Heute ist ein besonderer Tag. Nicht nur ist es das Ende des Jahres 2023, welches mir so unglaublich viel gegeben hat, sondern ich komme auch endlich zurück nach Malaysia. Seit ich 2019 nach Hause geflogen bin, habe ich mich darauf gefreut, zurückzukommen. Dass es auf solch eine Art und Weise passieren würde, habe ich aber lange Zeit nicht gedacht.
Ich fahre los und halte die Augen offen nach Frühstück, bin aber nicht erfolgreich. So halte ich nach 20 Kilometern an einem 7-eleven in einer kleinen Stadt an. Es wirkt, als würden die Häuser nur um diesen Supermarkt herumstehen. Meine Bitte nach einem vegetarischen Gericht im einzigen Restaurant dort war vergeblich. Also gibt es einen Kakao und zwei Muffins. Glücklicherweise ist es ja nicht mehr so weit, denke ich. Der Plan war, lediglich 33 Kilometer über die Grenze zu fahren und dort in einen Zug zu steigen, der mich in anderthalb Stunden nach Penang bringen würde.
In Malaysia angekommen tausche ich einen Teil meines Geldes um in Ringgit. Erst muss ich aber aktiv dafür sorgen, dass mein Pass gestempelt wird. Eine Security Dame winkt mich vorher durch den Mopedweg, ohne dass mein Pass oder ich beachtet werden. So stehe ich vor dem malaysischen Grenzgebäude und bin mir ziemlich sicher, dass es so nicht sein sollte. Zurück auf der thailändischen Seite geht dann aber alles schnell. Der Aufseher lässt es sich nicht nehmen, mich persönlich vom Ende der Schlange abzuholen und in seinem Büro anzufertigen, was deutlich schneller geht. Internationaler Verkehr scheint hier wenig zu sein. Ein paar Kilometer entfernt ist ein deutlich größerer Grenzübergang. Mit dem Stempel im Pass geht es auf die malaysische Seite und auch hier komme ich problemlos hindurch.
Nun beginnt der chaotische Teil des Tages. Der Aufgang zum Bahnhof scheint gesperrt zu sein. Für mich hört es sich so an, als wäre der gesamte Bahnhof wegen Renovierung geschlossen und ich müsste 20 Kilometer zum nächsten fahren. Ich probiere erstmal eine SIM-Karte zu kaufen. Aber das Scannen meines Passes funktioniert irgendwie nicht. Ich werde verweisen an einen Laden, welcher wegen Neujahr geschlossen ist. Zum Glück finde ich in der Nachbarschaft noch einen anderen. Ich frage nochmal nach dem Bahnhof und finde heraus, dass ich lediglich auf die andere Seite fahren muss, es durch die seltsame Straßenführung aber ein paar Kilometer sind, aber das ist ja kein Problem.
Am Ticketschalter angekommen, folgt die nächste Ernüchterung: In diesen Zug dürfen keine Fahrräder mitgenommen werden. Meine einzige Option ist also, bis zu einer Stadt mit einem Busterminal zu fahren, nochmal extra 40 Kilometer. Also mache ich mich auf den Weg, bewaffnet mit einer Packung Oreo-Kekse. Ich habe die kleine Hoffnung, noch den frühen Bus um viertel nach zwei zu erwischen. Ein Frühstück oder ein Mittagessen fallen daher aus. Die Höhenmeter stehen meinem Plan im Wege und ich komme erst um halb drei an. Im Internet finde ich einen Bus um Viertel nach vier, am Ticketschalter werden mir aber nur Tickets für Viertel nach sechs angeboten. Eine definitive Aussage zu Fahrrädern gibt es auch nicht. Ich buche online und hoffe, dass es keine Probleme gibt. Immerhin habe ich noch genug Zeit zum Essen. In der Buchungsbestimmung steht, man solle eine halbe Stunde vor Abfahrt anwesend sein. Ich muss mich am Ende doch leicht beeilen. Aber die Eile ist überflüssig, der Bus kommt eine Dreiviertelstunde zu spät. Zum Glück bin ich nicht alleine, sonst hätte ich mir ernsthafte Sorgen gemacht. In der Wartezeit unterhalte ich mich mit einem netten Herren. Er sorgt nach Ankunft des Busses dafür, dass mein Fahrrad mitgenommen werden kann. Der Fahrer wirkte erst nicht begeistert und es brauchte etwas Überzeugungsarbeit. Ich bin froh, dass er vor Ort war.
Die Busfahrt ist lang, aber ich bin müde und freue mich über die Erholung. Nach Penang muss ich mit einer Fähre übersetzen. Meine Hoffnung auf die 8-Uhr-Fähre wird enttäuscht, es passt zeitlich ganz knapp doch nicht. Auch die Fähre um halb 9 ist keine Option. Das Motorrad-/Fahrradkontingent ist bereits ausgeschöpfet und so warte ich noch bis 9 Uhr, um auf die Fähre zu kommen. So komme ich letztendlich gegen 10 Uhr im Hostel an.
Es gibt noch einen Falafelwrap und ich komme gerade pünktlich zum Aufbruch Richtung Feuerwerk. So bin ich immerhin an Silvester in Gesellschaft. Beim Feuerwerk werde ich etwas emotional. So viele Bilder des vergangenen Jahres gehen mir durch den Kopf, es war eine wilde Zeit. Ich telefoniere etwas nach Hause und treffe plötzlich auf zwei andere Radreisende. Sie kommen aus Berlin, und letztendlich verpassen wir die weiterziehende Menge aus dem Hostel, sitzen dafür aber noch bis tief in die Nacht auf einer Wiese und tauschen Geschichten und Erfahrungen aus. Um vier Uhr bin ich zurück im Bett. Ein ganz besonderes Silvester, würdig für die Reise, und ein Tag, den ich lange in Erinnerung behalten werde.

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