Von Beineu nehmen wir einen Zug nach Nukus. Jack hat schon seit seiner Recherche zu Hause geplant diesen Zug zu nehmen. Mir fällt die Entscheidung nicht so leicht, viel lieber würde ich jeden möglichen Kilometer auch mit dem Rad fahren. Mein Hals macht aber etwas Probleme und der nächste Teil durch die Wüste hat nicht nur weniger Versorgungspunkte, auch die Straßen sind nur ausgewaschene Schotterwege. Die Herausforderung und die Abgeschiedenheit reizt mich, am Ende muss aber der gesunde Menschenverstand herhalten und die Entscheidung für den Zug fällt. Ohne ihn würde ich außerdem so weit hinter Jack zurück fallen, dass der Rückstand nicht mehr aufzuholen wäre und ich von dann an alleine unterwegs wäre. Eigentlich zu früh und zu schade um die gute Gesellschaft. Außerdem war mein Highlight immer der Pamir Highway. Zeit und besseres Wetter auf diesem aufzugeben um eine weitere Woche extra durch die Wüste zu fahren ist nicht wirklich sinnvoll. Schweren Herzens gehe ich mit zum Bahnhof um ein Ticket zu kaufen. Wir bekommen die letzten Tickets für den 2. Klasse Bettenwagen. Durchaus angenehm, da die Zugfahrt über 13 Stunden dauern wird. Am Schalter erfahren wir, der Zug fährt um viertel vor fünf, was früh ist, aber wir sollen schon um drei Uhr morgens dort sein. Am Markt daneben decken wir uns mit getrocknetem Obst und anderen Snacks ein um uns auf der Fahrt zu versorgen. Außerdem kaufen wir Hüte mit seht breitem Schirm, um uns besser vor der erbarmungslosen Sonne zu schützen. Ein kurzes Abendessen, dann geht es ins Bett.
Früh klingelt der Wecker, wir heben noch etwas Geld ab und fahren danach zum Bahnhof. Der Zug ist umgeben von Soldaten mit Spurhünden, die alles absuchen. Wir sehen keine Menschenseele, rechnen immernoch damit dass wir die ersten am Zug sind. Wir probieren zu vermitteln, dass wir einen Platz für die Räder brauchen und zeigen unsere Tickets. Der Zug ist hoch, wir laufen vom Bahnsteig aus über ein paar Gleise. Die Räser sollen in den hintersten Eingang des Zugs, sowohl die Höhe als auch die Enge der Tür ist ein Problem. Jack steigt in den Zug, nachdem beide Räder eingeladen sind kommt er aber nicht mehr heraus. Ich will nur schnell in den Zug steigen und ihm von der Innenseite aus helfen. Ich betrete den Zug und mich trifft der Schlag. Der Zug ist komplett voll an den Seiten sind Etagen Betten, überall wuseln Kinder, Erwachsene und ältere Menschen herum. Der Platz ist dabei minimal. Ein Schaffner nimmt mir Ausweis und Ticket ab. Dass ich eigentlich Jack erstmal helfen will kommt nicht an. Dafür werden mir unsere Plätze gezeigt. Als ich weiter durch den Zug laufen will, werde ich immer wieder zurück gerufen. Wir sind die einzigen Europäer im Zug und es wirkt als hätten viele der Mitfahrer auch noch nie einen Anderen gesehen. Irgendwann kann ich zum Glück doch deutlich machen, dass ich nach hinten muss und befreie Jack.
Wir stehen mitten im Chaos an unseren "Betten", zwei schmale Bretter auf Kopfhöhe. Darauf liegen jeweils eine Rolle aus einer dünnen Matratze und einem Kissen. Alle außer uns hahen Bezüge für Matratze und Kissen, sowie eine Bettdecke. Wir fragen bei einem der gestressten Mitarbeiter nach und bekommen etwas später ein Plastikpaket mit den entsprechenden Dingen. Zusätzlich gibt es auch noch ein kleines Handtuch, niemand kann behaupten kasachische Züge bieten keinen Luxus.
