Wir alle haben haben komatös geschlafen. Es ist beruhigend zu sehen, dass der Rest nach so einem Tag wie gestern auch angeschlagen ist . Vor dem Schlafen hat Basil noch Liegestützen im Flur gemacht, während ich fertig im Bett lag und an mir selbst gezweifelt habe.
Der Tag startet wie immer mit Müsli, wir sind die Attraktion des Cafés. Kurz nach dem Hinsetzen wird auf der Baustelle nebenan der Asphalt aufgefräst. Meine Ohrstöpsel kommen erneut zum Einsatz.
Die Fahrt beginnt direkt mit einem über vier Kilometer langen Anstieg, heute geht es mir aber deutlich besser als gestern. Das gleiche lässt sich nicht von meinem Rad sagen. Die Kette, erst fünf Tage alt, ist komplett lehmig gelb und rostig. Es tut in der Seele weh. Dazu kommen noch die knackenden Geräusche bei jeder Kurbelumdrehung. Ich frage mich wie ich die Kette mit der üblichen Radflaschenmethode überhaupt sauber bekommen soll. Eine Tankstelle mit DIY Waschstation ist meine Rettung. Zuerst bekommt das Rad ein Schaumbad, mit dem Hochdruckreiniger geht anschließend selbst der hartnäckigste Dreck aus der Kette. Nur bei den Lagern bin ich vorsichtig, sie müssen mich noch weit bringen und ich will den Dreck nicht hinein spülen. Wir bekommen noch einen Tee geschenkt und unterhalten uns kurz mit den Angestellten dort, dann fahren wir weiter. Es geht lange geradeaus bergab wir fliegen mit unseren Rädern dahin. Bergab scheine ich einen immensen Vorteil zu den anderen zu haben, mein Rad rollt deutlich besser. Das wird das Gewicht sein, das mich an den Anstiegen so zurück hält. Ich wünschte es wäre anders herum.
Aber die Anstiege sind heute kein großes Problem, die Sonne scheint, bis auf kurze Regenunterbrechungen schön auf uns herab. Wir sind konstant über 1000 Metern, die Temperaturen sind daher sehr erträglich. Morgens und im Appartment war es sogar eher frisch.
Unseren Mittagsstopp machen wir in Kulu, einer erstaunlich großen Stadt. Erst unterhalten wir uns mit einem Englisch Lehrer. Sein Englisch ist jedoch sehr bröckelig, er sagt er hat niemanden hier zum üben. Große Teile der Bevölkerung hier sprechen dafür schwedisch, da sie dort früher Gastarbeiter waren. 
Jack und ich gehen Gebäck einkaufen. Vor einem Bäcker werden wir angesprochen und man bietet uns Hilfe an. Im Gespräch zeigt sich, der junge Mann ist nicht nur aus Deutschland sondern aus Krefeld. Wir finden die Nähe der Wohnorte sehr lustig, die Welt ist klein.
Eigentlich hatten wir für unseren Platz zum Zelten das Ufer eines großen Salzsees erkoren, das Wetter war jedoch permanent etwas unbeständig. Im vorletzten Dorf vor dem See will ich noch meine Wasservorräte auffüllen. Nur weil wir nach einem Minimarkt fragen, werden wir fündig. Ein alter Herr betreibt in seiner Garage einen Laden. Alle sind sehr freundlich es ist eine lustige Situation, wir kaufen extra mehr und essen noch ein Eis von dort, die Gesellschaft ist gut. Wir bestätigen uns gegenseitig wie toll wir das Dorf finden als wir an einem großen überdachten Bereich an einem Friedhof vorbei fahren. Es sieht gar nicht schlecht aus, wir fragen einen Arbeiter ob wir bleiben können. Dort sind wir auf jeden Fall sicher vor Regen in der Nacht. So sicher wie wir denken ist man dort wohl jedoch doch nicht. Wir dürfen zwar bleiben, der Mann zeigt uns aber Videos von vor zehn Tagen, wo es eine so starke Überschwemmung gab, dass das Tor weggespült und die Mauer eines Stalles eingerissen wurde.
Kurz darauf kommt ein weiterer älterer Herr. Er spricht Deutsch und kommt aus Innsbruck. Das letzte Mal, dass ich so viel Deutsch mit realen Personen gesprochen habe ist lange her. Am Ende lädt er uns in seine Garage ein. Dort sei es sicherer als unter dem Dach. Wir nehmen gerne an, eine zusätzliche Mauer verspricht weiteren Schutz und sie ist lange nicht so baufällig wie die Garage des Imams. Zusätzlich gibt es sogar noch eine Toilette draußen und er gibt uns zwei Laib Brot, selbst gebacken von seiner Frau.
Wir kochen Abendessen, essen gut und schauen uns den sehr klaren Sternenhimmel an. Ein sehr versöhnlicher Tag nach den Strapazen von gestern.
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