Der Morgen ist ziemlich unspektakulär. Ich sitze noch kurz mit Tao, meinem Host zusammen. Es gibt einen Tee. Der Tee ist interessant, sehr ungewohnt und besteht weniger aus Teeblättern als aus Reis, Nüssen und ein paar Blüten. Entsprechend schmeckt er, ein Geschmack, den ich so bisher noch gar nicht als Tee kannte. Dazu gibt es kleine Mini-Muffins und Kekse, alles sehr lecker. Danach geht aber sein Tag los. Er bringt die Kinder zur Schule, ich ziehe mich an und fahre auch los. Gegenüber esse ich noch eine Nudelsuppe, bevor ich mich richtig auf den Weg mache. Während es beim Aufstehen noch stark geregnet hat, ist es jetzt zum Glück trocken. Die Straßen sind noch nass und in der Luft steht die Feuchtigkeit, aber immerhin kommt nichts mehr von oben. Ich weiß, dass es heute etwas bergiger wird und die Hügel kommen schnell näher. Nach der langen Zeit im Flachen immer mit Rückenwind eine fast schon ungewohnte Herausforderung. Ständig habe ich außerdem das Gefühl, dass es wieder anfängt zu regnen. Kleine Tropfen fallen vom Himmel. Aber mein Host hat mir versichert, dass weiter landeinwärts das Wetter besser ist als an der Küste, und er sollte Recht behalten. An der Grenze zu Laos gibt es zwar einen Minischauer, davor brennt aber plötzlich die Sonne richtig auf mich herunter. Bevor es aber sonnig ist, muss ich noch durch die extrem feuchte Luft einen acht Kilometer Anstieg hinauf. Gar nicht so einfach, aber immerhin sind die Straßen gut und ich komme schnell voran.
So bin ich auch früh an der Grenze zu Laos. Während ich noch probiere, letzte Organisationen im Empfang meiner vietnamesischen SIM Karte zu machen, kommt eine Gruppe Frauen auf mich zu. Sie wollen Geld wechseln. Am Ende ist der Wechselkurs aber nicht gut und ich entschließe mich, lieber wie in einem Google Maps-Kommentar beschrieben an der Bank direkt an der Grenze mein Geld zu tauschen. Ich bin noch etwas am Handy, die Damen bleiben aber bei mir sitzen, anscheinend mit der Hoffnung, doch noch an mein Geld zu kommen.
Durch die Kommentare bin ich aber gut vorbereitet, als der vietnamesische Grenzbeamte probiert, 50.000 Dong (ca. 2 €) Stempelgebühr von mir zu fordern. Lächelnd lehne ich ab, ich hätte das Geld nicht. Er läuft etwas umher, spricht mit Kollegen, am Ende stempelt er aber meinen Pass ab. Dabei macht er erst noch einen Fehler und muss nochmal stempeln. Alles in allem eine schwache Vorstellung. Die Grenzbeamten in Tadjikistan waren deutlich aggresiver in ihrer Forderung nach Geld für eine nicht existierende aber nötige Zahlung.
Ich gehe weiter zur laotischen Seite, wo ich mir erst noch mein Visa on Arrival abholen muss. Dafür habe ich in Hanoi neue Passfotos anfertigen lassen. Es dauert etwas, bis ich den richtigen Schalter gefunden habe. Dort bekomme ich dann ein paar Papiere, die ich ausfüllen muss. Im Internet hatte ich verschiedene Aussagen zum Preis des Visums gefunden und auf den niedrigsten Preis von 30 Dollar gehofft. Er sagt mir etwas mit 40, es könnte durchaus auch 45 Dollar gewesen sein. 30 Dollar seien falsch, sagt er auf Nachfrage und nennt mir einen Preis von 40. Vielleicht habe ich hier unwissentlich gehandelt. Das Geld wechselt den Besitzer und schon habe ich einen weiteren Aufkleber im Reisepass. Ich hole mir noch einen Stempel ab und mache mich dann auf die Suche nach einer Bank. Diese ist neben dem Stempelhaus, sieht aber nicht so aus, als wäre sie noch in Betrieb. Trotzdem bekomme ich hier eine sehr gute Rate, sogar besser als in meiner App. Das im Vergleich zu den Wechseldamen gesparte Geld investiere ich direkt in eine SIM-Karte.
Am ersten Hotel werde ich abgewiesen. Die Reaktion der Besitzerin wirkt, als hätte die Übersetzerapp einen ganz schmierigen Anmachversuch ergeben. Ich komme an einem Restaurant mit anderen Touristen vorbei und bekomme eine Empfehlung. Das Hotel ist bisher wahrscheinlich das Schlechteste überhaupt. Dass es kein warmes Wasser aus dem Schlauch ohne Duschkopf gibt, ist aber nicht schlimm, das warme Wetter verzeiht einiges. Zurück im Restaurant unterhalte ich mich mit den Touristen, es sind Engländer und sie warten schon ein paar Tage in dem nicht schönen und sehr kleinen Grenzdorf auf ihr Vietnamvisa. Es gibt nichts zu tun und nichts zu sehen. Plötzlich springt einer freudig auf, sein Visum ist gerade per E-Mail angekommen. Er macht sich direkt auf den Weg nach Vietnam, nur um eine halbe Stunde später genervt wieder zurückzukommen. Es ist erst ab dem 2. Dezember, also in zwei Tagen gültig und nicht wie gewünscht ab dem 27. November. Er muss also noch länger hier warten. Wir sitzen noch etwas zusammen, dann geht es für mich ins Bett.
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