Die Nacht ist gut, ich schlafe aber wie so oft, lieber in meinem Schlafsackliner. Heute komme ich früh los, muss ich auch, der Tag wird lang. Das Restaurant vom Vorabend hat leider geschlossen, so sehe ich mich nach einem anderen um. Meine Nachfrage und Betonung, dass ich kein Fleisch im Essen möchte, stößt auf Unverständnis. Die Frau weiß nicht, was ich von ihr will. Am Ende einigen wir uns auf eine Nudelsuppe. Meine Hoffnung, dass diese ohne Fleisch ist, ist nicht groß, und das zurecht. Ein grundsätzlich weniger überzeugendes Frühstück, aber immerhin gab es überhaupt etwas. Während ich sitze und esse, fängt es draußen an zu regnen. Den Tag davor hat es mich noch etwas umgetrieben, wie ich heute fahren soll. Zur Auswahl stand ein angeblich sehr schöner Weg durch den Jungle, allerdings geht dieser hauptsächlich über unbefestigte Wege. Bei nassem Boden oder gar Regen, könnte ich hier aber richtig Probleme bekommen. Der Untergrund an den Seiten der Straße sieht hier grundsätzlich auch wie der klebrige Lehmmatsch in Griechenland und der Türkei aus. Schweren Herzens entscheide ich mich für die ca. 130 Kilometer längere Variante, die auf normalen Straßen verläuft.
Ich kaufe in einem kleinen Laden noch Wasser und eine riesige Packung mit Keksen ein, dann geht es in der Regenjacke los. Eigentlich ist es viel zu warm für diese Jacke und ich bin froh, dass ich schnell aus dem Regen und damit auch aus der Jacke herauskomme. Ich scheine aus dem Regen heraus zu fahren und habe dabei auch noch Rückenwind. Für den Rest des Tages bedeutet das aber, dass ich nie zu lange Pause machen kann, da mich sonst der Regen wieder einholt. Als die Abzweigung zur Jungle Straße kommt, bin ich doch kurz wieder in Versuchung. Damit würde ich aber nach Süden abbiegen und wäre voll im aufziehenden Regen. Ich fahre lieber weiter nach Westen.
Der Tag vergeht ziemlich schnell, ich esse eine Unmenge an Keksen. Kann ich auch, die Packung war riesengroß. Etwas, was ich mir für die nächsten Tage merken muss. Die Kekse sind etwas weniger salzig als Tuks, sehr dünn und vierschichtig mit etwas Schokolade dazwischen. Eine sehr leckere Mischung. In der Mittagspause nach 75 Kilometern gibt es dann aber doch eine vernünftige Nudelsuppe. Generell fallen aber die Unterschiede zu Vietnam deutlich auf. Alles ist ärmlicher, die Lebensumstände einfacher. Die Häuser sind meistens Holzhäuser auf Stelzen, nicht die schön aus Stein gebauten Häuser in Vietnam. Obwohl ich an einer großen Straße entlang fahre, die mich bis ins Zentrum von Laos bringt und gleichzeitig die einzige große Straße in der näheren Umgebung ist, ist kaum Verkehr unterwegs. Es fühlt sich eher wie eine kleine Nebenstraße an. Städte oder selbst Dörfer gibt es kaum, nur ein paar Sammlungen an Häusern hier und da. Bei Recherchen im Vorfeld hatte ich gelesen, dass Laos das meist bombardierteste Land der Welt ist. Auf dem Jungleweg soll man oft Häuser neben Bombenkratern oder sogar alten Bomben selber sehen. Krater sehe ich hier keine, nur ein paar alte Bombenhülsen neben einem Haus und eine britisch-laotische Gesellschaft zur Entfernung von Cluster Munition. Viele dieser Streugranaten sind nicht detoniert und liegen noch in der Natur herum. Sie stellen eine Gefahr für Mensch und Tier da. Während vor allem in Kambodscha noch alte Landminen liegen, sind es hier die nicht minder gefährlichen alten Bomben.
Ich habe mir zwei Hotels entlang des Weges ausgesucht, bin aber so gut unterwegs, dass ich zum weiter entfernten der zwei fahren kann, welches gleichzeitig auch das schönere der beiden ist. Für umgerechnet 3,50 beziehe ich das sauberste und schönste Hotelzimmer meiner Zeit in Südostasien. Die Toilette wird zwar mit einem Eimer gespült und die Dusche wird mit dem gleichen Eimer vollzogen, aber das ist in Ordnung, immerhin gibt es diesmal ein Waschbecken anders als gestern. Ich frage im kleinen Laden des Hotels nach etwas zu essen, aber das gute Restaurant in der kleinen Stadt ist wohl nur per Auto zu erreichen. Wirklich Lust auf mein Rad zu steigen habe ich nicht und überlege schon, ob ich meine restlichen Nudeln aus China kochen soll, aber dann bieten sie mir an, mich dort hin zu fahren. Das Angebot nehme ich gerne an und sitze kurze Zeit später mit zwei lachenden Frauen an einem Tisch. Zwei große Portionen gebratener Reis später, ist mein Bauch voll, ich sehr zufrieden und es geht zurück zum Hotel, wo ich endlich mal wieder ein Bett mit sauberer Bettwäsche genießen kann.

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