Wir werden zur Passkontrolle aufgerufen, man mag meine Schutzhülle für den Pass nicht. Auch unser georgisches Grenzregionen Permit, welches noch in meinem Reisepass ist, ist ungewollt. Man zeigt uns an, wir sollen uns hinsetzen, um uns herum sind aber nur Betten von Fremden. Irgendwann verstehen wir, während der Passkontrolle sind die umliegenden Betten Sitzgelegenheiten für das ganze Abteil. Wir sind froh, dass es nicht unsere Betten sind. Jack ist schnell fertig, mit meinem Pass scheint etwas nicht zu stimmen. Er wird wild geknickt und durchblättert, aber die mobile Scanmaschine ist nicht zufrieden. Die Leute um mich herum sind verwirrt, warum es so lange dauert. Ich würde es auch bevorzugen, zurück auf meinen Platz zu kommen. Sie sagen mir in gebrochenem Englisch, dass ich warten soll und fangen an andere Leute zu registrieren und Ausreisestempel zu verteilen. Etwas später kommt ein anscheinend höher gestellter Soldat, er untersucht meinen Pass macht Fotos und lässt ihn nochmal durch die Maschine laufen. Aber auch diesmal passiert nichts. Sie bringen einen zweiten Scanner, ich glaube das Ergebnis ist erneut das Selbe. Irgendwann geben sie mir aber doch einen Stempel und ich kann zurück.
Ich beziehe mein Bett und klettere hinein. Gar nicht so einfach und ziemlich hoch. Ich probiere so nahe wie möglich an der Wand zu liegen damit ich nicht herausfalle. Während der Fahrt passiert es weiter vorne zweimal. Zum Glück vergeht es glimpflich, bei der Höhe der Betten könnte es echt Probleme geben. Ich frage mich, wie die teilweise durchaus älteren Mitreisenden überhaupt dort hinein kommen können. Wirklich breit sind die Betten ebenfalls nicht. Die Gefahr abzurutschen besteht also permanent. Was den Betten in der Breite fehlt, fehlt auch in der Länge. Seitlich mit eingezogenen Beinen geht es, gerade auf dem Rücken bin ich zu groß.
Irgendwann fährt der Zug los und auch das rege Treiben beruhigt sich etwas. Wir schlafen ein, gewogen vom Schaukeln des Zuges. Kurz ist auch das Licht aus, Wurzach angenehm zum Schlafen, das Vergnügen hält aber nicht lange. Immer wieder wachen wir auf, die engen Gänge lassen kaum ein berührungsfreies Laufen zu. Wenn Nachbarn in ihre Betten klettern werden auch unsere oft zum festhalten mitbenutzt. Mit ein paar der Nachbarn kommen wir ins "Gespräch". Durch fehlende Sprachkenntnisse auf beiden Seiten und keinem Empfang für Übersetzer Apps, fällt die Kommunikation jedoch sehr oberflächlich aus. Immerhin werden Namen ausgetauscht. Hauptsächlich verbringen wir die Zeit mit einem Familienvater und einem Jugendlichen. Dass diese nicht zusammen gehören, bemerken wir erst als der Vater mit seiner Familie aus dem Zug aussteigt. Der Jugendliche ist sehr interessiert in allem was wir tun. Haben wir unsere Handys in der Hand, stellt er sich sehr nah an unsere Betten um dem besten Blick auf die Vorgänge zu haben. Er ist so nah, dass wir seinen Atem aber m schwer auf unseren Armen merken. Eine seltsame Erfahrung. Jack geht manchmal in das Ende des Zuges um an einem Fenster etwas Abstand von der Enge des Zuges und der ganzen Menschen zu gewinnen. Unser neuer Freund folgt ihm fast jedes Mal und steht still dabei und schaut ihn an, nicht ganz die erwünschte Flucht.
