Gestern gab es weder Radfahren noch Sightseeing oder Gesellschaft. Nach über dreieinhalb Wochen Daueraction brauchte ich einen Tag, an dem ich nur eine weiße Wand im Zimmer anschaue. Zusätzlich war das Wetter so schlecht, dass ich ohnehin nicht aus dem Hotelzimmer und dem Bett heraus wollte.
Heute sieht mein mentaler Zustand deutlich besser aus, das Wetter draußen ist aber nur geringfügig anders. Ich trödel herum, mache alles etwas langsamer um so spät wie möglich in den Regen zu müssen. Als ich dann aber das Hotel verlasse, ist es sogar trocken und gar nicht so kalt wie erwartet. In kurzer Hose und ohne Regenjacke fahre ich also los. Schnell wird aber klar, ganz so warm ist es doch nicht und regenfrei werde ich auch nicht bleiben. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr hoch und immer wieder fallen einzelne Tropfen. Bis zur kroatischen Grenze bleibe ich aber relativ trocken. Dort stehen noch Maut oder alte Kontrollgebäude um die Straße, aber es macht alles einen etwas heruntergekommenen und verlassenen Eindruck. Das obligatorische Grenz Bild wird geschossen, danach geht es rein nach Kroatien. Ich fahre über kleine Straßen, während es immer stärker regnet. Eine willkommene Abwechslung ist eine Bäckerei am Straßenrand. Ich tätige einen Großeinkauf, wie ich es auch in Italien gerne gemacht habe und verstaue die Hälfte des Proviants in meinen Taschen. Die andere Hälfte muss noch direkt unter dem Vordach der Bäckerei dran glauben. Länger fahre ich noch durch einen Nationalpark und bin fasziniert von der Weite und scheinbaren Unberührtheit der Natur. Das habe ich bisher auf meiner Reise selten erlebt. Weniger schön wird es dann jedoch als ich zurück zur Küste komme. Die Städte sind nicht schön und im tristen Wetter wirkt alles noch etwas heruntergekommener. Zwischendurch sehe ich immer wieder schöne Fotomotive, habe aber keine Lust, meine Kamera umständlich aus der wasserdichten Verpackung zu holen. Erst ein Leichtathletikstadion, anscheinend mitten in die Steilküste gebaut, überzeugt mich doch anzufangen Fotos zu machen. Ich bin fasziniert und spüre etwas Neid auf die Läufer, die gerade auf der Bahn eine Trainingseinheit absolvieren. Trotzdem fahre ich weiter, nur um beim einsetzenden Regen meine Kamera direkt wieder weg zu packen. Kaum bin ich fertig hört der Regen auch wieder auf. In dem Moment entscheide ich, die Kamera Kamera sein zu lassen und sie für den Rest des Tages in der Tasche zu lassen. Ich sehe noch viele gute Motive, der Regen nimmt mir aber die Motivation zu fotografieren. Irgendwann beschließe ich, die Fahrt von 100 km auf 70 km zu verkürzen und buche mir eine Unterkunft. Zum Spaß schreibe ich Mischa, dem Radfahrer mit dem ich mir noch vor zwei Tagen ein Hotelzimmer geteilt habe, ob er nicht auch an der Ferienwohnung vorbei kommt. Und tatsächlich es liegt auf seinem Weg und er kommt anderhalb Stunden nach mir dort an. Ich koche in der Zeit noch etwas zum Abend. Später entscheiden wir, am nächsten Tag doch gemeinsam zu fahren, auch um uns gegenseitig moralische Unterstützung gegen den Regen zu bieten.
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