Das erste was ich nach dem Aufstehen mache, ist aus dem Fenster schauen. Das Ergebnis erfreut mich gar nicht. Es ist wirklich stark am regnen. Wir müssen erst bis 10 Uhr auschecken, machen also sehr langsam. Beide haben wir keine Lust das Appartement zu verlassen. Aber es hilft alles nichts, wir müssen los. Mischa will heute 110 km fahren und dabei müssen auch noch 1500 Höhenmeter überwunden werden. Jede vertrödelte Minute muss durch schnelleres Fahren wieder reingeholt werden. Schlecht für mich, ich werde vorallem an den Anstiegen leiden. Irgendwann fahren wir los, ich packe mich komplett in meine Regensachen ein, fühle mich wie in einer Ritterrüstung aus Funktionskleidung. Wir fahren einen Kilometer und halten direkt wieder am Supermarkt. Frühstück wird eingekauft und wir stehen über eine dreiviertel Stunde unter dem Vordach und essen. Die Brötchen scheinen noch vom Vortag zu sein, ich beiße mir fast die Zähne daran aus. Trotzdem besser als jetzt Fahrrad zu fahren. Irgendwann lässt es sich aber nicht weiter herauszögern und wir müssen los. Der Start ist das schlimmste, wir fahren auf der Hauptstraße, das Wasser kommt von überall. Um wenigstens etwas Energie zu sparen, fahre ich eng in Mischas Windschatten, muss dafür das aufgewirbelte Wasser vom Hinterrad ertragen. Zusätzlich werden wir permanent von Autos und LKWs überholt. Es macht überhaupt keinen Spaß. Beim Gedanken daran noch über sechs Stunden so weiter fahren zu müssen, sinkt meine Laune und ich überlege kurz, einfach beim nächsten freien Gasthaus anzuhalten und den Tag für beendet zu erklären. Aber nach dem Regen kommt auch immer die Sonne. Mischa fährt etwas langsamer und ich finde in einen guten Rhythmus. Irgendwann wird sogar der Regen weniger. Wir kommen an kleinen Buchten mit klarem türkisen Wasser vorbei, meine Gedanken driften zu Tauchgängen in Thailand, warmen Meerwasser und Hängematten. Das alles ist aber noch unglaublich fern. Als kleinen Trost habe ich irgendwann aber meine komplette Regenkleidung ausgezogen. Ich traue dem Wetterumschwung nicht und lasse meine Kamera noch eingepackt. Nur keinen erneuten Regenguss provozieren. Am längsten Anstieg des Tages kommt auf einmal richtig die Sonne raus. Gerade noch nass vom Regen fangen wir jetzt an zu schwitzen. Darüber beschwert sich aber keiner von uns beiden. Ich fange endlich an Fotos zu machen, in dem Moment scheint jedes Motiv ein außergewöhnliches Bild zu sein (bei der späteren Durchsicht sind es doch hauptsächlich langweilige Landschaftsbilder). Das Fahren macht wieder richtig Spaß, auch die Höhenmeter machen mir nichts mehr aus. Wir sind beide total angetan von der Umgebung, alles ist grün, dazwischen überall Felsen. Endlich kann ich auch etwas den Blick vom Hinterrad nehmen, das ich den ganzen Tag schon mit möglichst geringem Abstand verfolge. Heute fahren wir mit einer Fähre auf die Insel Pag. Bei einer Pause finden wir heraus, dass wir sie knapp verpassen werden und dann anderhalb Stunden warten müssen. Die kleine Tankstelle ist plötzlich sehr einladend und wir bleiben noch etwas. Trotzdem müssen wir noch auf die Fähre warten. Bei Sonnenschein und einem Eis in der Hand ist das aber gar kein Problem. Die Fähre bringt uns in eine komplett andere Landschaft obwohl es nur eine knappe Viertelstunde Fahrt ist. Plötzlich ist alles sehr steinig und mondartig, gar nicht mehr grün. Ich fühle mich an Fuerteventura erinnert, es gefällt mir (erneut) wirklich gut. Wir fahren noch ein Stück, überlegen dann wie wir weiter machen wollen. Es ist schon halb 8, wir beschließen einfach eine Ferienwohnung in der Nähe zu nehmen um kein Risiko bezüglich nächtlichen Regens einzugehen. Die Wohnung ist groß, es gibt mehrere Betten. Zufrieden kochen wir Abendessen und gehen danach ins Bett.
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