​​​​​​​Entspannt frühstücken wir, unsere polnischen Zimmernachbarn kommen später vorbei, vorallem einer ist ziemlich verkatert. Er bestellt sich ein Bier zum Frühstück, damit sollte die Wanderung heute gesichert sein.
Wir fahren etwas später los, die Jungs bekommen noch
 hausgemachten Wein gefüllt in eine 1 L PET Flasche geschenkt. Gerade als wir um die Ecke biegen treffen wir Anni. Sie saß genau wie die Polen Abends im Restaurant. Genau wie wir ist sie auf dem Rad unterwegs. Kurzerhand gliedern wir sie in unsere Gruppe ein und fahren zu viert weiter. Es ist interessant andere Ansätze an das Radtourenleben zu lernen, ihr Fahrrad ist ganz anders beladen als unsere. Alleine die volle Ikea Tasche auf ihrem Gepäckträger hat mehr Volumen als alle meine Taschen zusammen. Nach 20 Kilometern trennen sich unsere Wege schon wieder, vorher setzen wir uns aber noch auf eine Wiese in den Schatten und essen Snickers. Dazu gibt es den Wein (für den Rest). Wir machen noch ein paar Fotos, danach geht es weiter. Wir sind inzwischen ziemlich spät dran und stellen uns auf einen langen Tag ein.
Basils Fahrrad gibt langsam immer weiter auf. Das Spiel im Tretlager wird immer größer, die Geräusche immer lauter. Zwischendurch bleibt die Kurbel ganz stecken, nur mit Gewalt bekommt er sie wieder freigängig. Bergauf kann er bald gar nicht mehr fahren. Stattdessen rennt er jeden Anstieg hinauf. Jeden Tag überrascht mich die Energie die in ihm steckt. Auch einen 3,1 Kilometer langen Anstieg rennt er hinauf und ist damit nicht viel langsamer als wir. Ich probiere meine Sportlerehre nach der Wanderung und dem viel zu harten Tag auf den Zugari Pass wieder aufzubauen, indem ich an dem Anstieg eine hohe Pace fahre. Jack bleibt trotzdem dran, am Ende sind wir beide total kaputt.
Die Abfahrt ist erst auf der Straße, danach geht es auf unbefestigte Wege. Es ist ziemlich rauh, ich wundere mich warum meine rechte Gepäcktasche so sehr klappert. Mit fällt auf, dass eine Schraube fehlt, die die untere Befestigungsschiene hält. Durch die ganzen Erschütterungen und das Rappeln der Schotterwege hat sie sich gelöst und ist irgendwann verloren gegangen. Den Rest der Strecke fahre ich bergab nur noch langsam und vermeide Erschütterungen, damit die andere Schraube nicht auch noch verloren geht. Dadurch kommen wir nur noch langsamer voran. Sowohl bergauf, als auch bergab sind wir langsam. Die Energie schwindet, auch im Flachen machen wir keine Zeit gut. Gestern habe ich einen Schlauch in mein Hinterrad eingesetzt, da der tubeless Aufbau keine Luft mehr hielt. Genau einen Tag hielt die Luft und ich konnte mich an stabilem Luftdruck erfreuen. Heute konnte ich direkt wieder flicken, ein Stück Metall steckt in meinem Schlauch. Das ganze sieben Kilometer vor unserem Ziel. Nichts lag mir ferner als jetzt noch einmal anzuhalten. Georgien ist bisher das Land mit dem meisten Kuhmist, Pferdeäpfeln und allen anderen Arten von Exkrementen auf der Straße. Entsprechend bestückt war mein Mantel, Flicken macht so noch weniger Spaß. Aber auch dieses Problem ist bald behoben und wir können endlich nach Kutaissi fahren.
Der Weg in die Stadt ist interessant, erst fahren wir noch durch ländliche Dorfidylle dann biegen wir auf einen Friedhof ab. Das Konzept georgischer Friedhöfe finde ich gar nicht schlecht. Die Gräber sind großflächiger, teilweise überdacht und haben alle meist eine kleine Sitzgelegenheit mit Tisch. An einem Grab sitzt eine Gruppe von Frauen, es gibt dem Ort eine angenehmere Atmosphäre, lädt ein zum verweilen und vielleicht fühlt man sich dem Verstorbenen so etwas näher.
Kaum sind wir aus dem Friedhof heraus befinden wir uns mitten im Großstadtverkehr. Wir rollen die letzten Meter zu unserer Unterkunft, kurz davor sieht Basil den Radladen der die Rettung in Form eines neuen Tretlagers verspricht. In vorherigen Gesprächen hat der Besitzer zugesichert, das entsprechende Tretlager besorgen zu können oder sogar schon vor Ort zu haben wenn wir ankommen. In der Realität ist keins von beidem der Fall. Das versprochene Tretlager ist nicht das Richtige, die Schuld liegt aber nicht beim Besitzer, sondern beim anderen Radladen in Tiblisi von dem er das Teil besorgen wollte. Diese haben ihm trotz Bild, das falsche Lager anbieten wollen. Für Basil sind das schlechte Nachrichten, das Rad ist inzwischen nicht mehr fahrbar. Der Besitzer gibt sein Bestes, irgendwann findet er in einer Kiste mit alten Teilen zum Glück noch Ersatz. Ich bin froh weiter verbeitete Technik am Rad zu haben, die im Falle eines Defekts besser ausgetauscht werden kann. Danach sitzen wir noch lange vor dem Laden, der Besitzer serviced noch Basils Pedalen und führt Monologe. Es ist aber lustig. Irgendwann gegen Viertel nach zwölf wird ein Joint gebaut, Jack und ich verabschieden uns. Der Tag war ohnehin zu lang. Basil ist nicht abgeneigt, außerdem ist sein Rad immernoch nicht fertig.
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