Gestern haben wir ungewollt nur einen sehr kurzen Tag gemacht. Basil hat seine Linsen nicht richtig gekocht und sich etwas daran den Magen verdorben. Ich wunderte mich schon darüber dass ich eine halbe Stunde länger als abgemacht schlafen konnte ohne von Musik geweckt zu werden, nach einer dreiviertel Stunde war ich dann etwas besorgt. Es war gut, dass wir diese Nacht auf einem kleinen Campingplatz verbracht hatten, so gab es für Basil alle nötigen Örtlichkeiten. Nach etwas Erholung auf dem Campingplatz sind wir dann zehn Kilometer weiter nach Gori gefahren und haben uns dort ein Zimmer genommen. Interessanterweise ist die Stadt der Geburtsort von Stalin. Es gibt ein Stalin Museum, dort soll aber quasi nichts auf Englisch sein, ich beschränke meinen Besuch auf den außerhalb stehenden Eisenbahnwagen Stalins. Sein Geburtshaus ist noch erhalten. Um das Haus herum wurde ein Dach gebaut. Das ganze wirkt wie ein Schrein. Auf Tafeln in der Nähe werden Bilder gezeigt wie es zu seiner Zeit dort aussah. Die gesamte Siedlung wurde für einen Park zu Ehren Stalins planiert. Seltsam mutet die sehr anpreisende Beschreibung einer Kirche an, die viele Jahre dort stand und diverse Erdbeben überlebte aber ebenfalls für das Stalin Museum weichen musste.
Abends hat Basil noch eine Gemüsesuppe gegessen, am nächsten Tag sitzen wir dann wieder auf den Rädern. Wir haben einen großen See gesehen, der sich perfekt zum Campen für uns eignet. Bis dorthin müssen wir aber ein gutes Stück unteranderem schickt uns Komoot über die Autobahn. Ich plane die Route um, reduziere die Höhenmeter auf "nur noch" knapp 1000. Als wir das Gasthaus verlassen ist es schon wieder ordentlich warm, wir schauen, dass wir möglichst schnell los kommen.
Die ersten Kilometer des Tages ziehen schnell vorbei, der Rückenwind schiebt uns. Dann geht es herunter von der Straße und auf rauen Schotterwegen weiter. Asphalt als Belag für unsere Wege wird von nun an eher rar. Das ist aber nicht schlimm, wir genießen die Wege, genau dafür sind unsere Räder ausgelegt. Andere Radreisende die wir getroffen haben, würden hier mit ihren Rädern ziemlich kämpfen. Wir sind immernoch erstaunt, dass wir uns getroffen haben und wie gut die gesamte Gruppe harmoniert. Nicht nur unsere Räder sind sich sehr ähnlich.
Statt über die Autobahn fahren wir parallel etwas weiter oben über einen ziemlich steinigen und zugewucherten Weg. Haben aber dafür absolute Ruhe vor Autos. Irgendwann biegen wir  aber doch Richtung Autobahn ab. Auf der Abfahrt bleibt Basil plötzlich stehen, irgendetwas hat seinen Vorderreifen komplett aufgeschnitten. Die Flickaktion findet ohne Schatten komplett in der Sonne statt. Ich merke wie ich von der erbarmungslosen Hitze Kopfschmerzen bekomme.
Aber alles geht vorbei, der Reifen ist geflickt und ein Schlauch eingesetzt und wir haben uns zum Mittag versorgt. Danach beginnen die richtigen Anstiege. Gefühlt ist es noch einmal heißer geworden, ich spritze mir Wasser aus der Trinkflasche in den Helm, während wir den Anstieg herauf eiern. Es wird langsam später, aber eigentlich sind es nicht mehr so viele Kilometer bis zum See und wir noch immer zuversichtlich.
13 Kilometer vor dem Ziel versorgen wir uns mit Vorräten für das Abendessen. Es ist bereits halb Sieben, aber wir haben ja nur noch einen Anstieg mit vier Kilometern, danach geht es bergab zum See. Womit wir nicht gerechnet haben ist, dass ab dem Supermarket alles wieder Offroad ist. Im Anstieg verklemmt sich meine Kette so stark zwischen Speichen und Kassette, dass wir fast eine Viertel Stunde brauchen um sie heraus zu bekommen. Die Abfahrt ist kein entspanntes Rollen zum See sondern ziemlich verblockt und steinig, schnell kommen wir nicht voran. Zusätzlich finden wir noch heraus, dass die guten Plätze für unsere Zelte nochmal sieben Kilometer weiter sind.
Als wir unsere Wasservorräte auffüllen dämmert es schon so stark, dass wir mit Licht weiter fahren müssen. Der Weg zu einer eigentlich passierbaren Brücke ist so weggeschwemmt worden, dass wir unsere Räder für weitere 20 Minuten über Steine und Wasser schieben und tragen müssen. Am Platz fürs Zelt kommen wir dann um Viertel nach neun final an. Es ist komplett dunkel, ein Bad im See muss trotzdem sein, um all den Dreck des Tages abzuwaschen. Wie das Wasser des Sees aussieht sehen wir nicht mehr, aber es ist erstaunlich warm. Es ist spät als wir in unsere Zelte kriechen, trotzdem müssen wir früh raus. Der Tag morgen wird einer der anspruchsvollsten der gesamten Reise.
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