Die Nacht war wirklich kalt, mehr als ich es erwartet hatte, schließlich sind wir erst auf ca 2000 Metern. Später werden wir doppelt so hoch schlafen müssen, ich werde wohl eine Menge Anziehsachen übereinander ziehen müssen. Jack hat nochmal eine Nacht ohne Außenzelt unter den Sternen gemacht, ich habe lieber die Isolation des Außenzelts mitgenommen. Um mich an die kälteren Temperaturen zu gewöhnen, habe ich mir verboten den Schlafsack richtig zu zu machen, erst am Morgen wechsel ich vom zudecken zum  in den Sack einrollen. Am Abend werden wir noch von ein paar streunenden Hunden terrorisiert, die bellen und zu unseren Zelten kommen. Jacks fehlendes Außenzelt ist von Vorteil, kaum leuchtet er sie mit seiner Stirnlampe an verschwinden sie wieder.
Das erste Mal seit langem ist am Morgen mein Zelt nass. Die umgebenden wurden und Bäche haben für ordentlich Feuchtigkeit gesorgt. Der kleine Bach, der gestern noch zum Waschen diente, bietet eine gute Möglichkeit, um meine Matratze auf das Loch zu untersuchen, aus dem irgendwie in der Nacht Luft entweicht. Ich stehe wieder im Wasser, dass bei richtigem Licht deutlich dreckiger ist als in der Dämmerung gestern und drücke die Matratze unter. Außer kalten Händen und Füßen und einer dreckigen Isomatte erreiche ich aber nichts. Kein Loch ist zu finden, dafür kann ich die Matte auf die Liste der nassen Sachen am morgen packen. Das einzig positive, ohne den Backkakao schmeckt das Porridge deutlich besser.
Dadurch dass wir am Fuße eines Berges zelten, haben wir den ganzen Morgen über kein direktes Sonnenlicht. Von meinen Sachen trocknet also nichts und kalt ist es auch. Jack entscheidet sich vorzufahren, unsere vereinbarte Zeit zum Treffen mit Annick schaffe ich eh nicht. Ich sage den beiden, dass sie vorfahren sollen und packe ganz in Ruhe meine Sachen halb nass ein. Danach geht es weiter, gestern sind wir derzeit vor einer Polizei Straßenkontrolle auf den Schotterweg abgebogen um zum Spot zum Zelten zu kommen. Heute wird an der Kontrolle mein Pass und Permit gecheckt, sie fragen ob ich hier um die Ecke geschlafen habe, ich stelle mich lieber dumm und tue so als würde ich ihre Pantomime nicht verstehen.
Jack und Annick haben im nächsten Ort ab ein paar Märkten auf mich gewartet und so langen wir uns zu dritt auf den Weg die letzten 50 Kilometer bis nach Khorog zu fahren. Die Straße ist wie immer schlecht, aber flach und so kommen wir gut voran. Circa 15 Kilometer vor unserem Ziel entscheiden wir uns für eine kleine Mittagspause. Wir essen Eis und Brot, dazu gibt es Fanta. Zwischendurch kommt ein Jugendlicher mit einem ziemlich betrunkenen Mann vorbei. Der Mann probiert sich mit uns zu unterhalten und kommt auch Annick etwas zu nahe. Die Situation ist nicht wirklich angenehm, auch wenn nichts passiert. Zum Glück ist der Jugendliche dabei und nimmt den Mann wieder mit. Eigentlich wollten wir schon weiter fahren, da geht Annick noch schnell in einen anderen Laden um Brot zu suchen. Sie kommt ziemlich euphorisch mit einer Tüte Brot und einem Stück Käse wieder. Jack besorgt uns auch etwas Käse, solch einen Luxus hatten wir schon lange nicht mehr. Leider kommt der Mann zurück und unterbricht unser Picknick. Er ist ziemlich aufdringlich, dass er hier nicht erwünscht ist versteht er nicht. Eigentlich ist es traurig anzusehen, er hat offensichtlich einige Probleme. Was er von uns will verstehen wir nicht, wahrscheinlich ist es aber Alkohol. Die Situation wird immer unangenehmer, irgendwann entschließen wir uns lieber weiter zu fahren.
Nicht so spät wie sonst kommen wir in Khorog an, brauchen aber etwas bis wir eine Unterkunft gefunden haben. Wirklich optimal ist die gefunsene Unterkunft nicht, aber ich bin am Ende einfach froh angekommen zu sein. Morgen machen wir einen Tag Pause, aber es gibt auch noch viel zu organisieren bevor es in Richtung Vakhan Valley geht. Ich probiere mit Jack zusammen im matschigen Wasserspiel der Unterkunft die Matratze erneut auf Löcher zu untersuchen, aber auch hier lässt sich nichts finden. In der Stadt gibt es einen Inder, wir genießen das Essen, endlich gibt es wieder etwas mit ordentlich Geschmack und Gewürzen. Der Spaß wird nicht lange anhalten, bald gibt es wieder ziemlich flach schmeckendes Plov. Das Abenteuer ist es aber alle Male wert.
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