Die Fahrt ist ruhig bis zur Grenze nach Usbekistan. Alle werden geweckt, wir sind unsicher was jetzt passiert. Wir sollen uns auf die unteren Betten setzen und warten. Das ist das zweite Mal, dass das obere Etagenbett seine Vorteile ausspielt. So sitzt niemand fremdes in "meinem" Bett. Länger passiert nichts, dann kommen zwei Beamte und sammeln alle Reisepässe im Abteil ein. Der Stapel ist ziemlich groß und es fühlt sich seltsam an seinen Pass aus der Hand zu geben. Dann geht das Warten weiter. Zwischenzeitlich kommt einer der Soldaten zu mir und spricht mich mit Namen an. Eine einfache Übung, niemand sieht hier sonst europäisch aus. Wir hatten Schauder Geschichten über komplett gefilzte Radtaschen gehört, in denen das gesamte Gepäck durchsucht wurde. Der Soldat fragt mich, ob ich Medikamente (drugs) dabei habe. Ich streite wehement ab, natürlich habe ich keine Drogen dabei. Er klärt auf, dass es um Medizin geht. Ich stapel tief und gebe zwei kleine Schmerztabletten an. Natürlich würde er sie gerne sehen und wir gehen zu meinem Rad. Der Medizinbeutel ist ganz unten in der Gepäcktasche, bisher habe ich ihn außer für ein paar Pflaster nicht gebraucht. In der Realität sind außerdem mehr als nur zwei kleine Ibuprofen darin, auf dem Weg lege ich mir schon eine Ausrede zurecht. Ich fange an die Tasche auszuräumen, dann habe ich den Plastikbeutel mit der Medizin in der Hand. Ich nehme die erste Packung mit Durchfallmitteln und die zweite Packung mit Schmerztabletten heraus und bereite mich auf eine Diskussion vor. Der Soldat hat nur Augen für den Rest der Tüte in der nur durch die Hitze verklebte Salben und Pflaster sind. Nichts beunruhigt ihn, er ist glücklich lächelt und wünscht mich in Usbekistan willkommen.
Wann und ob wir wieder auf unsere Betten sollen ist unklar, irgendwann gehen wir einfach hoch. Die Dame unter mir freut sich, wieder ihr gesamtes Bett für sich zu haben. Nach dem Einsammeln der Pässe hatte ich mit einer chronologischen Zurückgabe gerechnet, in der Realität sind die Pässe aber komplett durcheinander und einer der Soldaten läuft durch das Abteil, ruft Namen und sucht die entsprechenden Leute. Es hätte zu einfach sein können. Ich bekomme meinen Pass zurück und suche erstmal beunruhigt meinen Einreise Stempel, erst auf der aller letzten Seite finde ich ihn. Ich bin also offiziel in Usbekistan angekommen.
Im laufe der Zugfahrt wird es immer heißer, die fehlende Klimaanlage wird deutlich. Mein T-Shirt ist nass, meine Hose ist komplett nass und auch mein Bett inklusive Kopfkissen ist nass. Fährt der Zug gibt es einen leichten Wind, sobald er aber für eine seiner, doch sehr häufigen und vorallem langen, Pausen anhält, wird es schnell noch wärmer im Zug. Immerhin leert sich im Laufe der Zeit der Zug und es wird etwas ruhiger.
Ruhe die sehr angenehm ist. Die fliegenden Händler im Zug verkaufen nicht nur Essen und Getränke, auch Spielzeug wird an das Kind gebracht. Besonders beliebt, blinkende und sprechende Autoroboter. Ziemlich schnell werden wir permanent von allen Seiten mit den immer gleichen Polizeiauto Durchsagen mit anschließenden Waffen Geräuschen beschallt. Auch Tage später wundere ich mich noch, warum auch die Eltern selber sich so etwas antun. Wirklich hochwertig sind die Spielzeuge glücklicherweise nicht, noch während der Fahrt geben fast alle ihren Geist auf, oder werden von den Eltern konfisziert. Bis dahin sind wir aber schon bereits fast wahnsinnig geworden. Irgendwie muss man aber wohl die Kinder auf über 13 Stunden Zugfahrt beschäftigen. Trotzdem würde ich auch zurückblickend sagen, meine bevorzugte Variante war das nicht.
