​​​​​​​Ich habe extra keinen Wecker gestellt und hoffe wie immer, dass Jack verschläft. Immerhin bekomme ich so 20 Minuten extra schlaf. Es ist kalt, ich benutze meinen Tacho als Thermometer er zeigt 11 Grad an. Ungewohnt nach den ganzen heißen letzten Tagen. Von unserem geschützten Platz fühlt es sich an, als gäbe es gar keinen Wind. Beim Losfahren zeigt sich, dass es der Windgott heute sogar noch besser mit uns meint. Der Wind kommt von hinten. Eine Wohltat. Wir fliegen über die Straße doppelt so schnell wie die Tage davor. Nachdem unser Vorgehen mit einem kleinem Frühstück in einem Restaurant und späterer großer Pause mit Porridge gut funktioniert hat entscheiden wir uns heute für das gleiche. Nach 20 Kilometern und weniger als einer Stunde machen wir unseren Stopp. Es gibt etwas Brot und drei Spiegeleier, dazu einen Tee und ein Snickers. Das muss aks Frühstück reichen. Meine Wasservorräte sind immernoch übervoll und ich habe Flaschen in meinem Faltrucksack, brauche also nichts neues zu kaufen.
Gut beladen geht es weiter, in 25 Kilometern sollen nochmal zwei Restaurants nebeneinander kommen. Beide sind geschlossen und wir einfach froh, dass wir nicht auf sie angewiesen sind und genug Wasser haben. Gut gelaunt fahren wir weiter, neben dem Rückenwind geht es auch noch ganz leicht bergab, die Räder rollen dadurch noch besser. Die letzten Tage waren eher bergauf, ein kurzer Tretstopp und auch das Rad wird direkt spürbar langsamer.
Wir merken trotz der geringen Anstrengung irgendwann unsere Beine. Neben der Straße sehen wir einen kleinen Verschlag aus Holz und Planen. Wir schauen was dort verkauft wird und sind sehr erfreut. Es gibt Melonen. Wir wollen eine Wassermelone kaufen, Geld wollen sie keins. Im Gegenteil probieren sie uns zwei große Melonen zu schenken. Viel zu viel um sie beide zu essen und auch auf den Rädern ist kein Platz mehr. So freundlich die Geste ist, eine Melone müssen wir ablehnen. Dafür bekommen wir dann noch eine kleinere Honigmelone geschenkt, diese passt gerade so durch die Öffnung meines Faktrucksacks. Wir verschlingen die Melone mit ganzen Körpereinsatz, überall im Gesicht und auf meinem Tshirt ist Melonensaft. In dem Moment ist mir alles egal, das Tshirt eh schon verschmutzt. Die Melone ist erfrischend und nach je einer großen Hälfte sind wir ziemlich voll. 
Beschwingt von der Melone machen wir uns auf die Weiterfahrt. Nach viereinhalb Stunden schwinden uns langsam die Kräfte. Wir brauchen eine Pause, mein Hals fühlt sich gar nicht mehr gut an. Die Anstrengungen der letzten Tage haben ihre Spuren hinterlassen, zusätzlich dazu bin ich etwas von den Klimaanlagen gezeichnet. Wir haben Glück und finden Schatten unter dem Vordach eines verlassenen Hauses. Leider ist absehbar, dass mit fortschreitender Tageszeit und sinkender Sonne bald kein Schatten mehr übrig bleibt. Ein Garant dafür, dass wir dort nicht versacken können. Ohnehin sind es nur noch 23 Kilometer bis Bejneu, durch den Rückenwind sind wir die Strecke für zwei Tage an einem Gefahren und nehmen uns so einen kompletten freien Tag.
Bejneu fühlt sich wieder an wie ein Schritt zurück in die Zivilisation. Fließendes Wasser unter der Dusche ist eine Wohltat, frei verfügbares Essen und Trinken in direkter Nähe ebenfalls. Nur das Bett ist nicht unbedingt besser als meine Matratze. Aber das ist kein Problem, ich bin müde genug dass mir das egal ist. Es gibt noch die erste Pizza seit Montenegro Ende Mai. Wir stechen deutlich aus allen Menschen hervor, nun nicht nur wegen unserer doch sehr praktikablen Kleidung, sondern auch ganz extrem wegen unseres Aussehens. Noch ist es in Ordnung, mal schauen ob es irgendwann unangenehm wird.
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