Viele haben gesagt überleg dir das gut mit deiner Bikepacking Reise. Heute ist einer dieser Tage wo ich ihnen zustimme.
Beim Aufstehen geht es mir noch super, der gestrige Tag scheint kaum Spuren hinterlassen zu haben. Die Beine sind genauso matschig wie sonst auch, nur das Ziehen in Schultern und der Hals ist neu. Nach dem Rennen gestern lasse ich es heute extra langsam angehen und genieße ausgiebig das Frühstück im Hostel (Zum Rennen kommt später mit den Bildern des Veranstalters noch ein eigener Blog). Bis ich los fahre ist es fast ein Uhr.
Während ich Tirana am ersten Tag schrecklich fand, habe ich mich inzwischen etwas dran gewöhnt. Trotzdem bin ich froh weiter zu kommen. Ich hoffe auf einen kürzeren Tag und Erholung später. Mit 50 km Strecke sollte das gehen, nur die 1000 Höhenmeter würden den Tag etwas verlängern. Trotzdem bin ich guter Dinge. 
Auf vollen Straßen geht es aus Tirana heraus, ein Bus streift ein Auto mit einer Frau und Kindern, es scheint niemanden zu interessieren, das Auto hat bereits mehrere solcher Kampfspuren. Vom Bus gestriffen zu werden wäre für mich eher schlecht, ich halte deshalb Abstand. An den Anstiegen merke ich doch etwas meine müden Beine und das vor einem Tag noch so schön leichte Rad fährt wieder deutlich behäbiger.
Ich treffe ein holländisches Paar mit denen ich mich schon in Bosnien unterhalten habe, verstehe aber nicht so ganz wo sie heute hin wollen. 
Sie sagen sie fahren nur über einen Berg und rollen danach bis in die Stadt. Für mich muss es also weiter gehen denke ich, auf meiner Route liegen zwei große Anstiege von jeweils fünf Kilometern. Nach dem ersten biege ich von der Straße ab, auf der auch das Paar fährt und befinde mich auf einer genialen Abfahrt voller Spitzkehren. Direkt unten beginnt der zweite Anstieg des Tages. Ich denke mir nicht viel dabei, hoffe nur dass ich nicht den selben Berg nochmal hochfahren werde. Hier merke ich auch langsam immer stärker die Nachwirkungen des Rennens gestern. Meine Beine sind echt schwer. Die Straße hört auf einmal auf und es geht unbefestigt aber noch steiler weiter. Irgendwann ist es so steil und der Untergrund so schlecht, dass ich absteige und schiebe. Es ist wie immer heiß, ich sehe aber langsam dunkle Wolken am Himmel und höre vereinzelte Donner. Ich schiebe mein Rad ca 1,5 km den Berg hinauf. Nur kurz kann ich zwischendurch noch aufsteigen. Endlich oben angekommen, ändert sich der Weg noch weiter. Die Abfahrt ist nochmal gröber. Es ist technisch, vorallem mit dem beladenen Rad. Ich bin permanent am bremsen um nicht zu schnell zu fahren, weil es dann nicht mehr kontrollierbar wäre. Wirklich schnell kommt man so nicht voran und das Material leidet auch. Irgendwann ist es so steil und der Trail so ausgesetzt, dass ich wieder absteigen und schieben muss. Mein Wasser ist inzwischen alle und viel Verpflegung hatte ich schon seit Beginn der Fahrt heute nicht mit dabei. Schon vor der Abfahrt habe ich mich mit einer Cola nach dem Anstieg motiviert, es scheint dass es noch lange dauert bis ich sie bekomme. Immer weiter schiebe ich mein Rad. Ich bin schon viel der Abfahrt gefahren, alles weitere wäre viel zu riskant. Der Weg ist bald nur noch der Pfad eines Wasserstroms den Berg herunter inklusiver großer Steine. Irgendwann ist die Abfahrt geschafft. Ich komme an einer Bauern