Irgendwann hat aber auch die längste Zufahrt ihr Ende. Wir heben unsere Räder aus dem Zug und stehen danach im Freien und genießen die frische Luft. Eigentlich wollten wir über Nacht bei eimem Warmshowers Host bleiben, der uns auch bereits schon zugesagt hatte. Nachdem wir ein Wlan gefunden haben, sehen wir aber keine weiteren Nachrichten von ihm. Also buchen wir uns in ein Hotel ein und machen uns auf den Weg zur dringend benötigten Dusche. Unterwegs kommen wir am gerade geschlossenen Telefonunternehmen der Wahl vorbei, können also keine neue Simkarte kaufen. Da wir ohnehin noch viel zu erleben haben, entschließen wir uns einen kompletten Tag im Nukus zu verbringen.
Der Morgen vergeht entspannt, wir essem im türkischen Restaurant unser türkisches Lieblingsfrühstück Menemen. Allerdings war dieses hier nur ein Schatten seiner türkischen Selbst. Wir brechen vom Hotel mit mehreren Missionen auf. Als erstes benötigen wir SIM Karten. Diese sind leicht besorgt und mit 25 GB für weniger als vier Euro verlassen wir den Laden wieder. Danach wird es interessant. Schon im vorraus haben wir gehört, dass das Organisieren von Geld in Usbekistan keine einfache Aufgabe ist. Wir hatten deshalb noch in Kasachstan jeder über 200€ im Voraus abgehoben, um diese dann wie im Internet empfohlen auf dem Schwarzmarkt umzutauschen. Vorher gehen wir aber trotzdem zu einer Bank, einfach um uns etwas zu informieren. Bereits im Zug haben wir eine kleine Menge Geld umgetauscht, waren uns aber nicht sicher ob der Kurs gut oder schlecht war. Wir bekamen für 1.000 kasachische Tenge 25.000 usbekische Som. Die Bank bietet für 1.000 Tenge 14.000 Som. Sogar der Mitarbeiter der Bank empfiehlt uns den Basar inklusive Währungsschwarzmarkt um unser Geld zu tauschen. Also machen wir uns auf den Weg zum Basar.
Der Basar liegt direkt an einem Parkplatz auch für Busse. Es herscht reges treiben, permanentes Hupen und einfach reines Chaos. Nicht der beste Ort um in Ruhe verhältnismäßig große Summen an Geld zu tauschen. Wir sind auch etwas planlos, sprechen einen Stand mit Computer an, der seriös erscheint. Sie können uns nicht helfen rufen aber einen Mann dazu. Er bietet uns eine Rate von 1:24,5. Wir probieren zu verhandeln, hatten wir doch gestern noch einen besseren Kurs bekommen. Er lässt nicht mit sich reden, schien aber ansonsten eigentlich relativ vertrauenswürdig zu sein. Wir gehen in die Apotheke direkt nebenan, erkundigen uns nach Elektrolyttabletten und beraten uns. Am Ende wären es 3,80 Unterschied zu gestern gewesen. Keine Summe bei der man sich größere Umstände macht um noch weiter Zeit mit der Suche zu verschwenden. Ich fühle mich auch immernoch nicht perfekt gesund und würde deshalb auch gerne einfach zurück ins Hotel.
