Nach dem reichhaltigen Abendessen gestern, geht es am Morgen direkt weiter. Ich merke den Tag mit zu wenig Essen gestern, mein Magen ist ein Fass ohne Boden. Außerdem gibt es leckere Aprikosen Marmelade und so findet Brot für Brot seinen Weg in meinen Magen.
Danach steht ein Highlight an. Jeden Samstag findet auf einer Insel im Niemandsland zwischen Tadjikistan und Afghanistan ein Grenzbasar statt. Erst seit kurzem ist er wieder geöffnet, da sich die Lage in der Region etwas beruhigt hat. Es gibt verschiedene Aussagen bezüglich der Lage des Basars. Wir hörten der Basar sei in Afghanistan oder im Niemansland dazwischen, am Ende war er noch auf der tadjikischen Seite vor dem eigentlichen Grenzübergang. Trotzdem mussten wir über eine gut gesichtere Brücke gehen und unsere Ausweise wurden kontrolliert. Früher musste man dort seinen Reisepass komplett abgeben und konnte ihn nach dem Marktbesuch wieder abholen. Ich bin froh, dass ich meinen Reisepass behalten kann. Auf der anderen Seite des Flusses sehen wir eine riesige Taliban Flagge im Wind wehen, uns allen ist etwas mulmig zu mute, kennt man doch nur die Berichte aus der Region in den Nachrichten. Ein paar deutsche mit denen wir unterwegs sind, überlegen die Grenzposten zu besprechen um einmal nach Afghanistan gehen zu können. Mir ist das zu heiß, vorallem mit der riesen Schlange an Menschen auf der Afghanischen Seite, die wartet um auf den Basar zu kommen. Dies ist kein Ort für Experimente dieser Art.
Wir gehen lieber auf den Markt. Noch ist wenig los, aber es füllt sich langsam. Neben uns werden Stände aufgebaut, Decken ausgelegt und Waren drapiert. Es gibt zwei Hallen mit Beton Tischen, noch sind sie relativ leer. Direkt neben dem Eingang verkaufen Frauen Essen, es gibt die üblichen frittierten Teigtaschen. Etwas weiter hinten verkaufen ein paar Jungen, eine afghanische Variante der Manti Teigtaschen. Sie sind gefüllt mit Zwiebeln und einer Menge Pfeffer. Sehr lecker, aber sie machen durstig. Unsere Hände sind klebrig, wir bekommen von den Verkäufern ein kleines Frottee Handtuch zum putzen. Zum Glück sind wir mit die ersten Kunden. Es gibt zwei Metallteller, wirklich mehr Handtücher haben sie nicht.
Der Markt wird mit der Zeit immer voller, die Schlange an der Brücke scheint aber noch lange nicht kleiner zu werden. Die Auswahl an Waren erstreckt sich von klein Elektronik, über Seifen, Medizin, bis zu Kleidung. In jedem Bereich fällt uns die afghanische Prägung des Marktes auf. Keine der Afghanen haben Smartphones, alle alte kleine Tastenhandys. So ist auch die Auswahl der verfügbaren Handys begrenz auf billige kleine Plastik Geräte. Wenn jemand ein Smartphone hat, wird es unter dem Schal versteckt, auch das Gesicht wird beim Telefonieren verdeckt. Später hören wir, dass jederzeit die Gefahr besteht, sollte ein Afghane Fotos vom Markt machen, dieser wieder geschlossen wird. Dabei ist der Markt erst seit wenigen Wochen geöffnet, da sich Spannungen in der Regionen gelegt hatten. Die Kleidungsstücke sind teilweise dicke Kleider und Gewände, bestickt mit Namen bekannter teurer Modemarken in funkelnden Steinen, eine interessante Mischung. Wie so oft fällt auch bei anderer Kleidung auf, dass gefälschte Markenkleidung einfacher zu bekommen ist als einfache ungebrandete Sachen.
Eigentlich wollte ich ein schönes Souvenir kaufen, etwas sinnvolles konnte ich aber nicht finden. Ein Mann ist offensichtlich ein Geldwechsler. Ziemlich schnell versammelt sich die gesamte Gruppe um ihn herum, alle wollen einen afghanischen Geldschein. So habe auch ich bald einen 20 Afghani Schein in der Hand (umgerechnet 24 Cent). Doch ein ziemlich cooles Andenken. Wir Schlendern durch das immer geschäftiger werdende Treiben auf dem Markt, an jeder Ecke sind tolle Fotomotiven ich komme aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus. Jack und Annick machen keine Fotos, sie verlassen sich einfacn darauf, meine später als Andenken zu benutzen. 
Irgendwann geht es aber doch zurück zum Homestay, wir haben noch etwas Distanz vor uns heute. Wir suchen wieder ein Taxi für den Weg zurück, der Preis ist wieder 5 Somoni, also 40 Cent. Der Fahrer ist wieder flott, dafür gibt es diesmal keine Anschnallgurte. Von den anderen hören wir, dass sie Angst um ihr Leben hatten, da der Fahrer so unglaublich schnell gefahren ist. So weit kam es bei uns zum Glück nicht.
