Viele Unterhaltungen wurden in der letzten Zeit geführt, Nachrichten in WhatsApp Gruppen geschrieben und alle waren sich einig. Mit den Straßenhunden im Balkan ist nicht zu spaßen. Abwehrmaßnahmen und Verhaltensweisen werden diskutiert, nach meinen Erfahrungen bei meiner Radtour in Südostasien bin ich über alles etwas überrascht. Einfaches anhalten und warten hatte dort immer ausgereicht. Selbst bei den aggresivsten Hunden.
Heute bin ich mit Jack und Basil unterwegs, den zwei Mountainbikes Reisenden die ich jetzt schon ein paar Mal getroffen habe. Der Tag verläuft sehr gut, am Anfang muss ich nur nach einer Verringerung des Tempos fragen. Wir fahren durch bestes Wetter, auf ruhigen Straßen, machen einen Stopp an einer schönen Bude direkt an einem Fluss. Teile unserer Reisegruppe gehen dort direkt noch nackt schwimmen, für mich reichen die Beine aus.
Wir fahren weiter auf einer kaum befahrenen Straße. Plötzlich ein leises Bellen. Ein sehr kleiner Hund kommt aus dem Gebüsch und läuft hinter uns her. Erst können wir nicht abschätzen was er will, er scheint aber sehr freundlich zu sein. Es geht leicht bergauf, wir fahren nicht schnell. Der Hund kann also gut mit laufen. Er springt vom einen zum anderen und scheint ein neues Rudel in uns gefunden zu haben. Ich finde ihn wirklich süß, bin aber mit der Gesamtsituation etwas überfordert. Der Hund tut mir leid, helfen kann ich ihm aber nicht. Irgendwann kommen wir an einem Haus vorbei, der Hund des Besitzers fängt an sein Revier zu verteidigen. Unser Hund stellt sich ihm in den Weg auch wenn er deutlich kleiner ist. Die Rufe des Besitzers bringen nichts, die Hunde scheinen kämpfen zu wollen. Ich kann die Lage überhaupt nicht einschätzen, meine Kollegen fahren aber einfach weiter. Plötzlich hören wir wie der kleine Hund deutlich heller und anders bellt. Es klingt nicht gut, kurz darauf ist er ganz still.
Mir geht das ganze denn restlichen Tag nicht mehr aus dem Kopf. Ich fühle mich schuldig, denke ich hätte anders handeln sollen. Meine fehlende Hunde Kenntnis hilft dabei nicht. Ich kann noch nicht mal sagen wann ein Hund spielen oder kämpfen will. Ich tröste mich mit den Gedanken, dass ein Hund nicht so schnell einen anderen tot beißt, wirklich funktionieren tut das nicht.
An Ende des Tages sitzen wir in einer kroatischen Bar, ca 6 km vor der bosnischen Grenze. Auf unserem Weg fallen uns eine Menge extrem überfluteter Gebiete auf. Der Rest erzählt, dass es hier wohl seit über 50 Jahren nicht so viel geregnet haben soll wie jetzt. Während wir draußen an der Bar sitzen fängt es prompt wieder leicht an zu regnen. Wir probieren warmen Kakao zu bestellen, wir sind weit von der Küste weg und es ist deutlich kühler. Nach dem sechsten Versuch, wird uns klar, es liegt nicht an unserer Aussprache kroatischer Wörter, sie hat uns auch beim ersten Mal auf Englisch schon verstanden. Es gibt dort einfach keinen Kakao. Ein Pfefferminz Tee tut den Job aber auch. Später suchen wir noch einen versteckten Platz für die Zelte. Gar nicht so einfach, wenn es für drei Leute mit jeweils eigenem Zelt passen muss. Wir finden etwas, mit meinem Platz bin ich aber nicht wirklich zufrieden. Ich liege in einer Kuhle, gleichzeitig ist es abschüssig, fühlt sich an als würde ich von der Matte rutschen. Der Tag war lang wir sind weit gefahren mit vielen Höhenmetern, ich werde schon trotzdem irgendwie schlafen. Beim Kochen kommt endlich mein Stuhl zum Einsatz. Wir sitzen im dunklen im Kreis, jeder bereitet sich im Schein seiner Stirnlampe Essen zu, über uns sind ganz klar die Sterne zu sehen. Es ist ein wirklich schöner Moment, genau die Art von Radreise Romantik von der ich immer geträumt habe.
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