Meine Nacht ist unruhig, erst terrorisiert mich eine Mücke, dann macht mein Magen Probleme. Ich hatte erwartet, ich würde lange und gut schlafen, leider ist dies nicht der Fall. Entsprechend gerädert wache ich am nächsten Tag auf. Alles dauert länger und ich brauche etwas, bis ich mich endlich aufraffe, frühstücken zu gehen. Es gibt eine letzte Nudelsuppe und vom Laden nebenan ein kleines Fladenbrot. Das hatte ich schon an Vorabend entdeckt und fand es sehr lecker. Ich unternehme noch einen letzten Versuch, meine SIM Karte abzumelden, aber auch dieser schlägt fehl. Ich gebe auf und lasse die Karte, Karte sein. Was jetzt mit ihr passiert, ist mir auch egal. Ich packe meine Sachen zusammen, bevor es mich nochmal aufs Klo zieht.
Jetzt sollte es aber erledigt sein und ich mache mich auf Richtung Grenze. Ich hatte es gar nicht realisiert, aber der Übergang ist keine 300 Meter von meinem Hotel und so stehe ich quasi direkt in der Schlange vor dem Austrittsschalter. Vorher wird aber noch mein Gepäck am Zoll „überprüft“. Am Ende kommen einmal meine Hüfttasche und beiden Ortlieb-Taschen vom Gepäckträger in den Scanner. Bei allen anderen Taschen wäre es auch nerviger gewesen. Die drei Taschen waren denkbar einfach zu entfernen. Bevor mein Pass gestempelt wird, bekomme ich wieder ein paar Fragen gestellt: Wo komme ich her, wo war ich in China, warum war ich in China und so weiter. Hinter mir wartet die Schlange und ich frage mich, was dieses Gehampel mal wieder soll. Immerhin werden diesmal nicht mit diversen Handys Fotos von meinem Pass gemacht. Am Ende bekomme ich noch den Stempel und kann endlich weiter auf die vietnamesische Seite. Dort ist es entspannter, ich muss gar nicht den normalen Prozess durchlaufen. An einem anderen Schalter bekomme ich schnell meinen Stempel, gehe wieder aus dem Gebäude heraus und werde an der Seite durch ein großes Rolltor herausgelassen. Ich war erst etwas beunruhigt, da sich kürzlich die Visaregelungen geändert haben und man jetzt 45 Tage ohne Visum nach Vietnam einreisen darf. Ob man doch noch etwas braucht, konnte ich aber nicht herausfinden. Zurück nach China hinein hätte ich nicht gekonnt, mein Visum war nur ein „Single-Entry“-Visum. Aber es geht alles gut und so stehe ich direkt vor einer Reihe Geldwechsler. Schnell tausche ich noch mein restliches Kleingeld aus China um und mache mich danach auf die Suche nach einem Geldautomaten und einem Laden für eine SIM-Karte. Alle Geldautomaten haben entweder Gebühren oder akzeptieren meine Karte nicht. Auch der erste Laden will für seine Karten eine ordentliche Summe Geld von mir. So viel, dass ich lieber weiter fahre. Danach läuft es aber, ein Automat gibt mir Geld und der nächste Laden verkauft mir die SIM-Karte für 7 € weniger.
Nachdem diese Sachen abgearbeitet sind, hat etwas anderes Priorität. Vietnam ist eine ehemalige Kolonie von Frankreich. Zurückgelassen wurde vor allem eins: Baguettes. Ich mache mich also auf die Suche nach einem solchen und werde entlang meines Weges fündig. Hinein kommen etwas Salat, süß-saure Soße und Ei. Sehr lecker, ich freue mich schon auf die nächsten Möglichkeiten, etwas Brot zu genießen. Schon auf den ersten Metern in Vietnam fallen die Unterschiede zu China auf. Alles ist etwas weniger auf Hochglanz poliert, wirkt etwas heruntergekommen, aber auch deutlich authentischer. Die Gebäude sind dreckiger, neben den Straßen wuchern Pflanzen. Die große Straße aus der Stadt hinaus sieht aus wie eine seit Jahren verlassene und vergessene Straße in China.
Ich fahre durch kleine Dörfer und schaue wie weit ich noch komme. Bis nach Hanoi sind es von der Grenze etwas über 300 Kilometer. Eigentlich nur drei Tage. Dadurch, dass ich heute aber erst so spät los bin, schaffe ich die 100 Kilometer nicht. Es ist aber nicht schlimm, ich brauche dringend etwas Erholung. So komme ich gegen 5 Uhr in einer geplanten Stadt an und suche mir ein Hotel. Auf Google hatte ich eins gesehen, werde aber vorher aktiv von zwei Damen heran gewunken. Ich verhandel ordentlich am Preis. Das Zimmer habe ich da noch gar nicht geschehen. Letztendlich einigen wir uns, das Bett, das dort präsentiert wird, ist hart, hat keinen Bettbezug und stattdessen eine geflochtene Matte aus dünnem Holz über der Matratze. Nicht wirklich einladend, aber immerhin ist alles wirklich sauber. Ich habe keine Kraft mehr zu diskutieren, bekomme aber noch eine weichere Unterlage über dem Holzding. Einen Bezug gibt es trotzdem nicht und so schlafe ich lieber in meinem Schlafsackliner. Als ich nach unten gehe, um zu fragen, wie das Wasser warm wird, werde ich zum Essen eingeladen. Es gibt frittierten Fisch und Reis, lecker. Danach noch eine Guave und Erdnüsse. Über Google-Übersetzer unterhalte ich mich mit der Besitzerin. Ich soll noch ein Lied Karaoke mitsingen, bevor ich zurück in mein Zimmer gehe. Aber es gibt keine englischen Lieder und ich kann entkommen. Während ich im Bett liege und mich entspanne, legen ihr Mann, ein Freund und sie aber mit voller Energie und Lautstärke an der Karaoke Maschine los. Selbst zwei Etagen über ihnen ist es immer noch ziemlich laut. Noch habe ich das Fenster in den Gang offen, werde es aber jetzt schließen und mir Ohrstöpsel in die Ohren schieben, um meine Ruhe zu haben.
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