Wir packen schnell zusammen, ich esse noch ein wenig Brot, zu wenig wie sich später herausstellen sollte dann geht es weiter. Als ambitioniertes Ziel haben wir uns heute heiße Quellen ausgesucht. Diese liegen in der Richtung in die wir wollen, am Ende müssen wir aber vom Tal nach links in die Berge fahren und einen steilen Anstieg hinauf. Ich bin mir von Anfang an nicht sicher ob das eine gute Idee und vorallem ein realistisches Ziel ist, gebe mich aber der Gruppe und Jacks Willen geschlagen. Anfänglich haben wir noch gute Straßen und kommen gut voran. Mit der Zeit wird die Straße aber immer schlechter. Außerdem wird es kühler. Außerdem nimmt der Wind zu. Ich habe mir zu lange Zeit gelassen, etwas gegen die Kälte anzuziehen und außerdem habe ich bei weitem nicht genug gegessen. Der Einbruch lässt nicht lange auf sich warten und auf einem steinigen und windigen Anstieg zieht es mir komplett den Stecker. Ich bin total kaputt und mir ist kalt. Der Rest schon weit vor mir. Sie treffen aber ein chinesisches Paar die per Anhalter reisen und unterhalten sich mit ihnen. Sie haben kein Glück, im Tal ist wenig Verkehr und sie hängen auf der Straße fest. Außerdem haben sie nicht nur kein Zelt, sondern auch nicht wirklich warme Ausrüstung. Der Mann steht dort in Tshirt und Sweatshirt Jacke. Es ist etwas verrückt. Ich nutze die Chance ziehe alle meine windblock Kleidungsstücke an und fange an Kekse in mich hinein zustopfen. Danach eier ich langsam hinter Jack und Annick her. Die gesamte Umgebung neben der Straße ist militärisches Sperrgebiet. Aus dem Internet wissen wir, dass Campen unmöglich ist, da immer Soldaten kommen und einen anweisen sofort weiter zu fahren. Kurze Zeit später sehen wir Schilder die vor Landminen warnen, wirklich einladend ist das auch nicht. Abgekämpft komme ich am Ende des Anstiegs an, Jack und Annick sprechen mit ein paar Soldaten vor einem Stützpunkt. Sie probieren zu verhandeln, dass wir dort Zelten können vorallem hinsichtlich meiner aktuellen Verfassung. Die Soldaten bleiben hart, wir sollen weiter ins nächste Dorf fahren. Uns bleibt also nichts anderes übrig und wir rollen die rumpelige Abfahrt herunter.
Bis ins Dorf dauert es, immerhin zeigen die extra Kleidung und Kekse ihre Wirkung. Ganz am Boden meiner Tasche habe ich noch Reste getrockneter mit Walnuss und Rosinen gefüllter Aprikosen gefunden. Jack bezeichnet sie gerne als "Rocket Fuel", ich bin mir auch sehr sicher, dass der gesamte Fruchtzucker in diesen eine Menge Energie gibt. Mir geht es wueder gut, wir warten auf Annick die auf solch einem Untergrund einfach langsamer unterwegs ist als wir. Am Ende der Abfahrt ist ein längeres Stück sehr tiefer Sand. Ich schaffe es fast hindurch, auf dem aller letzten Meter bleibe ich dann doch hängen. Aus dem Internet haben wir mehrere Geschichten von stecken gebliebenen Autos gehört.
Wir sind gerade im Dorf angekommen, die Dämmerung hat schon längst eingesetzt, als Jack in voller Fahrt ein Schlagloch trifft. Es knallt ordentlich, leider ist dabei eine der Schrauben gebrochen, die seinen Gepäckträger mit den lächerlich großen Massen an Essen am Rahmen befestigt. Ohne ordentliche Reparaturarbeiten kommen wir heute nicht mehr weiter. Aus iOverlander (unserer App wo wir meistens schauen, wo Leute vor uns gecampet oder geschlafen haben) wissen wir, dass das Homestay des Dorfes hier geschlossen hat. Weiter fahren können wir aber auch nicht. Also Klopfen wir am Haus mit den meisten Kinderstimmen. Annick übernimmt das Reden, es ist lustig von außerhalb zu sehen, wie sie instinktiv in Lehrerverhalten wechselt. Es geht alles gut, wir bekommen eine perfekt windgeschützten Platz und können unsere Zelte aufbauen. Die Kinder sind ganz begeistert und probieren sich in begrenztem Schulenglisch mit uns zu unterhalten. Außerdem bekommen wir Brot und Tee. Perfekt nach dem kalten anstregenden Tag. Außerdem haben wir nicht mehr viel Wasser. Jack kümmert sich um sein Fahrrad, ich habe zum Glück eine Ersatzschraube für die Gepäckträger-Aufnahme dabei.
Ich probiere meine Nudeln zu kochen, irgendwie kommen sie aber nicht richtig auf Temperatur, es dauert ewig und ich habe wieder eine schleimige Masse in meinem Topf. Ich probiere sie abzutropfen, aber es kommt kaum Wasser hinaus. Immerhin werde ich endlich meine Dose mit den Bohnen in Tomatensoße los. Es ist nicht die beste Mahlzeit, mit genug Chili, Brot und gutem Willen, geht das ganze aber als sehr sämige Nudelsuppe durch. Der Rest ist schon im Bett als ich endlich Zusammenpacke. Ich bin fast fertig, als ich meinen Essenspacksack befülle. Ich greife hinein und wundere mich über die feuchte schleimige Masse. Es ist die Konservendose mit Tomatenmark. Sie ist vom Festspannen geplatzt und hat Tomate überall im Packsack verteilt. Das Putzen dauert, ich bin froh als ich endlich fertig bin. Das Blogschreiben verschiebe ich auf einen anderen Tag.

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