​​​​​​​Unser Morgen beginnt ganz entspannt, bis zum Hostel sind es nur 40 Kilometer, ohne nennenswerte Höhenmeter. Wir können es also ganz ruhig angehen lassen. Jack macht sich zum Porridge noch einen Kaffee, ich probiere Gas zu sparen, um nicht noch eine dritte Gaskartusche mit auf den Pamir Highway nehmen zu müssen. Platz, den ich in meinen Taschen auch nicht wirklich habe.
Ich muss schon seit dem Vortag dringend auf Toilette, das Plumpsklo an unserem Camp-Platz ist aber so unangenehm, ich halte lieber noch die Fahrt bis zum Hostel aus. Zum Glück ist es nicht weit. Die Nähe zu Duschanbe der Hauptstadt Tadschikistans ist spürbar, die Straße und der Fluss daneben sind voller Ferienhäuser und Hotels, überall sehen wir Pools und Terassen. Das einzige was fehlt sind die Menschen, die diese Plätze bewohnen. Alles sieht ziemlich verlassen aus. Zwischendurch sehen wir sogar einen ziemlich großen Wasserpark, die Rutschen sehen spaßig aus, wir sind kurz am überlegen den Mittag dort zu verbringen.
Auf den letzten Kilometern kommt dann aber doch wieder das Radfahren in einer Großstadt Gefühl auf. Es ist eng und laut, überall sind hupende Autos. Jack fährt hinter mir, jedenfalls so lange bis ihn ein Auto einfach wegdrängt. Ich drehe mich irgendwann um, um nach dem Grund für das penetrante Hupen zu schauen und befinde mich quasi direkt auf der Motorhaube. Ich bin aus mehreren Gründen froh, als wir endlich im Hostel ankommen.
Nach etwas Pause entscheiden wir uns noch zum einzigen Outdoorladen der Stadt zu gehen. Jack braucht Handschuhe und ich würde gerne noch einen Fleeceinnenschlafsack kaufen. Ich habe etwas Sorge um die Wärme meines Schlafsacks. Wir haben gehört, dass es teilweise in der Nacht frieren wird. Mein Schlafsack hat als Komforttemperatur aber nur fünf Grad. Meistens wird ja auch noch etwas getrickst vom Hersteller, auch wenn mir beim Schlafen tendenziell eher immer etwas wärmer ist, würde ich deshalb den Schlafsack noch etwas pimpen. Leider haben wir vergessen, dass Heute Nationalfeiertag ist und der Outdoorladen deshalb geschlossen hat. Unverrichteter Dinge ziehen wir also wieder ab, erkunden aber noch etwas die Sehenswürdigkeiten von Duschanbe, unteranderem den zweithöchsten Fahnenmast der Welt.
Ich werde langsam ziemlich müde und kaputt, trotzdem nehmen wir noch einen Bus und fahren zum Hauptplatz, an dem die Feierlichkeiten stattfinden sollen. Es ist ziemlich voll, alle sind sehr schick angezogen. Gefühlt sind wir die einzigen Touristen und auch die einzigen ohne tadjikische Flaggen. Das Unabhangigkeitsdenkmal ist beeindruckend, ein riesiges Zepter mit umlaufenden Lichtern, die Atmosphäre heute macht es noch besser. Es gibt Ansprachen und Musik. Die Künstler auf der Bühne sehen aber nicht so aus als würden sie wirklich singen, es wirkt alles etwas künstlich. Jack bleibt noch etwas länger, ich mache mich wieder auf den Weg zurück, inzwischen geht es mir gar nicht mehr so gut und der Magen rumort ziemlich.
Ich stehe an der Bushaltestelle, aber die gesamte Straße ist gesperrt. Kurze Zeit später kommt ein Konvoi dunkler Autos, vielleicht mit dem Präsidenten (welcher auf sehr sehr vielem Bildern vertreten ist vorbei gerast. Danach fahren auch wieder die ersten Autos vorbei, jedoch kein Bus. Ich bin so müde, ich entscheide mich einfach ein Taxi zu nehmen. Bevor ich viel mit dem Taxifahrer geredet habe zeigt er mir seine Lieblingsmusik, per YouTube Video auf der Mittelkonsole, während er dabei Google Übersetzer auf seinem Handy bedient. Ich habe mit allen gerechnet, aber als er mir Nina Chuba bei der 1live Krone zeigt bin ich doch sehr verwirrt. Mit keinem Wort vorher habe ich Deutschland erwähnt. Die Fahrt ist dadurch jedoch sehr kurzweilig und ich bin froh im Hostel endlich ins Bett zu fallen.
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