Am Morgen komme ich nicht so recht aus dem Quark, meine Duolingo-Bemühungen kosten zu viel Zeit. Frühstück gibt es wieder beim Inder und ich probiere mich einmal durch das Sortiment der verschiedenen Kleinigkeiten. Sehr interessant und Dinge, die ich in meinem Leben vorher noch nie gesehen habe. Für das Essen reizt mich Indien sehr, nur vielleicht nicht auf dem Fahrrad.
Eigentlich bin ich von den restlichen Tagen noch ziemlich voll. Ich genieße das malaysische Essen nochmal in vollen Zügen. Daher mache ich keine richtige Mittagspause heute. Durch meinen späten Start muss ich mich aber auch ohnehin etwas beeilen, da ich die Nacht bei einem Warmshowers verbringen will und daher nicht zu spät kommen will. Heute gibt es keinen Regen und ich komme gut voran.
So komme ich trotz spätem Start um fünf Uhr an. Erst fahre ich am Café/Restaurant meines Hosts Mohd vorbei. Ein Mann ruft mir etwas zu, ich denke, es ist nur ein Hallo. Mein Ziel für den Tag vermute ich weiter die Straße herunter. Er wirkt aber, als würde er mehr als nur Grüßen wollen, also fahre ich zu ihm. Als er meinen Namen sagt, weiß ich, dass es wirklich nicht nur eine Begrüßung war. Ich soll mich setzen, über mir hängt ein Warmshowers Schild und hinter mir ein großes Plakat mit Radreisenden aus verschiedensten Ländern. Bevor ich irgendwas sagen kann, stehen eine Flasche mit gefrorenem Ananassaft und ein Teller Nudeln vor mir. Außerdem bekomme ich eine Tasse Kaffee. Die ersten beiden Sachen schmecken sehr gut. Von Kaffee bin ich wirklich kein Freund. Aber ich bin dehydriert genug und es ist so viel gesüßte Kondensmilch im Kaffee, dass ich ihn mir gerade so ohne das Gesicht zu verziehen hineinzwingen kann. Ich will aber nicht unhöflich sein, daher trinke ich ihn. Mohd ist ein netter Kerl, begeistert von meiner Reise, und das obwohl er schon unglaublich viele Radfahrer gehostet hat. Darüber hinaus unterhält er eine BMX-Bahn und verschiedene andere Projekte für Jugendliche im Dorf. Ich stimme ihm zu, als er sagt, wie grausam es ist, dass die Kinder in Palästina nicht so wie hier draußen spielen können. Als er anfängt darüber zu reden, wie die Transgender-Menschen mit den Covid-Impfungen die Kontrolle über die Menschheit erringen wollen, will ich aber nicht mehr zustimmen. Später probiert er noch mein Rad aus. Dafür zieht er auch meinen nassen Helm an, Respekt dafür, ich hätte ihn wohl direkt wieder ausgezogen.
Er zeigt mir mein Zimmer, eher gesagt meinen Balkon mit Moskitonetz. Es sieht aber bequem aus. Er will die Rollos bereits herunter machen, aber ich genieße lieber noch etwas die Aussicht. Es ist nicht der sauberste Ort, aber es passt schon – ist ja nur eine Nacht. Ich lade meine Geräte auf und komme etwas runter. Eigentlich rechne ich mit keinem Abendprogramm mehr, schließlich ist es schon relativ spät. Erst bekomme ich aber noch einen Burger und dann um 10 Uhr nimmt er mich mit zu „IKEA“. Ich bin ziemlich verwirrt, was mich jetzt erwartet. Er bindet mir noch ein traditionelles Tuch um, jetzt habe ich immerhin lokale Kleidung. Wir sind so weit auf dem Land, hier kann es nicht wie in den Großstädten richtige IKEA-Filialen geben, außerdem nicht so spät geöffnet. Die Realität ist eine Reihe von Secondhandläden. Wir stöbern etwas im Angebot. Die Dinge hier kommen aus Singapur. Er preist mir die hohe Qualität bei geringem Preis an, aber es gibt auch eine immense Menge Schrott. Trotz der späten Stunde ist aber noch ordentlich Betrieb und es ist ein interessanter Einblick in die malayische Kultur auf dem Land. Irgendwann haben wir genug und ich bin auch ziemlich müde. Im Auto essen wir noch einen Snack aus frittierten Kokosraspeln in Frikadellenform. Er gibt sich alle Mühe, mir meinen letzten Abend in Malaysia noch besonders zu gestalten und es gelingt ihm auch. Zurück in meinem Nachtlager schaue ich noch einmal über die Route nach Singapur, dann schlafe ich mit meinen Ohrstöpseln gegen den Verkehrslärm auf der Straße unter mir ein.
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