Unser Platz unter dem Dach war heute Gold wert. In der Nacht sehe ich durch das Moskito Netz meines Zelts, wie es draußen blitzt und höre die ersten Regentropfen. Verstreut auf den Fahrrädern und verschiedenen Zäunen hängen draußen aber noch diverse Socken, Hosen, T-Shirts und Handtücher. Der Rest ist seelig am schlafen, ich stehe auf und sammel noch schnell alles ein. Zurück auf dem Balkon lege ich alles auf einen Haufen und gehe zurück ins Zelt. Kurz darauf stehe ich wieder auf und hänge alle Klamotten auf eine gespannte Wäscheleine, damit sie besser trocknen.
Nach dem ganzen Gehampel in der Nacht will ich mir eine Viertelstunde mehr Schlaf gönnen, aber pünktlich um halb 7 startet Basil seine Musik Beschallung und fängt an zu singen. Die Nacht blieb also kurz.
Zum Frühstück gibt es die letzten Reste meines Lieblingsmüslis aus der der Türkei. Danach beginnt unsere Highway Odyssee. An der gesamten Strecke wird eine neue Autobahn mithilfe chinesischer Kräfte gebaut. Für uns bedeutet das permanent enge Straßen ohne Seitenstreifen, zusätzlich zum Lärm der Autos noch Baustellenlärm und Unmengen an Staub. Die Fahrweise der Autofahrer trägt nicht zur Verbesserung der Situation bei. Es wird überall überholt, nicht nur wir, auch gegenseitig werden wilde Manöver gefahren. Alte Bekannte aus der Türkei: die Tunnel sind auch zurück. Das ganze gipfelt in einem zehn Kilometer langen Anstieg. Die Sonne gart uns unermüdlich durch. Falls der Wind kommt, dann nur von vorne, ohne wirkliche Abkühlung zu spenden. Es ist ein gefühlt endloser Krampf, wir brauchen gut über eine Stunde für den Anstieg. Abgerundet wird das ganze noch durch einen fast zwei Kilometer langen Tunnel am Ende. Ich packe mir Ohrenstöpsel in die Ohren, sonst ist es unerträglich laut. In der Zeit haben die anderen schon beschleunigt und sind mir ein gutes Stück voraus. Ich sprinte so schnell ich kann, um die Lücke zu schließen und wieder in den Windschatten zu kommen. Im Tunnel ist es dunkel, der Staub liegt schwer vor meinem Frontscheinwerfer in der Luft. Die Jungs wollen den Tunnel möglichst schnell hinter sich bringen, das Tempo ist mörderisch.
Unterwegs am Anstieg haben wir noch Benedikt aufgegabelt, einen deutschen Radreisenden aus Köln, der in eine ähnliche Richtung wie wir unterwegs ist. Auch er hat am Tempo zu knabbern, im Tunnel fährt er lieber seine eigene Geschwindigkeit. In der nächsten Stadt decken wir uns beim Bäcker ein und suchen ein Cafe für unser Picknick. Anders als in der Türkei ist die Suche nach einem Café aber gar nicht so einfach. Am Ende landen wir auf der Außenterrasse eines Restaurants. Der Tee schmeckt.
Der Rest des Tages verläuft unauffällig, ohne weitere Highway Eskapaden. Mein persönliches Highlight, viele Bäume mit frischen Pflaumen und Aprikosen. Mit einem langen Stock ernten wir etwas ab und packen ordentlich Obst für das Frühstück am nächsten Tag ein.
Heute wird nicht wildgecampt, stattdessen bleiben wir auf einem kleinen Campingplatz, die Vorteile einer Dusche und der Möglichkeit alle Kleidungsstücke zu waschen, vorallem nach dem staubigen Tag überwiegen. Es gibt die übliche Linsensuppe danach geht es ins Zelt.
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