Es ist etwas kalt am Morgen, das ist das einzig Besondere. Das Zimmer stinkt immer noch nach Zigarettenrauch. Die Nudelsuppe schmeckt. An einem kleinen Straßenstand gibt es noch eine Baozi als Nachtisch. Ich bin gespannt, wie sich meine Routine entwickeln wird, wenn ich China verlasse. Vielleicht ist dann auch wieder mehr Zelten möglich. Nach Tadjikistan, wo das Zelten die ultimative Möglichkeit war, die Natur zu erleben und es überall perfekte Plätze dafür gab, ist es für mich jetzt schwieriger. Zum einen bin ich alleine, zum anderen ist alles in China entweder bebaut, bepflanzt oder nicht passierbar. Das Zelten verkommt so eher zu einem Versteckspiel als einem Genuss. Da meine Zeit langsam immer begrenzter wird, fahre ich lieber lange Etappen und erhole mich gut in einem Hotel, auch wenn es nicht ganz so das ist, was ich mir vorgestellt hatte. Ich vermisse etwas die Zeit, wo wir in dreier Gruppen zwischen unseren Zelten gesessen haben, sei es mit Jack und Basil oder Annick. Der Plan, sich mit Jack in Vietnam zu treffen und den Rest Südost Asiens zusammen zu fahren, wird auch immer unrealistischer. Es sieht so aus, als würde ich alleine bis nach Singapur fahren. Aber die Reise hat gezeigt, dass immer wieder unvorhergesehene Dinge passieren. Ich bin gespannt, was noch geschehen wird.
Auf dem Rad läuft es heute erst besser, die Straße geht leicht bergab und ich komme voran. Irgendwann setzt aber doch wieder der Wind ein und es wird beschwerlicher. Für mich ist das aber heute kein Problem. Der Ausblick auf ein paar Tage Pause, macht die Müdigkeit der letzten Tage deutlich weniger schlimm. Ich komme durch eine kleine Stadt mit einem Markt. Es gibt alles Mögliche zu kaufen, bei mir werden es am Ende ein paar Backwaren. Wären nicht die Probleme mit meiner Zahlungsapp, würde ich wohl mit Taschen voller Tee und anderen Leckereien weiterfahren. Die Frau am Stand ist lustig und etwas verwundert über mich. Ich werde ausführlich fotografiert. Als ich ein schönes Bild von ihr und ihrem Stand machen möchte, sind Fotos plötzlich doch nicht mehr so angesagt. Meine Abfahrt wird aber wieder in großem Maße dokumentiert. Immerhin bekomme ich ein paar extra Sachen in meine Tasche gesteckt.
Gut ausgestattet geht es weiter Richtung Kunming. Das Wetter ist perfekt, genau die richtige Temperatur und strahlend blauer Himmel. Am Ende bin ich trotz Sonnencreme leicht verbrannt. Auch den einen Anstieg des Tages überstehe ich. Die 500 Höhenmeter heute sind ein Klacks im Vergleich zu den bisherigen Tagen. In Kunming checke ich in ein sehr cooles Hostel ein. Vor Ort ist es noch günstiger als im Internet, zum Glück habe ich nichts gebucht. Ich mache ein kleines Nickerchen und suche die Umgebung nach Essen ab. Am Ende gibt es eine Nudelsuppe und ein großes Eis. Im Hostel findet ein Billardturnier statt. Es gibt nicht so viele Teilnehmer, deshalb wurde mit Mitarbeitern des Hostels aufgestockt. Man merkt leicht, dass sie sich etwas zurücknehmen, aber es macht trotzdem Spaß. Ich scheide in der ersten Runde aus, plaudere aber noch mit einem Schweizer Pärchen und probiere mein sehr angestaubtes Französisch wieder zu reaktivieren.
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