In der Nacht wird es irgendwann doch etwas frisch und eigentlich reicht nur mein Seiden Innenschlafsack nicht ganz aus. Da die Luft in unserem Tunnel aber doch etwas feucht ist, hatte ich meinen Schlafsack extra im Packsack gelassen, damit er über Nacht nicht nass wird. Ich ziehe ein T-Shirt an, das muss reichen. Zum Glück war es nicht mehr so lange bis zum Aufstehen.
Der Wecker sollte eigentlich um halb 7 klingeln, ich hatte vergessen ihn zu stellen und so schlafen alle ziemlich zufrieden bis 7 Uhr. Danach verpacken wir unsere Zelte noch im Tunnel und gehen wieder hoch auf die Promenade. Das Café hat noch nicht geöffnet und wir setzen und für ein ordentliches Frühstück an einen der freien Tische.
Der Tag ist kurz geplant, unsere Hoffnung auf entspanntes Fahren ohne Tunnel wird leider enttäuscht.
Einen letzen Zwischenstopp legen wir vor der Grenze ein um unser letztes Bargeld los zu werden. Es gibt eine typische Pfanne mit Tomate, Paprika und Ei. Wir sind uns sicher, bisher die Beste in der Türkei. Danach trinken wir so viel Cai, dass wir Bauchschmerzen bekommen.
Ziemlich schnell nach der Stadt fängt die Grenzregion an. Der ganze Tag war schon nicht wirklich schön und wir sehen eine Menge Industrie am Straßenrand. Die Industrie wurde jetzt ersetzt durch Menschenmassen. Auf zwei Spuren stauen sich Autos und LKWs. Besonders schlimm sind die Tunnel zwischendrin, in denen die Abgase der Autos stehen. Je näher wir der Grenze kommen, desto größer wird auch der Strom der Menschen zu Fuß. Zum Teil werden einfach die Autos am Straßenrand abgestellt und zu Fuß weiter gegangen. Ziemlich interessant, wenn man überlegt, dass es keine Wendemöglichkeit gibt und jedes Auto so oder so bis zur Grenze durchfahren muss.
An der Grenze angekommen herrscht weiter Chaos. Wir stellen uns zur Auto Schlange bzw mogeln uns weit vor. Dabei treffen wir noch zwei Deutsche die einen georgischen Mietwagen haben und seit bereits vier Stunden probieren über die Grenze zu kommen. Da haben wir es mit unseren Fahrrädern doch einfacher denken wir.
Nach Georgien hinein kommen wir aber nicht über das Auto Terminal, wir müssen durch den Fußgänger Weg. Es ist die Hölle, total voller Menschenmassen, stickig und laut. Neben den Passkontrollen sind zusätzlich noch Bauarbeiten. Um uns herum haben alle Zettel von der Ausreise. Bei uns macht sich etwas Sorge breit, nicht dass wir ohne diesen Zettel nicht nach Georgien gelassen werden. Am Ende geht zum Glück alles gut und wir stehen auf der anderen Seite der Grenze. Ich brauche ein paar Minuten um mich wieder zu fangen, so etwas habe ich noch nie erlebt. Egal welche Grenze ich bisher auf dem Rad überquert habe, nichts ist auch nur annähernd an diese herangekommen. Ich bin vom Kopf so durcheinander, dass ich zweimal leicht von der Straße abkomme und absteigen muss. Irgendwann fange ich mich aber wieder, zwei Pfirsiche helfen dabei.
Direkt ersichtlich sind die Unterschiede nach der Grenze. Glücksspiel, im Islam verboten, gab es in der Türkei überhaupt nicht. Das Erste was wir nach der Grenze sehen sind mehrere Spielotheken.
Wir biegen bald von der Hauptstraße ab, alle haben nach dem geschäftigen und lauten Highway Lust auf ruhige Schotterstraßen. Die Wege sind in sehr schlechtem Zustand, in einer Brücke klaffen große Löcher. Ein Fußgänger könnte locker hineinfallen, auch für Radfahrer ist es echt gefährlich. Wir sind froh, dass wir nicht bei Nacht über die Brücke fahren. Trotzdem kommen uns teilweise Autos entgegen.
Kurz darauf schickt Komoot uns nochmal auf einen kleineren Schotterweg. Vorher hatten wir Georgien schon für den wenigen Müll gelobt, jetzt ist es aber umso schlimmer. Wir scheinen in eine Müllhalde geraten zu sein. Vom Geruch und der gesamten Umgebung wird mir langsam schlecht. An einer Stelle kommen wir nicht weiter der Matsch ist zu tief. Wir drehen um und werden noch von Hunden verfolgt. In Mitten all des Mülls leben noch Menschen.
Kurz darauf folgt der Flughafen und danach Batumi selber. Das Stadtbild ist unglaublich hässlich und charakterlos. Riesige Hotels reihen sich aneinander, Touristen fahren auf E-Rikschas durch die Gegend. Ich bin selber nur Tourist und verurteile niemanden für seine Reisen, aber ich habe schon so viel schönes Unterwegs gesehen, da ist solch ein Ort für mich einfach ein unverständliches Ziel.
Zur Innenstadt hin wird es angenehmer, wir sind uns nur trotzdem noch nicht sicher ob wir die geplanten drei Nächte hier bleiben, oder vielleicht lieber nach zweien weiter fahren.
Abends essen wir sehr gutes traditionelles georgisches Essen. In mir löst es etwas Heimweh aus, das georgische Restaurant in Düsseldorf war immer der Date Ort für besondere Jahresanlässe. Trotz des gleichen Essens fehlt einfach etwas.
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