​​​​​​​Noch bevor ich einschlafen konnte bemerkte ich den immer stärker werdenden Wind. Es war so schlimm, dass der Wind unter mein Zelt fuhr und meine Isomatte zum Wackeln brachte. An Schlaf nicht wirklich zu denken. Ich war insgesamt zweimal draußen, habe Schutzwälle aus Packsäcken gebaut und die Heringe neu gesetzt. Am Ende war es mehr oder weniger in Ordnung. Dafür fing jetzt an die gesamte Außenhaut zu wackeln. Ich lege mich einfach diagonal ins Zelt und packe mir meine Ohrstöpsel in die Ohren. So bekomme ich von dem um mich herum nicht mehr so viel mit und falle bald in einen traumreichen und eher unruhigen Schlaf.
Das ganze geht gut, bis gegen halb zwei Jack vor meinem Zeit steht und mich aufweckt. Der Wind ist nochmal deutlich stärker geworden und drückt unerbarmlich gegen unsere Zelte. Mein Zelt ist eigentlich für zwei Personen hat eine breitere Basis und ist damit stabiler. Jack hingegen hat ein Einpersonen Zelt, welcher unter dem Wind kurz vorm Zusammenbrechen ist. Wir probieren ob das Außenzelt hilft um den Wind abzuleiten. Ich halte mit meinem Körper das Zelt vom Kollaps ab und ja probiere gleichzeit noch das Außenzelt nicht wegfliegen zu lassen, während Jack es am Zelt befestigt. Direkt kommt aber die Ernüchterung, auch so steht das Zelt nicht stabiler. Jack sondiert noch die Umgebung nach neuen windgeschützten Plätzen, ich fange durch den starken Wind inzwischen an zu frieren. Es findet sich nichts, der Wind ist überall viel zu stark. Wir diskutieren unsere Optionen, ein paar Kilometer entfernt steht ein Haus, dass Schutz bieten könnte. Wir müssten aber über komplettes Lager abbauen und wieder errichten und das wo wir in dreieinhalb Stunden schon wieder aufstehen wollen. Die andere Option scheint besser. Mein Zelt sieht noch relativ stabil aus. Wir befestigen das Außenzelt und bringen noch ein paar Sturm-Leinen an. Damit sollte es halten. Zum ersten Mal habe ich jetzt einen Gast in meinem Zelt. Ich muss noch das übliche Chaos an kosen Gegenständen beseitigen und schon liegt eine zweite Isomatte im Zelt.
Wirklich gut fühlt es sich aber auch hier drin nicht an. Der Wind ist einfach zu stark und unsere Prognose, einfach zu warten bis er aufhört scheint nicht der Realität zu entsprechen. So liegen wir beide im wackelnden Zelt und sind beunruhigt. Der Umzug scheint doch eine Alternative zu sein, am Ende halten wir es dann aber doch aus und schlafen nochmal für anderhalb Stunden ein. Am nächsten Morgen ist die lange unverändert. An Kochen und entspanntes Abbauen der Zelte ist nicht zu denken. Also stopfe ich das Zelt irgendwie in den Packsack, ohne etwas im Wind zu verlieren, esse ein Twix und wir fahren los. Voll in den Gegenwind. Immerhin ist die Straße so früh am Morgen leer und die Temperaturen noch sehr angenehm kühl. So kommen wir zwar nur langsam aber dennoch komfortabel voran.
Wir brauchen für die ersten 40 km zweieinhalb Stunden. In einer normalen Trainingsfahrt brauche ich über eine Stunde weniger dafür. Dann gibt es endlich essen. Ein Liter Fanta und zwei, doch sehr kleine, Teller Reis bringen und wieder in Schwung. Die Raststätten Toiletten sind einfach nur ausgehobene Löcher mit einen Betonklotz drum herum. Das Klo hier war mit Abstand das Schlimmste. Ich traue mich gar nicht es zu betreten.
Danach fahren wir 26 km bis zu unserer großen Mittagspause. Über eine offline Karten-App haben wir Bushaltestellen ausfindig gemacht und steuern eine solche an. Dort angkommen machen wir uns breit, holen Schlaf nach und kochen große Portionen Porridge. Am Ende sind wir fast vier Stunden dort, aber danach auch sehr gut erholt.
Die Fahrt durch die Steppe geht weiter, es gibt nichts zu sehen, außer einer schnurgeraden Straße, Elektromasten (auch in einer perfekt geraden Linie) und karges Gras. Einziges Highlight eine goldene Widderstatue. Interessant sind immerwieder kleine Pfeile mit Ortsnamen, die einfach mitten ins nirgendwo zeigen und aus Entfernung 50 km angeben. Wir fragen uns ob dort wirklich jemand wohnt.
Am Ende des Tages kommen wir an einem der seltenen Restaurants/Cafés an der Fernstraße an. Wir essen zu Abend und schlagen unsere Zelte danach windgeschützt auf der Rückseite vor sem Pferde-Schuppen auf. Die Pferdeäpfel sind alle trocken und auch der Staub uns egal, Hauptsache eine volle Nacht Schlaf.
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