren permanent an einem Bergfluss entlang. Das Gefühl die Höhenmeter fallen zu sehen, ohne sich groß anzustrengen, macht selbst die unruhige Hundenacht wieder wett. Nach 40 Kilometern startet jedoch der lange Anstieg des Tages, auf 18 Kilometern warten über 1000 Höhenmeter auf uns. Davor stärken wir uns aber noch in der letzten Stadt mit einer Portion Plov, Reis und Zwiebeln gekocht in Brühe. Ich bestelle extra ohne Fleisch, auf dem Reis trohnen natürlich trotzdem zwei Stücke. Ich esse sie nicht, ich bin mir sicher sie finden hier wieder ihren Weg zurück in dem Topf. Am Ende haben die zwei Teller Reis, zwei Laib Brot, zwei kleine Salate und eike ordentliche Kanne Tee 2,50€ gekostet. Das Dorf ist klein, aber das blühende Leben. Etwas unwirklich in der sonst sehr kargen Berglandschaft. Marktstände verkaufen Obst und Gemüse, eine Brücke führt auf die andere Seite des Flusses. Das Holz sieht nicht so vertrauenserweckend aus, immerhin wurde sie so präpariert, dass keine Autos mehr darüber fahren können. Eine Metzgerei hat nicht nur die normalen zerlegten Kuhbeine im Angebot, in der Sonne vor dem Laden liegen auch der Kopf und die Hufe der Kuh.
Vorallem der erste Teil des Anstiegs ist steil, später geht es. Jeder fährt sein eigenes Tempo, ich lasse Jack davon fahren, nach der langen Pause muss ich es nicht übertreiben. Der Anstieg ist lange genug für eine Folge meines Podcasts und eine "die drei ???" Episode.
Nach einer Pause fahren wir das letzte Stück gemeinsam bis zum Ende hoch. Dort wartet die nächste Herausforderung. Ein Tunnel, über fünf Kilometer lang und leicht bergauf, nicht beleuchtet, unbelüftet und einer Straße in denkbar schlechter Verfassung. Jeder mit dem wir gesprochen haben ist per Anhalter hindurch gefahren und empfiehlt uns das Selbe zu tun. Wir stehen vor dem Tunnel und die ganzen Sprinter Vans die während der Auffahrt an uns vorbei gekommen sind, sind wie vom Erdboden verschluckt. Auch LKWs kommen kaum noch vorbei. Am Ende nimmt uns aber ein netter LKW Fahrer mit, die Räder kommen hinten in den Anhänger, neben säckeweise Holzkohle. Nach der Verladeaktion sind meine Hände pechschwarz. Zum Glück bietet er uns beiden Feuchttücher an und dann beginnt die Fahrt durch den Tunnel. Schon von außen sah er übel aus, aber die Fahrt hindurch verstärkt das Bild nochmal. Auf den Rädern wären wir dort nicht lebendig herausgekommen. Umso dankbarer sind wir für die Fahrt im LKW. Auf der anderen Seite des Tunnels verschlägt uns die Aussicht den Atem. Vorallem die letzten Tage in Georgien waren landschaftlich eindrucksvoll, das Bergpanorama, welches sich hier bietet ist aber nochmal deutlich imposanter.
Wir überprüfen nochmal, dass alle Taschen richtig befestigt sind, dann geht es in die rasante Abfahrt, den steilen Berg wieder hinab. Unterwegs sind immer wieder neue Tunnel, manche können wir außen auf Schotterwegen umfahren, andere müssen wir durchqueren. Im Vergleich zu dem langen Tunnel, sind diese wirklich entspannt mit gutem Licht und deutlich kürzer. Trotzdem bringen sie uns teilweise an unsere Grenzen und wir sind einfach froh über den wenigen Verkehr.
Am Ende entscheiden wir uns einer Internet Empfehlung zu folgen und an einem Hotel anzuklingeln, wo auch gezeltet werden kann. Angeblich gibt es dort einen Pool und warme Duschen. Nach drei Tagen ohne solch einen Luxus eine vielversprechende Ankündigung. Leider ist ser Pool leer und unsere Zelte können wir auch nicht aufstellen. Dafür bekommen wir eine Plattform mit Dach. Darin legen sie uns Matratzen aus, dass wir eigentlich alles dabei haben wollen sie nicht verstehen. Aus dem Internet wissen wir, dass andere für 100 Som also umgerechnet 8,50 € hier gezeltet haben. Da uns langsam unser Bargeld ausgeht sind wir auf den gleichen Preis angewiesen. Uns sagen die drei Männer aber 400. Das können und wollen wir nicht bezahlen, ich bin schon bereit einfach die 40 Kilometer zu unserem Hostel in Duschanbe zu fahren, am ende willigen sie aber ein. Zwei der drei Männer verschwinden kurz darauf. Der letzte macht uns aber sogar noch etwas zu Essen. Die Dusche tut richtig gut und so sitzen wir sehr zufrieden auf unserer Plattform. Der letzte Mann lädt uns dann noch ein eine DVD mit ihm zu schauen. Wir sitzen vor einem winzigen Fernseher, es ist etwas traurig anzusehen, der Mann scheint sehr einsam zu sein. Er schreibt uns auf einem Blatt Papier einen Brief, was genau wir damit machen sollen ist uns nicht klar, er spricht kein Wort Englisch und wir außer Hallo, danke, gut und Zelt kein Russisch. Morgen im Hostel wollen wir jemanden suchen, der uns den Brief übersetzen kann. Jetzt wird erstmal geschlafen und die Eindrücke des Tages verarbeitet, während auf der anderen Seite des Flusses Autos vorbei fahren, die uns immer wieder ins Gesicht leuchten.
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