Endlich im Hostel, freue ich mich über ausschlafen ohne Wecker. Ungewohnt ist immernoch die neue Zeitzone. China hat nur eine große Zeitzone und diese ist zwei Stunden weiter als in Kirgisitan. Ich bin aber noch immer auf kirgisischer Zeit. Das es erst spät hell wird und dafür lange hell bleibt ist seltsam. Durch den Kontakt nach Hause bleibe ich auch automatisch länger wach.
In den ersten Tagen ruhe ich mich viel aus und genieße vorallem die Ruhe. So viel es geht, probiere ich James aus dem Weg zu gehen und beschränke jegliche Kommunikation auf das absolute Minimum. Es funktioniert auch ziemlich gut und meine Laune wird stetig besser. Dazu trägt auch das gute Essen hier bei. Im empfohlenen Restaurant vom ersten Abend werde ich Stammgast, die Nudeln mit Tomaten und Ei sind ein Traum. Ich kann gar nicht genug bekommen von den neuen Geschmäckern und da ich nicht wirklich weiß was man hier zum Frühstück isst, gibt es jeden Morgen eine Portion leckerer Nudeln. Für die Abende habe ich den Nachtmarkt für mich entdeckt. Es gibt eine Vielzahl grauenhafter Dinge zu sehen und zu essen. Manches würde ich glatt als unmenschlich bezeichnen, es ist mir ein Rätsel wie jemand so etwas essen kann. Von Schweinehufen, Schafsköpfen, komplett glasiert gerösteten Ziegen, bis zum Fleisch und Haut eines Kuhschädels ohne Knochen und flach auf einem Tisch ausgebreitet gibt es hier alles. Ich beschränke mich auf kalte Nudelsuppen, mit denen man sich hervorragend einkleckern kann, gebratenem Tofu und süßen Frühlingsrollen mit Nuss Rosinen Mischungen.
James hat ein schweizer Paar auf Fahrrädern in unser Hostel gelotst und so gibt es (sympathische) Gesellschaft. Die beiden sind auch in Richtung Singapur unterwegs und haben den selben Plan, einen Zug zu nehmen um näher nach Vietnam zu kommen. Anders als ich fahren sie direkt nach Chengdu, ich plane noch einen Zwischenstopp in Xi'An um mir die Terakotta Armee anzusehen. Wir verbringen ein paar nette Tage, danach kümmern wir uns darum, wie wir die Fahrräder nach Chengdu bekommen. Aus den üblichen Fahrradfahrer Gruppen wissen wir, dass Fahrräder nicht im Zug erlaubt sind, aber auf verschiedenen Wegen einfach verschickt werden können. Wir fahren zum Bahnhof, dort gibt es ein Büro der chinesischen Post. Es ist alles kein Problem, ich habe aber noch zu viele Sachen am Rad und auch für sie ist es noch zu früh um das Rad dort abzugeben. Zurück im Hostel bietet uns eine sehr hilfbereite Mitarbeiterin an, ein Versandunternehmen zu beauftragen, unsere Räder zu verschicken. Sie würden die Räder am Hostel abholen und zu einer beliebigen Adresse in Chengdu liefern. Der Preis stimmt und wir freuen uns über die Einfachheit dieser Lösung. Wir müssen alle Messer aus den Taschen der Räder nehmen, der Transport ist verboten. Im Zug sind sie aber auch nicht erlaubt, ich muss später eine Lösung finden, wie ich mein geliebtes Opinel Messer in den Zug schmuggeln kann.
Das Ticket für den Zug buche ich auch. Es gibt drei Kategorien zur Auswahl: normaler Sitzplatz, Hartschläfer und Weichschläfer. Der Zug wird 40 Stunden unterwegs sein, daher fällt der Sitzplatz heraus. Leider sind für meinen Zug die Weichschläfer bereits ausgebucht. Der Vorteil wäre eine kleinere Kabine mit nur vier anderen Gästen, welche außerdem abgeschlossen werden kann. Trotzdem ist es kein Problem, so ist mein Ticket günstiger und ich bezahle lediglich 80€ für die Fahrt. Ich finde außerdem einen riesigen Supermakt und fühle mich wie im Himmel. Hier gibt es alles was das Herz begehrt. Für die Zugfahrt rüste ich mich ordentlich mit Instantnudeln, Obst, Keksen und Chips aus. In den vielen kleinen Läden in der Stadt gibt es haufenweise Souvenirs. Wie immer ist oft Schrott dabei, zwischendurch muss ich mich aber zurückhalten meine Taschen nicht noch voller zu machen. Letztendlich mache ich hauptsächlich eine Menge Fotos, auch wenn mein Hauptsubjekt Jack nicht mit dabei ist
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