Ich habe richtig gut geschlafen, ganze 9,5 Stunden. Glücklicherweise habe ich meine Ohrstöpsel genutzt, der Muezzin hat sehr lange gerufen und außerdem saß ein bellender Hund die ganze Nacht vor unserem Fenster. So wurde mir das jedenfalls erzählt, ich habe nichts davon mitbekommen. Das Frühstück mit Brot, Butter und Marmelade ist dürftig. Wir schlagen trotzdem ordentlich zu. Der Tag wird heute länger und anstrengender als gestern. Die üblichen Liegestützen werden gemacht, diesmal erneut mit meiner Beteiligung. Danach machen wir uns auf den Weg, und das in ganz frischen Radklamotten, ein gutes Gefühl. Noch vor drei Tagen war ich überzeugt, dass ich heute in den Bus nach Agadir steigen würde, oder wenigstens die Straßenumfahrung um das heutige Offroad Stück nehmen würde. Heute fahre ich mit einem Grinsen mit den Jungs auf der Originalroute weiter. Der Weg führt uns durch ein Tal, es geht durch kleine Oasen, Dörfer. Dabei ist der Untergrund teilweise sogar noch Asphalt, dementsprechend kommen wir gut voran. So richtig merken wir dabei die Höhenmeter auch gar nicht und sind überrascht, wie gut wir uns fühlen, als wir den höchsten Punkt unseres Tages erreichen. Gleichzeitig beginnt auch wieder die Straße und beglückt uns mit einer gefühlt nicht endenden Abfahrt voller Spitzkehren. Wir müssen nur aufpassen, die Straßen sind eng, und die Marokkaner fahren gerne in der Mitte. Jede blinde Kurve macht mir daher etwas Sorgen. Wir kommen aber alle unbeschadet unten an und fragen uns, ob wir all diese Distanz wrklich vorher hochgefahren sind. 
Weiter geht es wieder außerhalb der hier plötzlich wirklich sehr guten Straße. Wir kommen an riesigen bemalten Steinen vorbei, wir fragen uns, wer sich diese ganze Arbeit gemacht hat. Gleichzeitig ärgern wir uns über die Menschen, die die ganzen bemalten Steine mit irgendwelchen Krakeleien wieder verschmutzen. Generell merken wir aber, dass wir wieder in der Zivilisation ankommen. Die Abstände zwischen den Dörfern werden kleiner und alle Häuser sind plötzlich deutlich schicker. Unser Mittagsstopp ist Tafraoute, wir essen in einem schicken Restaurant zu Mittag. Es gibt mal wieder Tajine, diesmal ist sie wirklich ein Highlight, sehr viel verschiedenes Gemüse, gut gewürzt und sogar Pflaumen und Nüsse darin. Trotzdem bin ich froh, bald mal wieder etwas anderes zu essen. Das wahre Ausmaß der Stadt bemerken wir aber erst, als wir anfangen, unsere Abend Besorgungen zu machen. Es ist viel größer als gedacht und unsere Strategie, am erst besten Minimarkt einzukaufen, gar nicht so sinnvoll. Es gibt Supermärkte hier, und sogar frisches Obst und Gemüse. Wir können unseren Augen kaum trauen. Wir unterhalten uns noch länger mit einem jungen Marokkaner. Er hat Tourismus Wirtschaft studiert, aber findet jetzt keinen Job. Er ist unzufrieden über die Regierung und wie sie die Jugend behandelt. Am Ende will er Geld von uns. 
Inzwischen ist es spät, wir wollen noch etwas an Distanz überbrücken, der morgige Tag wird richtig hart. Alles, was wir an Kilometern jetzt noch fahren können, sparen wir uns morgen. Wir schaffen ca. 11 Kilometer, danach ist Ende. Morgen erwarten uns auf 49 Kilometer 1700 Höhenmeter in richtig steilen Anstiegen, der Komoot Routenplaner ist fast überall dunkel rot. Zur Stärkung gibt es 500 Gramm Nudeln für Basil und mich. Davor ein paar Chips und danach einen Joghurt. Die extra mitgebrachte Cola schmeckt mir nicht mehr so gut, ich habe die letzten Tage wohl zu viel davon getrunken.
Gerade, wo wir schlafen gehen wollen, noch eine letzte Aufregung am Abend. Irgendetwas flitzt um unsere Zelte herum. Basil sagt, es war ein Esel, die Geschwindigkeit und auch die Geräusche passen aber nicht. Wirklich sehen tun wir es in der Dunkelheit aber nicht, ich sehe nur einmal einen Schatten. Am Ende sind wir aber sicher, es war ein Wildschwein, das Grunzen passt zu gut. Wir hängen unser Essen in die Bäume und hoffen, dass wir in der Nacht nicht noch einmal besucht werden. Der Wind, der permanent in den Palmen raschelt, trägt nicht unbedingt zu unserer Entspannung bei.
Zurück zum Anfang