​​​​​​​Die Zeit in Uschguli ging schnell vorbei, schneller als mir eigentlich lieb war. Einen ganzen Tag habe ich nur mit entspannen verbracht. Bin durch das Dorf spaziert und habe am Fluss der dort hindurchfließt gesessen. Der Rest war natürlich aktiv und wandern. Meine Beine waren immernoch komplett zerstört von der Wanderung von vor zwei Tagen, selbst wenn ich gewollt hätte, hätte ich nicht wandern können. Die Treppe aus dem Gasthaus heraus war jedes Mal eine Herausforderung.
Eine Attraktion von Uschguli ist der Shkhara Gletscher. Am höchsten Berg Georgiens. Der Weg dorthin ist neun Kilometer lang. Wir waren alle noch etwas angeschlagen und haben deshalb am zweiten Tag eine Reittour dorthin gebucht. Der Plan damit unsere müden Körper zu schonen, funktionierte nicht so wirklich. Mein Pferd war sehr eigenwillig, wir kamen nur langsam voran. Jeglicher Fortschritt wurde durch ausgiebige Futter und Trinkpausen unterbrochen. Für den Rückweg planten wir alle lieber zu wandern. Die letzten zwei Kilometer zum Gletscher geht es zu Fuß, der Anblick ist beeindruckend. Auch zurück sind die Pferde eigenwillig. Erst kaum zum laufen zu motivieren, würden sie jetzt am liebsten den gesamten Weg durch rennen. Auch nicht wirklich die Entspannung die wir erwartet hatten. Im Gegenteil bin ich eher angespannt, wir alle haben Sorge vom Pferd zu fallen, da es über Stock und Stein geht und die Pferde teilweise sehr schlingern. Als wir endlich am Gasthaus im Regen ankommen bin ich fix und fertig.
Einmal gehe ich aber doch Wandern. Alle haben Muskelkater vom Reiten, aber es hilft nichts. Basil hat eine Wanderung mit einer Kirche herausgesucht. Angeblich soll die Kirche auf dem Berggipfel sein, als wir dort ankommen ist aber nichts zu sehen außer ein paar gestapelten Steinen. Die Kirche war noch in Uschguli, wir sind einfach daran vorbei gelaufen. Wie immer bei unseren Aktivitäten kennen die jungs nur Vollgas, ich weiß nicht ob es an der Höhe liegt , aber das Tempo ist mir viel zu hoch und ich bin mal wieder am leiden. Oben auf dem Gipfel ist es kalt und ziemlich windig. Kurz darauf fängt es an zu hageln. Wir treten direkt wieder den Rückweg an. Unten im Dorf nutzen wir die Pause vor dem nächsten Hagelsturm um unsere Sachen zu trocknen. Wir verbringen fast jeden Abend im selben urigen Restaurant, welches von einer älteren Dame unterhalten wird. Der Rückweg im dunkeln war interessant, die wege bestehen aus großen Steinen und Matsch vermischt mit Tier Exkrementen. Im Dunkeln in Sandalen muss man wirklich aufpassen wo man seinen Fuß hinsetzt.
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Ich bin etwas traurig Uschguli zu verlassen, freue mich aber auf die Abfahrt. Der Tag verspricht ein einfacher zu werden. Erst müssen aber noch fast 500 Höhenmeter auf 7 Kilometern überwunden werden. Noch im Dorf fahren wir um ein paar Snacks für den Tag einzukaufen einen steilen Anstieg hinauf. Mein Tag hätte danach schon vorbei sein können. Die Höhe scheint mir mehr zu zusetzen als dem Rest. Das macht sich auch bei dem langen Anstieg bemerkbar, es ist mal wieder die Hölle. Ich bin froh als wir endlich am Ende des Passes auf über 2600 Metern angekommen sind. Aus Uschguli hat uns den ganze Weg ein wilder Hund begleitet, wir haben ein etwas schlechtes Gewissen, ihn so weit hinaus gebracht zu haben. Allerdings scheint es ein verbreitetes Phänomen zu sein, schon auf der Wanderung ist ein Hund bei uns mit auf den Gipfel gelaufen und auch andere Radfahrer wurden lange Zeit begleitet. Wir geben ihm noch Brot und verabschieden uns, er ist jedoch nicht bereit zu gehen und rennt uns auch noch auf der Abfahrt hinterher. Obwohl wir schnell sind ist er sehr ausdauernd und schließt immer wieder auf, wenn wir stehen bleiben um die unglaubliche Aussicht zu genießen. Irgendwann hat er aber genug. Wir halten an einer Spitzkehre an, so nah an Russland war ich noch nie. "Nur" ein riesiger Berg trennt uns davon. Der Hund legt sich zum Schlafen in den Schatten, wir lassen ihm etwas Brot da und fahren weiter. Immer wieder gibt es Baustellen und Bemühungen den ausgewaschenen Schotterweg in eine asphaltierte Straße umzubauen. Sinnvoll finden wir das nicht, sobald diese Straße fertig gestellt und Uschguli für eine größere Touristen-Menge erreichbar wird, wird der Charm des kleinen Dorfes vergehen. Unangenehmer Nebeneffekt der ganzen Bauarbeiten ist Staub der permanent aufgewirbelt wird. Für den Abend brauchen wir eine Dusche oder fließendes Wasser. Wir fahren permanent an einem Fluss vorbei und sehen eine Menge perfekter Plätze für unsere Zelte. Leider haben wir alle absolut kein Bargeld und auch keine Lebensmittel Vorräte mehr. Basils Tretlager gibt außerdem komplett den Geist auf. Unser eigentliches Tagesziel erreichen wir nicht mehr. Wir fahren bis in die erste Stadt mit einem Geldautomaten und nehmen uns dort ein Zimmer. Die Duschen sind warm, die Betten bequem und das Essen gut. Wir treffen noch zwei Männer, mit denen wir uns schon in Uschguli unterhalten haben. Der Abend wird länger als geplant, es gibt hausgemachten Wein, ich freue mich dass der Tag morgen hoffentlich entspannter für mich wird. Der Rest ist gut erheitert vom Alkohol, die Pläne für das frühe Aufbrechen werden schnell verworfen.
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