Mein Tag startet relativ früh, ich habe meinen Wecker für 7 Uhr und fühle mich erholter als an allen Tagen in Chengdu, an denen ich ausschlafen konnte. Mein Morgenprogramm ist schnell absolviert und so sitze ich um 8 Uhr auf dem Rad. Der Plan ist erstmal ein paar Kilometer zu fahren, bevor ich frühstücke. Das sollte am effektivsten für mein Vorankommen sein. Und ich komme wirklich gut voran. Es geht leicht bergab und das Rad rollt. Die chinesischen Straßen sind wieder perfekt zu befahren, der breite Seitenstreifen ist wie immer sehr entspannt. Nur innerhalb der kleinen Städte muss man wirklich aufpassen. Großes Herumsehen ist keine gute Idee. Konzentration auf den Verkehr ist gefordert.
Eigentlich plane ich früher für mein Frühstück zu stoppen, aber alles an Essen ist immer auf der anderen Straßenseite oder sieht wirklich wenig vertrauenserweckend aus. So stoppe ich nach erst 35 Kilometern, bin aber so hungrig, dass ich direkt zwei große Schüsseln Nudelsuppe esse. Danach ist der Hunger gestillt und ich auch ziemlich voll. Die ersten Kilometer fallen also etwas schwer. Jetzt kommen auch ein paar Höhenmeter dazu, aber nichts, was wirklich Probleme macht. Jeder Anstieg wird jetzt auf Pamir Highway Grundlage bewertet. So gesehen war die Fahrt mit nur 300 Höhenmetern auf 120 Kilometern eigentlich gar kein richtiger Tag. Die größte Herausforderung ist eine fehlende Brücke, die abgerissen wurde, aber in Komoot und Google Maps immer noch als Straße auftaucht. Der Umweg ist zum Glück doch kleiner als gedacht und so komme ich erstaunlich früh im Hostel an. Trotzdem bin ich etwas müde, esse erstmal ein paar der geschenkten Mandarinen und trinke einen Tee. Der zweite Tag auf dem Rad in der enger besiedelten Region Chinas hatte ein versöhnlicheres Ende. Am Anfang ging es noch viel durch dicht besiedeltes Gebiet und Städte, gegen Ende aber noch auf eine sehr schöne kleine Straße, die sich durch ein grünes Tal geschlängelt hat. Campen könnte in der nächsten Zeit aber interessant werden, es ist einfach alles extrem voll oder landwirtschaftlich genutzt. Aber auch dafür wird sich eine Lösung finden lassen.
Im Hostel treffe ich auch die zwei Schweizer Paare wieder. Sie haben sich auf ihrer Fahrt mehr Zeit gelassen und zweimal gezeltet. Einmal konnten sie sich gut verstecken. Das andere Mal haben sie auf eine Empfehlung hin in einem Park übernachtet und hatten Glück, dass der freundliche Security Mann sie zwar gefunden hatte, sie aber nach Rücksprache mit seinem Chef dort bleiben ließ. Wir laufen zusammen noch durch die Stadt und probieren zum ersten Mal eine Art Streetfood, an die ich mich bisher noch nicht getraut hatte. Auf einer großen Auslage sind ganz viele unterschiedliche Spieße. Es gibt Gemüse, Pilze, aber auch eine große Auswahl an Fleisch und anderen undefinierbaren Dingen. Man packt sich seine gewünschten Spieße auf ein kleines Tablett und gibt sie über die Theke. Dort werden sie gegrillt/gebraten und scharf gewürzt. Ich hatte nie verstanden, was genau passiert oder wie es geht. Aber der Prozess ist wirklich einfach und das Ergebnis sehr lecker. Etwas, was ich definitiv bald nochmal essen werde. Ich bezahle für einen großen gemischten Haufen umgerechnet 1,30 €. Danach suchen wir zwischen den zahlreichen kleinen Wagen noch nach einem Nachtisch, schließlich müssen wir nach dem ganzen Radfahren unsere Speicher wieder auffüllen.

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