Meine Nacht war unruhig, die Luftmatratze scheint immer schneller Luft zu verlieren. Der Steinboden ist dann umso kälter. Trotzdem möchte ich am Morgen nur ungerne aufstehen.
Wir machen noch Pläne für Kappadokien, der nette Herr bringt uns Tee und Kaffee nach draußen. Dadurch dass wir so hoch sind, ist es ungewöhnlich kalt draußen.
Wir haben am Vortag keine Milch eingekauft, es gibt also kein Frühstück. Wir hoffen auf das letzte Dorf vor dem Salzsee, unserem eigentlichen Tagesziel gestern. Natürlich finden wir dort keine Milch. Also müssen wir die 32 Kilometer zur nächsten Stadt ohne Frühstück fahren. Ich habe noch genug Schokoriegel, der "intense brownie" Riegel ist mit doch etwas zu intensiv. Ich bin froh dass ich nur einen davon gekauft habe. Der Salzsee ist weniger See als erwartet. Am Anfang blicken wir nur auf eine große matschige Ebene. Dafür begegnen wir zwei Schäfern auf Eseln, wie gefühlt jeder hier sprechen sie etwas deutsch. Wir unterhalten uns kurz, währenddessen fängt mein Hinterrad wieder an zu zischen. Das Leben des hinteren Mantels neigt sich langsam gen Ende. Irgendwie bekomme ich es mit reichlich drücken und einem neuen Tubelessflicken hin dass die Luft im Reifen bleibt. 
Danach geht es weiter. Die Straße schnurgerade, aber sehr unwegsam. Wir holpern vor uns hin, der Fortschritt ist sehr langsam. Die Stadt sehen wir schon lange vor uns, doch die Sicht täuscht. Der Weg ist deutlich weiter als gedacht. Dafür ist es trocken, das erste Mal seit Tagen habe ich meine Kamera wieder im Einsatz, davor war sie permanent wasserdichten verstaut. Zu oft hat es geregnet. Die Matschlandschaft wandelt sich doch noch in einen See, nur von den im Internet angekündigten Flamingos sehen wir nichts. Dafür Industrie die aus dem Wasser des Sees Salz gewinnt. Neben den Bergen aus Salz sieht ein LKW wie ein Spielzeug aus.

In der Stadt gibt es endlich Frühstück, wir flüchten vor den grauen Wolken in ein Cafe. Regnen tut es aber erst als wir wieder los fahren. Zum Glück tröpfelt es nur leicht und wir fahren vor dem Regen her.
Wie öfter die letzten Tage sehen wir auf unserem Weg Zelt Städte in kurzer Entfernung von der Straße. Wir vermuten, dass es sich um Flüchtlingslager handelt, überprüfen konnten wir es nicht. Die Leute hier tun mir besonders leid, die ausgesetzte Lage in den Bergen lädt nicht zum Verweilen und schon gar nicht zum Leben ein. Er zeigt uns den Luxus auf, den wir trotz der Entbehrungen auf der Reise haben. Später regnet es, abends gehen wir in ein Hotel. Eine Alternative, die diese Leute nicht haben.
Den ersten Regen warten wir in einem kleinen Dorfladen ab. An der Straße hatten wir einen Schäfer nach dem Weg gefragt. Er kommt kurz darauf dazu. Ein wildes Gespräch entwickelt sich, der einzige Nachteil niemand versteht einander. Ihm ist das egal er redet permanent stellt uns Fragen, es ist witzig, auch der Ladenbesitzer fühlt sich gut unterhalten. Nach einiger Zeit wird es jedoch etwas anstregend uns klingeln die Ohren, der Stopp ist genauso anstrengend wie das Fahren.
Der Regen hat aufgehört, also geht es weiter. Die zweite Hälfte des Tages ist bergiger als die erste. Heute kann ich gut mithalten, ob der Rest nur langsamer fährt oder ich schneller bin weiß ich nicht. Ich rede mir ein es ist zweiteres.
Während wir fahren wird es immer dunkler. Die ersten Donner sind zu hören, genau in dem Moment erneutes zischen von meinem Hinterrad. Ich will nichts riskieren, versuche es mit den dicken Tubelessstopfen und die Luft hält. An der Bergkuppe sehen wir, dass wir voll in den Regen hinein fahren. Wir ziehen die komplette Regengarnitur an, in Jacks Fall nur eine Regenjacke. Ich bin froh auch eine Regenhose und Überschuhe zu haben. Hinter uns scheint die Sonne, schlauer wäre es wahrscheinlich gewesen zu warten, wir fahren natürlich trotzdem in die Abfahrt.
Bis wir in der Stadt ankommen sind wir ziemlich nass. Wir werden von einem Mann auf Deutsch angesprochen und in sein Restaurant eingeladen. Er erzählt er hat 20 Jahre in Düsseldorf gelebt und gearbeitet, hatte aber nie eine offizielle Bleibeerlaubnis in Deutschland, ist damals illegal eingereist und wurde deshalb verhaftet und zurück in die Türkei gesandt. Jetzt kann er nie wieder nach Deutschland. Das Essen ist sehr lecker, ich habe eine vegetarische Variante bestellt, bin mir aber sehr sehr sicher, das ich genau das gleiche Essen mit Hähnchen wie der Rest bekommen habe. Er übernimmt die Hälfte unserer Rechnung danach gehen nehmen wir unsere nassen Sachen und gehen in ein Hotel. Wir checken auf Deutsch ein, der Besitzer hat auch 20 Jahre in Deutschland gelebt. Auf der Straße werden wir noch von einem Mann aus einem Auto mit Dortmunder Kennzeichen abgesprochen. Es ist die Hölle wie viele Deutsche hier sind.
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