​​​​​​​Die Nacht war unruhig, der Verkehrslärm war doch etwas mehr als erwartet. Zwischen uns und der Straße nur eine Mauer, welche den Schall nicht wirklich komplett abgehalten hat. Jack hat mit Ohrstöpseln geschlafen, beim wildcampen habe ich lieber nichts in dem Ohren. Dadurch bekomme ich mehr von der Umgebung mit, was ein Fluch und ein Segen gleichzeitig ist. Ein Stück weiter war noch ein öffentliches Plumpsklo. Wir waren von dort nicht sichtbar, aber in einer ruhigen Nacht hört man jedes anhaltende Auto und Unterhaltungen der Insassen. Als der Wecker um 6 Uhr klingt fühle ich mich also wieder komplett erschlagen. Mein Mund ist trocken, ich könnte literweise Wasser trinken, etwas muss ich mir meine Vorräte aber einteilen, die 25 Kilometer bis zur Tankstelle können lang werden.
Als ich aufstehe ist sie Sonne noch nicht aufgegangen, ich mache ein paar Fotos, danach packen wir schnell die Zelte ein und essen die letzten Reste vom Abendessen. Wirklich frühstücken wollen wir erst später. Erst wollen wir die kühleren Temperaturen nutzen und Kilometer machen. Bis wir wirklich auf dem Rad sitzen, ist die Sonne schon ein Stück gestiegen und wir merken, wie auch die Temperatur ansteigt. Wirklich windstill ist es nicht, zusätzlich geht es immer graduell bergauf, so kommen wir nur langsam voran. Nach einer Stunde und vierzig Minuten kommen wir an der Tankstelle an. An einem kleinen Laden kaufen wir ein Sixpack ein Liter Flaschen und nochmal drei einzelne und füllen unsere Vorräte komplett auf. Ich präpariere mir noch eine Flasche Apfelsaft mit ordentlich Salz. Ein halber Liter Cola und ein Snickers müssen auch noch dran glauben, danach geht es weiter. Wir sehen jetzt immer mehr Kamele und Dromedare am Straßenrand, eine komplett andere Welt als Georgien.
Nach drei Stunden Fahrzeit wird es heiß und wir hungrig. Wir halten Ausschau nach einem schattigen Platz, als wir einen überdachten Picknick Tisch sehen. Der Ort ist wie geschaffen für uns. Die Stühle werden aufgebaut und wir fangen an uns unser richtiges Frühstück eher Mittagessen (Porridge) zu kochen. Es gibt sogar Tee und Kaffee dabei. Durch die hohen Außentemperaturen geht das kochen sehr schnell. Zwischendurch kommen ein paar Arbeiter vorbei und wir unterhalten uns kurz. Die Leute hier sind sehr freundlich, wir bekommen sogar eine Flasche Wasser geschenkt. Auch wenn wir nicht wollen, müssen wir aber doch irgendwann weiter. Es ist heiß und die Straße geht unendlich lang schnur geradeaus. Dinge in der Entfernung scheinen nah zu sein, in der Realität sind es aber noch viele Kilometer.
Wir fahren bis wir nicht mehr können und machen unsere nächste Pause neben einem kleinen Laden. Es gibt halb gefrorene Cola, ich habe inzwischen angefangen die getrunkenen Liter zu tracken. Nach der Flasche bin ich bei 3,5 Litern für die letzten zwei Tage. Wie viel Wasser ich getrunken habe, habe ich nicht erfolgt. Aber es sind Unmengen und trotzdem fühlt es sich zu wenig an. Wir müssen quasi gar nicht auf Toilette. Die Dehydrierung ist spürbar.
Es sind keine 20 Kilometer mehr bis zur angepeilten Stadt, wir sind uns unschlüssig ob wir nochmal campen oder lieber die letzte Chance auf eine Dusche für eine längere Zeit wahrnehmen sollen. Bis wir am Ende dort ankommen ist es bereits ordentlich nach acht Uhr. Wir bekommen den Preis für das Hotel noch etwas herunter gehandelt und sind zufrieden. Großartig noch herumsuchen oder campen wäre jetzt eher eine weitere Belastung gewesen und ich auch ohnehin zu fertig. Die kalte Dusche ist goldwert, nachdem Wasser die letzten Tage stets in unseren Flaschen von der Sinne aufgeheitzt wurde.
Im Restaurant daneben bestelle ich vegetarisches Essen zu bestellen, erkläre mindestens fünf Mal, dass ich kein Fleisch will, nur um am Ende fünf mickrige mit Fleisch gefüllte Nudeltaschen serviert mit Mayonnaise zu bekommen. An dem Punkt bin ich viel zu müde um noch weiter zu diskutieren, hole mir an der Tankstelle nebenan noch einen Kakao und gehe zurück ins klimatisierte Zimmer und ins Bett.
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