Unser Wecker für den Ballonflug klingelt um vier Uhr. Wir sollen um Viertel nach abgeholt werden, pünktlich stehen wir vor dem Hostel. Vom Shuttle ist nichts zu sehen, das ändert sich in den nächsten zwanzig Minuten auch nicht. Langsam werden wir nervös, dass wir es in unseren Preisverhandlungen übertrieben haben und einfach nicht mehr abgeholt werden, oder heute keine Ballons fliegen. Zum Glück werden wir dann doch noch abgeholt. Im Minivan unterhält sich Basil noch mit seinem Sitznachbarn und fragt was dieser für den Ballonflug bezahlt hat. Es sind mit 180€, 70€ mehr als wir bezahlt haben. Natürlich fragt sein Nachbar auch nach. Basil sagt die Wahrheit, danach wirkt sein Gegenüber etwas geknickt. Er tut mir etwas leid, ich würde den Flug weniger genießen, wenn ich wüsste dass andere so viel weniger als ich bezahlen. Unser Fahrer war ohnehin schon spät dran, auf dem riesigen Startfeld angekommen fährt er im Kreis und sucht den Ballon. Es wirkt alles etwas seltsam. Irgendwann hält er an, von dem Ballon unserer Firma ist allerdings nichts zu sehen. Ich bin etwas traurig, ich hatte mich darauf gefreut im Gewusel des Ballon-Aufbauens Fotos zu machen, es heben aber schon eine Menge Ballons ab. Während unser Ballon endlich befüllt wird laufe ich trotzdem noch herum. Die restlichen ca. 30 Gäste warten von dem großen Korb.
Der Korb wird gut beladen, es gibt 6 kleine Abteile in jedes kommen drei bis vier Leute. Natürlich bekomme ich es nicht richtig mit und wir werden auf die letzten verbleibenden Plätze verteilt. Es könnte aber schlimmer sein. Als einer der letzten hebt unser Ballon ab, gerade noch rechtzeitig zum Sonnenaufgang.
Die Atmosphäre ist trotzdem klasse. Es ist deutlich weniger kalt als gedacht und die Ausblicke sind genial. Egal ob oben oder unten, links oder rechts überall sind andere Heißluftballons. Der Pilot fliegt den Ballon niedrig über die verschiedenen Täler, einmal ist er so niedrig, dass es wirkt, als könnte man einfach aussteigen und auf dem Gras unter uns weiter laufen. Die Steuerung des Ballons funktioniert ziemlich simpel: in den bodennahen Luftschichten weht der Wind in die eine, weiter oben in die andere Richtung. Um wieder zurück zum Ausgangspunkt zu kommen steigen wir sehr hoch, der Pilot sagt 800 Meter. Da wir in Kappadokien eh schon auf 1200 Metern sind, ist die Ansage etwas seltsam.
Besonders die Landung des Ballons ist spannend. Da der Pilot keine direkte Kontrolle über den Heißluftballon hat, landen jeden Tag hunderte Ballons wild verstreut in den umliegenden Feldern. Geländewagen mit Anhängern fahren über Wege und Wiesen es ist totales Chaos. Als Anwohner sollte man keinen zu gut gepflegten Rasen haben. Nach der Landung gibt es eine Sektzeremonie, die Plastikkorken werden einfach in die Büsche geschossen und der Kindersekt versprüht. Danach werden alle Gäste mit Gläsern versorgt, ich lehne dankend ab. Außerdem werden die Heißluftballon Flug Zertifikate verteilt und sehr schlecht bearbeitete Fotos für 10€ verkauft. Das Zertifikat wandert später in den Müll. Die Fotos gebe ich höflich wieder zurück. Im restlichen Bus wurde mit den Fotos aber ein gutes Geschäft gemacht. Zurück im Hostel geht es erstmal wieder ins Bett.
Später besuchen wir eine unterirdische Höhlenstadt. Von diesen gibt es in der Umgebung viele, sie dienten als Schutz im Falle von Angriffen. Immer wieder finden Hausbesitzer auf ihren Grundstücken Gänge in die Höhlen. Auf acht Etagen erstrecken sich Viehställe, Wohnräume, Küchen und Essenslager. Leider sind nur vier begehbar. Trotzdem macht es Spaß mit unseren Stirnlampen von den beleuchteten Hauptwegen abzubiegen und auf kleinen Gänge weiter in die Dunkelheit der Höhle vorzudringen.
Am letzten Tag repariere ich endlich meine Matratze. Der Besitzer des Hostels wollte Geld dafür, dass in den Hottub auf der Terrasse Wasser gelassen wird, damit ich dort das Loch in meiner Matte suchen kann. Generell hat er probiert aus allem Profit zu schlagen und war dabei auch noch sehr unfreundlich. Ich gehe lieber zum äußerst schicken chinesischen Restaurant neben an mit einer Bar außen. Dort gibt es auch einen Springbrunnen. Weil es noch früh am Morgen ist, sind die Kellner einverstanden, keine Minute später habe ich das Loch an der Unterseite gefunden. Zufrieden gehe ich auf die Dachterasse des Hostels und klebe dort in Ruhe den Flicken auf.
Die letzte Attraktion die ich noch nicht erkundet hatte, war das "Love Valley" benannt nach seinen Fels Formationen, die sehr gewissen männlichen Körperteilen ähneln. Es gibt eine längere Wanderung, ich kürze etwas mit dem Bus ab, steige aber versehentlich zu früh aus und vergesse zu zahlen. Danach geht es hinab, in das Tal, bis zu den Felsformationen ist es aber noch ein gutes Stück. Die Wanderung macht Spaß, ich sehe kaum andere Menschen. Irgendwann komme ich zu den Felsen, es sind tolle Fotomotive. Nach den Tagen hier werde ich mich erstmal wieder an normale Fotos ohne komplett außergewöhnliche Landschaften gewöhnen müssen.
Den restlichen Abend verbringen wir in einem Restaurant in einer Höhle, es gibt Eintopf aus einem Lehmbehälter der vor uns zerschlagen wird. Danach gehen wir ins Bett, morgen schauen wir ein letztes Mal die Ballons an.
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