A​​​​​​​Die Nacht in der Garage war angenehmer als erwartet. Statt zwei Muezzin Rufen wurden wir nur einmal geweckt, dafür aber in voller Lautstärke. Jack erzählt später er hatte Ohrenstöpsel und seine Finger in den Ohren, trotzdem war es laut. Diesmal gab es jedoch nicht das übliche Telefonwählen vor dem Ruf, hier hat der Imam es noch selber übernommen. Gestern nachdem ich den Blog geschrieben hatte, stand ich noch draußen vor der Garage, als der Imam aus seinem Urlaub wieder kam. Wie zu erwarten war er sehr überrascht drei Radfahrer inklusive Zelten in seiner doch sehr kleinen Garage vorzufinden. Er war aber wirklich jung maximal, zehn Jahre älter als ich und einverstanden damit, dass wir dort die Nacht verbringen. Trotzdem waren wir froh, dass Basil seinen ursprünglichen Plan: durch das offene Fenster zwischen Garage und Keller zu steigen und im Keller zu schlafen nicht in die Tat umgesetzt hat. Einen schlafenden Radfahrer im Haus hätte er dann wahrscheinlich doch eher nicht so gut gefunden.
Als wir aufwachen ist es draußen ordentlich am regnen, wir sind froh, dass wir unter einem Dach sind. Am Abend habe ich noch mit mir gerungen, ob ich wirklich mein Außenzelt auch noch abspannen soll. Morgens ist eine Seite ziemlich nass, es muss durch das Dach getropft haben. Ich bin beruhigt, dass es nicht meinen Schlafsack sondern nur mein Außenzelt getroffen hat
. Dafür habe ich meine neue Seife draußen vergessen, zum Glück hat sie sich nicht komplett zu Schaum verwandelt.
Frühstück gibt es im Café einer Autobahn Raststätte. Drinnen ist es trocken und warm, wir bleiben fast drei Stunden während es draußen regnet. Trotzdem müssen wir weiter, die ersten 45 Kilometer verlaufen rein auf der Autobahn. Es ist nass, immer wieder rauschen LKWs vorbei, Spaß macht das überhaupt nicht. Dazu kommt das Tempo der anderen, ich komme ziemlich an meine Grenzen. Ich bin es gewohnt tief zu gehen und mich zu verausgaben, aber langsam komme ich an mein Ende. Nur noch drei Tage bis zum nächsten Ruhetag. Egal was an Triathlon Training in Zukunft kommt, es kann eigentlich nicht schlimmer werden als im Moment.
Als wir in der Stadt für unseren Mittagsstopp ankommen bin ich total fertig und mir ist kalt weil ich so nass bin. Zu allem Überfluss verliert mein Hinterrad Luft. Wir machen einen großen Einkauf und essen in einem kleinen Restaurant am Straßenrand. Zum Glück kommt die Sonne heraus und wir trocken unsere Regensachen auf der Terrasse. Ich flicke mein Hinterrad, kaum ist der Mantel dicht entweicht Luft aus den Speichenlöchern, ich bin frustriert eigentlich sollte das nicht passieren. Zum Glück erledigt sich das Problem später von selbst.
Wir fahren weiter der Himmel ist ziemlich grau und ich habe Angst erneut begossen zu werden. Komoot führt uns über eine "state road" der Untergrund erinnert uns an das special in Griechenland. Wir wollen nicht wieder unsere Räder putzen und drehen lieber um. Wir gratulieren uns selbst für unsere schlauen Entscheidungen
. 10 Minuten später fahre ich als erster der Gruppe über eine Abkürzung zur nächsten Straße. Selbstbewusst sage ich, dass der Matsch hier kein Klebematsch ist. Fünf Meter weiter bleibe ich stecken, mein Rad ist voller Lehm. Vielleicht kenne ich mich doch nicht so gut mit Matsch aus wie angekündigt. Der Rest war schlauer und hat gewartet. Nur mein Rad, inklusive der fünf Tage alten Kette, ist komplett eingesaut. Wir fahren zurück zur Straße, durch die "Abkürzung" haben wir mehr Zeit verloren als wenn wir direkt gefahren wären und die grauen Wolken sind auch näher gekommen. Zum Glück kommt bald eine Tankstelle. Mit vereinigten Kräften und Wasserflaschen richten wir mein Rad notdürftig wieder her.
Durch unsere special Umfahrung haben wir am Ende fast zehn extra Kilometer auf dem Tacho. Spät kommen wir in Haymana an und essen in einem kleinen Restaurant zum Abend. Es gibt wie zum Mittag Reis mit Bohnen in Tomatensoße. Das Essen ist perfekt, schön warm und außerdem günstig und viel. Genau das was man als Radfahrer braucht.
An der nahegelegenen Moschee versuchen wir unser Glück für die Nacht. Leider ist dort keine Übernachtung möglich. Eine Gruppe Jungendlicher in unserem Alter bringt uns aber zu einer Pension. 8€ pro Person für ein Bett und eine warme Dusche ist es uns allen Wert.
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