Der Tag auf dem Rad beginnt so spannend, wie ein Tag in der Wüste sein kann. Ich sage noch zu Jack, dass heute zum Glück nicht so viel passieren wird und nach den Zug und Polizei Erzählungen nicht mehr viel folgen wird. Der Blog danach also nicht mehr so lang wird. Ich konnte nicht wissen, dass ich mit dieser Aussage komplett falsch liegen sollte.
Aus Nukus heraus fahren wir erst noch über 50 Kilometer durch die Wüste. Es bietet sich das gleiche Bild wie immer, das sich aber nach einer wirklich fragwürdigen Brücke (ich würde sagen der schlimmsten Brücke des ganzen Trips bisher) komplett ändert. An stelle der kargen Steppenlandschaft, treten nun Felder, Bäume und Büsche. Wir freuen uns über den Wechsel, gibt es so doch etwas anderes zum ansehen. Wir machen heute eine lange Schicht, kommen am Ende auf fast 120 Kilometer, um morgen früh in Xiva anzukommen. Die Oasenstadt ist bekannt für seine alten Moscheen und sonstigen Sehenswürdigkeiten. Wir wollen uns einen bzw anderthalb Tage zur Erkundung nehmen.
In Gurlan war auf mehreren Kartenapps ein Campingplatz verzeichnet. Als wir dort ankommen, stehen wir aber vor einem großen Sportkomplex, direkt neben einer Hauptstraße. Von möglichem Camping keine Spur zu sehen. Wir sprechen zwei Männer an die anscheinend dort arbeiten. Die Kommunikation ist holperig, deshalb wechseln wir zu Google Übersetzer. Aber ohne Ergebnis, sie wissen nichts von einem Campingplatz. Einer der Männer geht zu einer Art Moschee oder Haus neben an und fragt nach, dies scheint auf unseren Karten die Unterkunft zu sein. Währenddessen kommt ein weiterer Mann aus dem Sportgebäude heraus. Er stellt sich vor, er ist Box Trainer und schon ordentlich in der Welt herumgekommen. Später finden wir heraus, er ist Trainer für olympische Sportler gewesen. Jack bekommt von ihm eine Führung durch den Komplex und eine Medaille geschenkt. Es scheint dort alles zu geben, von Indoor Laufbahn, über Schwimmbad bis Boxring. Eigentlich würden wir einfach gerne in einer versteckten Ecke dort unsere Matratzen auslegen. Sie schlagen uns vor uns zu einem Hotel zu bringen, wir wollen aber lieber campen und uns das Geld sparen. Wäre es hier nicht möglich, fahren wir einfach aus der Stadt heraus. Ich bereite eine letzte fragende Übersetzung vor mit dem Ziel einfach im Sportzentrum zu bleiben, da wird uns gesagt dass wir bei dem einen Hausmeister zu Hause bleiben können. Wir freuen uns sehr über die Einladung, erspart sie uns doch die Suche nach einem Platz für die Zelte. Der Mann steigt in sein Auto und fährt los. Wir düsen hinterher, nach bereits fast 120 Kilometern in den Beinen gar nicht mehr so einfach.
Dort angekommen stellen wir die Räder in der Garage ab und werden direkt ins Haus gewunken. Nur die Schuhe müssen wir vorher ausziehen. Direkt hinter der Tür erstreckt sich das Wohn/Esszimmer ein niedriger Tisch steht auf dem Teppichboden, darum herum liegen Kissen. Wir können noch die Hände waschen, danach setzen wir uns an den Tisch. Wir beide sind verschwitzt und mit einer Schicht aus Sonnencreme und Staub überzogen. Nach 6 Stunden Fahrzeit in den Radschuhen stinken unsere Socken stark. Zusätzlich dazu ist mein hellblaues Tshirt voller Flecken, Striemen, Löchern und Dreck der sich nicht mehr herauswäschen lässt. Es ist mir unangenehm so am Tisch zu sitzen. Aber es scheint niemanden zu stören und sie bauen immer mehr Essen vor uns auf. Wir greifen höflich zu, außer uns isst niemand. Doe Gespräche laufen über Google Übersetzer nur die junge Tochter spricht ein wenig Schulenglisch. Außerdem übernimmt sie fast alle Aufgaben im Haushalt. Das Gespräch läuft hin und her, alle haben Spaß.
Irgendwann wird es später. Unser Gastgeber bedeutet uns aufzustehen es geht duschen. Ich denke es kann nicht zu weit sein und lasse mein Handy, Kamera und die große Tasche mit all den Dokumenten liegen. Er sagt mir ich soll den Fotoapparat mitnehmen, am Ende nehme ich einfach alles mit. Wir wissen immernoch nicht wo es hin gehen soll zum Duschen. Jack hat gefragt ob wir unsere Handtücher brauchen, aber wir sollen einfach mitkommen. Also lassen wir alles an unseren Rädern, ein Fehler den wir später bereuen sollten. Wir steigen wieder zu ihm ins Auto, er hat inzwischen noch eine Flasche mit Duschzeug organisiert. Dann geht die Fahrt durch die Dunkelheit los. Wir sind beide ziemlich verwirrt. Am Ende erkennen wir aber die Hauptstraße und sind kurz danach wieder am Sportzentrum. Er schleust uns schnell herein, zeigt uns die Duschen in einer Umkleide und bedeutet uns dass wir uns unter dem Handtrockner abtrocknen können. Ein Handtuch wäre also doch sinnvoll gewesen. Die Dusche tut trotz des ziemlich metallisch schmeckenden Wasser richtig gut. Danach gibt es nur ein Problem. Wir haben keine Wechselsachen. Nichts liegt mir jetzt ferner, als zurück in die stinkenden und feuchten Radsachen zu steigen. Vorallem die Radhose ist nach all den Stunden eine Zumutung. Wir wissen nicht wie es weiter geht, unser Gastgeber packt erstmal ein Picknick aus. Langsam macht sich die Erkenntnis breit, dass wir die Sportanlage und unsere Radsachen heute nicht mehr verlassen werden. Dafür bekommen wir noch eine Führung, schauen uns das Gebäude an und bekommen die Galerie mit usbekischen Olympia Athleten gezeigt. Dort finden wir auch den Trainer von früher am Tag wieder. 
Zurück in unserem Raum rollt unser Gastgeber uns zwei Rollen mit sehr dicken Decken, die als Matratzen fungieren und einem Kissen aus. Spätestens jetzt ist klar, es gibt kein Entkommen von den Radsachen. Es ist warm im Raum, aber wir sind froh etwas versteckt zu sein. Unser Gastgeber sagt er schläft vor der Eingangstür draußen, dort ist es kühler. Wie viel er am Ende geschlafen hat wissen wir nicht. Wir probieren ihm zu sagen, dass wir aufstehen wann immer er gehen möchte. Parallel will er wissen wann wir aufstehen wollen. Es ist bereits zwölf Uhr Abends. Von sieben Uhr aufstehen arbeiten wir uns langsam herunter, bis auf am Ende fünf Uhr. Er fragt ob wir nicht müde sind, aus Höflichkeit waren wir die ganze Zeit mit ihm wach. Danach geht er aber auch schlafen, oder weiter aufpassen wir wissen es nicht. Wir legen uns schlafen, natürlich ohne unsere Zähne zu putzen und machen uns bereit für eine kurze sowie etwas unbequeme Nacht. Trotzdem sind wir sehr dankbar für die Gastfreundschaft, wirklich Sorgen um unsere Räder machen wir uns nicht.
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