Familie vorbei, sie sind etwas verwundert wo ich gerade her komme und fragen mich ob es mir gut geht. Natürlich, schließlich bin ich zurück in der Zivilisation und sehr nah an meiner Cola. Ich fahre also weiter. Hier ist der Himmel noch dunkler, es muss schon geregnet haben der Boden ist nass, ich fahre immernoch nicht wieder auf befestigten Straßen und bekomme den ganzen Matsch ab. Am Wegesrand stehen Häuser, von meiner eigentlichen Hoffnung einen Supermarkt ist aber keine Spur. Dass die Häuser am Schotterweg wieder aufhören ist auch kein gutes Zeichen. Ich fahre an einem kleinen Fluss entlang. Dann sagt mein Wahoo mir jetzt rechts abbiegen. Es gibt aber keinen Weg und erstrecht keine Brücke. Ich muss auch durch den Fluss waten. Das Donnergrollen signalisiert mir, besser bald eine Entscheidung zu treffen. Ich fahre lieber noch etwas weiter in der Hoffnung auf eine Brücke, bleibe aber erfolglos. Also überquere ich den Fluss, Radschuhe und Socken aus, Sandalen an. Es ist alles nicht so schlimm, ich fahre auch erstmal in Sandalen weiter, wer weiß was noch so kommt. Erstmal kommen jedenfalls matschige Wege. Ich freue mich sehr über die Straße. Ich will gerade wieder von der Hauptstraße abbiegen, da kommt ein Ladenbesitzer angesprintet und sagt ich solle dort nicht entlang fahren, auch eine Gruppe Jungendlicher rät mir lauthals davon ab. Ich fahre also kurz auf der Straße weiter, es geht aber bergauf. Darauf habe ich keine Lust, ich fahre lieber zurück und halte mich an meine ursprüngliche Route. Bisher hat es ja auch schon super funktioniert heute (eher nicht). Es kommt wie es kommen musste nach einem extrem matschigen Weg mit sehr großen Pfützen, muss ich den selben Fluss erneut überqueren. Diesmal aber nicht an einen steinigen Ufer, hier ist alles Matsch. Ich schiebe das Rad durch das Wasser, mein Tretlager ist knapp nicht unter Wasser. Aus dem Wasser heraus zu kommen ist nicht so einfach, zu rutschig und matschig ist das Ufer.
Zurück auf der Straße entscheide ich mich an einem der vielen Auto Wasch Höfe mein Rad abkärchern zu lassen um den Dreck zu entfernen. Meine Füße und Sandalen bekommen auch direkt eine Wäsche. Der Mann dort ist sehr nett, die Wäsche gibt es umsonst und er schenkt mir sogar noch eine Milch bevor ich weiter fahre.
Deutlich später als geplant und mit dem langsamsten Schnitt der ganzen Reise bisher komme ich am Hostel an. Dort treffe ich später auch das Paar wieder, sie erzählen dass sie ganz entspannt über den Berg sind. Sie sind ebenfalls deutlich weniger Höhenmeter als ich gefahren. Meine Erzählungen bringen sie zum lachen, sie haben aber auch eine Menge Mitleid. Sie empfehlen einen Griechen in der Nähe, ein anderer Gast im Hostel ist auch dort hin. Ich wollte nicht wieder eine kleine Portion essen haben, vorallem nach dem langen Tag und war deshalb im Hostel geblieben. Sie schwärmen von gutem, reichhaltigem und günstigen Essen. Es scheint heute nicht so ganz mein Tag gewesen zu sein.
Meine Nudeln sind vielleicht nicht so lecker wie griechisches Essen, aber es ist eine immense Portion. Später liege ich nach einem Eis im Bett, meine Beine kribbeln angenehm. Ich lasse den Tag Revue passieren, inzwischen ist alles sauber und trocken. Eigentlich hat es ja doch ziemlich Spaß gemacht.
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