Wir verlassen die Apotheke und werden von vier Männern begrüßt. Tenge, tenge, Tenge twenty five. Die Dollar Zeichen in unseren Augen leuchten und lassen uns unseren ursprünglichen Plan sowie etwas gesunden Menschenverstand vergessen. Sie fragen wie viel wir tauschen wollen und auch bei unserer Angabe leuchten ihre Augen. Einer geht zurück um extra Geld zu holen, dann kommt er mit meinen 2.462.500 Som wieder. Besonders angenehm, die zwei Millionen sind in 10.000er Scheinen. Wir sind bereits uns nicht abzocken zu lassen und gehen mit allem auf Nummer sicher. Während wir die zwei Stapel durchzählen, reden die Männer permanent auf uns ein und probieren uns abzulenken. Das Ziel ist klar, weniger Geld herausgeben als sie müssten. Aber die zwei Stapel haben die richtige Anzahl an Scheinen, ich gebe beide an Jack. Er soll darauf aufpassen damit wir das einmal gezählte Geld nicht nochmal aus der Hand geben. Ich zähle die anderen Scheine, probiere den Männern irgendwie zu signalisieren, dass sie mich dabei bitte in Ruhe lassen sollen. Es funktioniert natürlich nicht. Am Ende stimmt aber alles, ich bin froh dass es geklappt hat, gebe ihnen mein Geld ein Handschlag besiegelt den Tausch. Ich will den riesigen Bündel Scheine in meine Tasche packen, da hält mich einer Männer auf, nimmt mir den Stapel aus der Hand packt ihn in eine Plastiktüte und gibt ihn mit zurück.
Danach tauschen wir Jacks Geld. Erneut zählen wir riesen Stapel mit 10.000er Scheinen. Einer der Männer hat schon Jacks Geld genommen und in seiner Hosentasche verschwinden lassen. Ich fordere ihn auf es wieder herauszuholen, die ganze Situation ist jedenfalls für uns ziemlich unangenehm. Außerdem will der gleiche Mann Jacks Stapel zurück haben. Zieht dabei ein paar Scheine heraus, will sich in einer Bewegung am Ohr kratzen und sie verschwinden lassen. Jack bemerkt es aber zum Glück. Am Ende geht alles gut. Nach dem Tausch sind die Männer sehr schnell weg, diesmal organisiere ich für Jack eine Plastiktüte und wir machen uns möglichst schnell auf den Weg ins Hotel. Wir haben zu viel Geld dabei, es ist viel zu viel los und das Adrenalin von der Tauschaktion ist immernoch voll da. Gegen 12 Uhr sind wir zurück am Hotel, ich gebe noch die Bemerkung ab, wie toll es doch ist, dass wir so früh alles erledigt haben. Die Freude sollte nicht mehr lange reichen. Zurück im Zimmer breiten wir nochmal das gesamte Geld aus und zählen erneut. Bei Jack ist alles in Ordnung. Bei mir fehlen alleine im 10.000er Stapel 580.000 Som, umgerechnet 45 Euro. Dass im anderen Stapel auch noch mehr fehlt, geht in der Aufregung etwas unter. Ich ärgere mich 45€ sind viel Geld und reichen je nach Unterkunftssituation für locker drei Tage auf der Reise. Beim Verpacken in die Tüte muss der eine Mann einen sehr dicken Bündel Scheine abgezweigt haben.
Wir gehen nochmal zurück zum Bazar, eine große Chance einen von den Männern überhaupt nochmal wieder zusehen, rechnen wir uns nicht aus. Später erfahren wir, dass das durchschnittliche Gehalt un Usbekistan um die 300€ liegt. Die Männer haben also ein sehr gutes Geschäft gemacht. Natürlich finden wir niemanden mehr wieder. Dafür sehen wir eine Polizisten und sprechen sie an. Viel zu verlieren haben wir ohnehin nicht mehr. Sie nimmt uns mit und übergibt uns an zwei weitere Polizisten. Wir erklären die Lage mit Hilfe des Google Übersetzers und gehen an die Stelle wo wir das Geld getauscht hatten zurück. Ein paar umstehende Händler bestätigen die Geschichte und geben eventuell eine Personenbeschreibung ab. Etwas zu dem wir nicht wirklich in der Lage gewesen wären. Einer der Polizisten sieht sich etwas um, findet aber nichts.
Ihr nächster Ansatz ist uns zurück zur Station zu nehmen und uns ein paar Bilder von bekannten Trickbetrügern zu zeigen. Und tatsächlich erkennen wir einen von ihnen wieder. Er ist nicht direkt der Mann der höchstwahrscheinlich mein Geld geklaut hat, aber er hatte vorher die Tricks mit Jacks Geld probiert. Ohne schlechtes Gewissen zeigen wir auf sein Bild. Auf der Rückseite steht eine Telefonnummer, sie rufen ihn an und bestellen ihn in die Wache ein. Wir sollen so lange warten bis er kommt.
