Vor dem Wecker bin ich wach. Auch hin und her drehen lässt mich nicht mehr einschlafen. Beim Blick aufs Handy sehe ich aber, dass mir ein Host für den Abend zugesagt hat. Ich bin sehr gespannt und freue mich. Er ist Musiker und ich fand sein Profil direkt spannend. Ein guter Start in den Geburtstag. Weniger gut ist aber das Wetter vor meinem Fenster. Als ich los fahre sind draußen 4 Grad und es regnet. Als Attraktion am Reschensee gilt ein Kirchturm, der im See steht. Das Wetter ist aber so schlecht, dass ich keine Lust habe noch auf die andere Seite des Sees zu fahren. Außerdem ist momentan eh kein Wasser im See, da dort Grund abgetragen werden soll. Ich breche lieber direkt auf und suche nach etwas zum frühstücken. Das Höhenprofil für den Tag war vielversprechend, es sollte nur bergab gehen. Direkt am Anfang mussten aber ein paar steile Rampen überwunden werden.
Nach den Anstiegen folgte aber eine kurvenreiche Abfahrt, immer wieder unterbrochen durch verschlafene kleine Dörfer. So klein die Dörfer waren, so klein auch die Auswahl der Bäcker und alle hatten zu. Später finde ich heraus, der 1. Mai ist auch in Italien ein Feiertag und deshalb hat alles geschlossen. In einem Souveniershop werde ich am Ende fündig und kaufe mir ein feines Brot mit getrockneten Birnen und Fenchel sowie ein Stück Bergkäse. Ich wundere mich über den Geruch, der mich plötzlich umgibt, denke ich wäre in einen Hundehaufen getreten. Dann merke ich, dass der Käse so riecht, zum Glück aber nicht so schmeckt. Ich telefoniere mit zu Hause und der Familie, stehe dabei um dem Regen zu entgehen in einem schmalen und flachen Säulengang, der anscheinend eine Attraktion der Stadt ist, da die ganze Zeit Menschen hindurch kommen und mich beim essen beobachten. Danach fahre ich weiter, der Regen hat zum Glück aufgehört. Gleichzeitig leider auch das starke Gefälle. Dafür habe ich nun starken Gegenwind, der auch den restlichen Tag nicht mehr aufhören sollte. In meiner Vorstellung fahre ich die geplanten 110 Kilometer locker unter 4 Stunden ohne große Anstrengung. In der Realität habe ich am Ende fast 5 Stunden Fahrzeit, der Gegenwind hat den positiven Effekt des Gefälles komplett ausgeglichen und ich muss mich genauso anstrengen wie sonst auch. Immer wenn ich zu lange anhalte merke ich vereinzelte Tropfen, es heißt also Meter machen um vor dem Regen zu bleiben und mein Tagesziel noch zu erreichen. Zeit für ein dickes Geburtstagseis bleibt aber trotzdem noch. Entgegen aller Hoffnung werde ich auf dem schnurgeraden Radweg nach Bozen 20 km vor Ziel noch einmal gut nass. Der Regen hält aber zum Glück nur kurz an und ich trockne sehr schnell wieder. Drei Kilometern vor dem Ziel fängt es aber nochmal richtig an. Diesmal ist der Regen auch deutlich heftiger. Innerhalb kürzester Zeit weiche ich komplett durch. Nicht so schlimm, ich habe ja eine feste Unterkunft mit Dusche. Die ich jedoch erstmal nicht finde und weiter im Regen stehe. Dafür finde ich eine geöffnete Konditorei in der ich später noch einen Geburtstagskuchen kaufe. Mit Hilfe von Google Maps spüre ich dann doch noch den gewünschten Eingang auf und entkomme endlich dem Regen. Den Abend verbringe ich mit Stefano, Musik Professor und äußerst gastfreundlich. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben und genieße meinen Geburtstag, auch wenn ich alle zu Hause gebliebenen vermisse.
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