Wir setzen uns auf eine Bank an der Seite und beschauen uns das Betreiben in der Station, welche eigentlich nur ein großer Raum mit einem Tisch und einer teilweiße umbauten Zelle ist. In der Zelle scheinen zwei betrunkene Männer zu sein. Einer wird freigelassen, der andere muss bleiben. Zwischendurch geht einer der Polizisten in die Zelle, wir sehen nicht was mit dem ohnehin schon lädiert aussehenden Mann passiert, die Geräusche klingen aber nicht gut. Danach kommt der Polizist raus, desinfiziert seine Hände und Knie. Schmiert sich Creme auf die Hände, setzt sich an den Tisch und spielt ein Spiel auf seinem Handy. Es ist eine bizarre Szene, die aufzeigt wie weit wir doch von zu Hause und den heimatlichen Werten (auch wenn das seltsam klingt) weg sind.
Wenig später gibt er einem jüngeren Polizisten Geld, dieser geht los und kommt mit Eis für alle wieder. Alle essen völlig entspannt ihr Eis, da kommen zwei Damen herein, die wohl einen Streit auf dem Markt hatten. Es ist still bis sie am Tisch stehen und plötzlich fangen sie an sich mit voller Kraft anzuschreien. Der Großteil beschaut es sich über sein Eis hinweg, einer der Polizisten tätschelt ganz leicht den Arm der einen Frau und probiert beide mit Handbewegungen zu beruhigen. Die Gesten zeigen so viel Wirkung wie gut gemeinte Worte bei einem Waldbrand, gar keine. Irgendwann schreitet ein zweiter Polizist ein, beide Frauen müssen ein Papier ausfüllen und es kehrt etwas Ruhe ein.
Inzwischen warten wir schon fast drei Stunden, von unserem Betrüger ist immernoch keine Spur. Wir fragen nach, sie wissen auch nichts, außer dass wir warten sollen er wird kommen. Wir schlagen vor, dass wir in unser Hotel gehen und sie uns anrufen wenn er endlich da ist. Sie wollen lieber, dass wir bleiben und rufen ihn erneut an. Wenig verwunderlich ist er weit weg, aber er wird noch kommen. Nach erneutem Warten bereite ich eine Nachricht vor, dass wenigstens Jack zurück zum Hotel kann, er hat auch sein Handy dort gelassen.
Bevor ich jedoch die Nachricht vorzeigen kann, kommt ein anderer Polizist mit einem Stapel Geld um die Ecke und gibt ihn uns. 500.000 Som, umgerechnet 38 Euro. Mehr würde nicht gehen, dafür könnten wir jetzt zurück zum Hotel. Wir sind sehr verwundert, dass die Polizei das Geld vorstreckt, aber froh dass es vorbei ist. Bedanken uns bei der gesamten Mannschaft und gehen. Außer unserer mündlichen Aussage und dem zeigen auf das Bild haben wir nichts hinterlassen. Alleine unser Wort hat gereicht. Wir sind uns aber ziemlich sicher, dass die Polizei sich ihr Geld wieder holen wird, wahrscheinlich sogar noch mit einem weiteren Aufschlag. Ich habe fast etwas Mitleid nachdem wir mitbekommen haben was mit dem anderen Gefangenen passiert ist. Verantwortlich will ich nicht dafür sein, dass dies jemandem zustößt. Auf der anderen Seite war es auch einfach dumm so viel Geld zu nehmen. Wären es 20 Euro gewesen, wäre es immernoch ärgerlich gewesen. Aber nicht so sehr wie 45 wo es sich durchaus lohnt etwas Zeit in die Wiederbeschaffung zu organiseren. 20 Euro hätte man einfach als Lebenserfahrung abgehakt. So kommen wir sehr glücklich zurück zum Hotel und sind bereits an ersten Tag überrascht über die Hilfsbereitschaft (abgesehen von den Betrügern) der Usbeken.
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